Das Internet ist Mist
Das Internet hat ein Problem: das Netz der Netze
ist der Welt, der wirklichen Wirklichkeit,
erschreckend ähnlich. Allein dadurch, daß eine
bedeutende Teilmenge aller Angehörigen meines
Kulturkreises untereinander verinternetzt ist,
wird das Netz zu einem Abbild ebenjener oft arg
unsympathischen Kultur. Und gerade jene Leute die
ich im unvirtuellen Leben vorzugsweise ignoriere,
weitläufig umfahre oder gezielt umfahre, scheinen
einen unwiderstehlichen Drang zu verspüren, ihre
Spuren in den digitalen Sand zu schreiben und die
Abfallprodukte ihres degenerierten Denkvermögens
der übrigen Menschheit aufzudrängen.
Nun ist Surfen im Internet ein bißchen so wie die
Obduktion des menschlichen Kollektivhirns, man
lernt zwangsläufig einiges über die arg
eingeschränkte Denkfähigkeit des homo sapiens.
Komisches, seltsames Zeug bevölkert die
Festplatten dieser Welt... sich mit everywhere´s
trash zu beschäftigen, bringt wahrscheinlich keine
wirklich wertvollen Erkenntnisse, macht aber Spaß,
ist also vergleichbar mit BigMac-Essen. Dieser
leicht fettige Lustgewinn ist Sinn dieses Textes:
ich bilde mir nicht ein, irgendetwas an den
grundlegenden Tatsachen ändern zu können. Nehmen
wir also unseren relativ hochgelegenen, warmen
Liegesessel auf dem Oberdeck dieses sinkenden
Luxus-Onliners ein, und schauen wir dem
possierlichen Gewimmel auf den niedriger gelegenen
Decks zu:
Hallo! Ich bin schreiend doof!
Dies ist die einzige Aussage vieler privater
Homepages. Homepages tummeln sich in den Nischen
der Datenmüllhalde und lassen sich mit dem
Attribut "absolut überflüssig" meist treffend
einordnen. Der bedauerliche Charakterzug "ich habe
eigentlich nichts zu sagen" spiegelt sich
zwangsläufig im vollständig fehlenden Inhalt
hirntoter Homepages wider. Unangenehmerweise
schlägt trotzdem das tiefsitzende Vorurteil durch,
nachdem eine Existenz ohne eigene Homepage so
schlimm ist wie ein Leben ohne Fernseher, also
komplett sinnlos.
Eine vergleichsweise aussagestarke Homepage hat
heutzutage eine relativ starr vorgeschriebene
Grundform, die sich durch die Verbreitung
Homepage-erzeugender Programme herausgebildet hat:
für jeden Abschnitt werden Eingaben gefordert, die
anschließend gut vermischt, programmintern verdaut
und zumindest technisch halbwegs korrekt
ausgeschieden werden. Die Bedienung solcher
Programme erfordert keinerlei Vorwissen, und so
sieht das Endergebnis dann auch aus. Und
tragischerweise greift auch hier wie fast überall
im Leben das BIBO-Prinzip: bullshit in - bullshit
out. Terror im Internet - Das Nervensägenmassaker
(die Kurzfassung):
der Name (muß zumindest blinken, da er ganz
fürchterlich wichtig ist)
das Paßfoto (grobgerastert und verschwommen;
weniger entscheidend ist, welches Foto Verwendung
findet, man erkennt eh´ fast nix, und meist ist
das auch besser so)
der Schleim ("Hallo, nett, daß Du meine Homepage
besucht hast. Ich hoffe, sie gefällt Dir und Du
schaust mal wieder ´rein. Ich liebe Dich. Und im
übrigen bis du der 75984. Besucher.")
das große Gähnen (Zeugs, das eigentlich niemanden
interessiert, wie beispielsweise weitere
biografische Daten, Sternzeichen, Körpergewicht,
Lieblingsfarbe; hier dürfen gerne auch weitere
unscharfe Fotos von Mama, Manta, Göttergattin oder
Lieblingshund eingefügt werden)
der Inhalt (entfällt im allgemeinen ersatzlos)
die Links (auf Web-Seiten, die entweder schon
jeder kennt oder die noch nie von einem Menschen
besucht wurden; führen oft ins Leere wegen
Schreibfehler, Serverausfall oder Massenselbstmord
- siehe unten)
an beliebiger Stelle: viele, viele animated GIFs
(tausendmal gesehen, inhaltlich unbegründet, aber
Hauptsache, es bewegt sich was; wirkt irre
belebend und total originell!)
Und warum in die Ferne schweifen: sieh, das Grauen
liegt so nah! Auch auf diesem Server findet der
abgebrühte Datenmasochist Stoff der härtesten
Sorte. Aber sag´ nicht, ich hätte Dich nicht
gewarnt!
Klick mich! und mich! und mich!
Die Fernsehnation am Anfang des Jahrtausends:
Werbung alle zehn Minuten, aber kein Mensch sieht
noch hin. Währenddessen: der Anteil der zu
Werbezwecken im Internet übertragenen Daten
erreicht fast 95 % der Gesamtdatenmenge. Zufall?
Oder Unfall? Abfall? Zerfall?
Das Internet ist Mist
Von wegen "das Internet kostet nix!" Nur der Tod
ist kostenlos, und für den ganzen Rest mußt du
blechen bis an dein Lebensende. Ist dir eigentlich
schon aufgefallen, daß ein Großteil deiner
horrenden Telefonrechnung auf die Übertragung von
Werbebildchen zurückzuführen ist? Die meisten der
ach so kostenlosen Internetdienste (Suchmaschinen,
electronic newspapers, Datenbanken, ...)
finanziert sich über Reklame. Der Werbende baut
darauf, daß du, der du eigentlich gerade mit etwas
ganz anderem beschäftigt bist, auf seinen
Werbebanner klickst, seine aufwendig gestalteten
Reklameseiten aufmerksam und wohlwollend studierst
und sofort anschließend (per e-mail) seine für
dich nun unverzichtbar gewordenen Produkte
bestellst, von deren Existenz du noch Sekunden
vorher keine Ahnung hattest. Gewichtige Bücher,
schnelle Autos, extrakalte Kühlschränke,
fehlerhafte Software, veraltete Hardware.
Nette Idee. Einziger Haken an der Sache: it does
not work, baby. Das e-zine Wired hatte neulich die
Frage gestellt: "Welche Links würden Sie nie
anklicken?" und sie gleich beantwortet: Links mit
der Bezeichnung "click here!", wohl wissen, daß
man mit Sicherheit genau da landet, wo man gerade
jetzt nicht hinwill (dies gilt zumindest für nicht
völlig ahnungslose Datenjäger. Nun ist ein
globaler Marktschreier zwar prinzipiell weltweit
zu hören, aber nur, wenn jemand hinhört- und wie
ist das: liest du allwöchentlich das schmierige
Anzeigenblättle, das jeden Mittwoch deinen
Briefkasten verstopft? Schaust du Spielfilme nur
an, weil die Werbeblöcke so spannend sind?
Forderst du immer "völlig unverbindlich unsere
umfangreiche Informationsbroschüre" an, wenn man
dich darum bittet? Dann funktionierst du so, wie
es sich Mr. Buyme von der Click Here! Global
Advertising, Inc. wünscht. Mein herzliches
Beileid.
"Stupid aliens ate my Buick / sister / dick!"
Da die Wahrscheinlichkeit einer Internetpräsenz
linear mit dem persönlichen Knallkopffaktor
zunimmt, sind natürlich ausgerechnet die Leute
garantiert in Netz vertreten, die die heftigste
Klatsche haben. Bezeichnend, aber nicht
überraschend, ist, daß die "Heaven´s Gate"-Sekte
ihr Geld mit der Gestaltung von Web-Sites
verdiente, ebenjene Sekte aus San Diego, die sich
Ende März 1997 dreidutzendfach entleibte ("wir
verlassen lächelnd unsere Container"), um die
letzte Raumfähre zum intergalaktischen Space
Cruiser zu erwischen, der sich bekanntlich im
Windschatten des Hail-Bopp-Kometen versteckt. Das
ist schon wieder so komisch, daß es fast nicht
mehr entsetzlich ist. Ich würde hier gerne einen
Link auf die Original "Heaven´s Gate"-Homepage
hinsetzen, aber den Server gibt es nicht mehr. Der
Web-Administrator ist ... äh ... verreist. Der
Kram ist aber gespiegelt und so für die
zurückgebliebene, bemitleidenswerte Nachwelt
erhalten geblieben; in diesem Fall von der sonst
so humorlosen Washington Post, ansonsten aber auch
noch auf etwa zwei Dutzend anderen Servern im
Netz.
(http://www.trancenet.org/heavensgate/index.html)
Komplett mit Zugangshinweisen zum Himmelstor und
schon wegen dem gütig lächelnden Alien sehr
besuchenswert. (http://www.heise.de/tp/deutsch/inh
alt/glosse/1162/1162_1.jpg)
Natürlich hatte Sektengründer "Do" Applewhite
zuerst im Netz von jenem UFO erfahren. Diese
(wahrscheinlich per Präsidentenerlaß unterdrückte)
Nachricht ist eine von mehreren Dutzend
Lieblingsverschwörungen, die amerikanische und
europäische Paranoikerhirne verkleben. Und
wahrlich: Der Westen scheint mit seiner offenen
Gesellschaft und seinem eher ungefügen
Sozialgefüge besonders anfällig für derartige
Phantastereien zu sein. In der guten, alten
prä-digitalen Zeit mußte man noch tonnenweise
Flugblätter kopieren, um die bedrohte Welt mit
schrägen Angstphantasien belästigen zu können.
Heute ist der Aufwand leider deutlich geringer.
Plattenspeicher auf Web-Servern gibt´s für
Pfennigbeträge, und gutplazierte "Dokumente"
gewinnen, einmal veröffentlicht, ein
unkontrollierbares Eigenleben. Gleichgesinnte
Mitstreiter sorgen immer für die Verkündung auch
der allerabgefahrensten Gedankengänge. Bewohner
anderer Kontinente müssen zum Eindruck gelangen,
daß es am Himmel über den USA von UFOs, schwarzen
UNO-Hubschraubern, geklauten fighter jets und
schäbigerweise abgeschossenen Jumbos nur so
wimmelt. Nach einer aktuellen Newsweek-Umfrage
behaupten etwa 19 Mio. Amerikaner, sie hätten
schon einmal ein UFO gesehen. Folglich sind die
Einkaufspaläste mit lächelnden, kuhäugigen, aber
fleischfressenden Aliens überfüllt, und oft stehen
längst verstorbene, weil meuchlings ermordete
Filmstars hinter dir an der Kasse. Im Zweifelsfall
hat übrigens immer die Regierung Schuld. Aber
eigentlich nur George W.
Das Internet ist Mist
Die Standardtheorie für den nächsten
Flugzeugabsturz lautet nach vorläufigen
Hochrechnungen: "Der Jumbo wurde vom CIA
abgeschossen, weil Elvis zusammen mit Marylin und
JFK im Frachtraum eingesperrt war. Die drei wurden
von den Theta Tauris-Aliens als Gegenleistung für
die Verschonung der Erde gefordert und sollten
grausigen Sex-Experimenten unterzogen werden. Der
Frachtcontainer wurde auf die Hail-Bopp-HyperBase
gewarpt (oder welcher Komet dann gerade aktuell
ist) und der Jumbo wurde zur Vertuschung der
Spuren vernichtet. Dafür gibt es schlagende
Beweise: [es folgen 547 Seiten Beweismaterial und
1473 Links]". Und bei unvoreingenommener
Betrachtung spricht wirklich einiges für diese
These. Nach neusten Erkenntnissen wurde das WTC
übrigens durch schwarze Technologie der Dracos zum
Absturz gebracht.
(http://www.joconrad.de/dracos.html)
Nun hat der ganze Wahnsinn glücklicherweise kaum
Nebenwirkungen, weil er sich auf den Daten-Highway
beschränkt. Zugegeben, manchmal muß irgendwo in
Oklahoma ein Verwaltungshochhaus zur
Hauptbetriebszeit gesprengt werden, um die im
Obergeschoß verborgene Leitzentrale der schwarzen
Hubschrauber auszuschalten, und die
Selbstauflösung kompletter Sekten hat auch ihre
unästhetischen Aspekte, und ab und zu stellt sich
jemand mit seiner pump gun auf die main street, um
zwei Dutzend täuschend menschenähnlicher
Marsbewohner zu vermatschen - aber im Allgemeinen
ist das alles völlig harmlos.
Nimm mich optisch!
Die neben den bereits erwähnten 95 %
Online-Werbung verbleibenden Netzkapazitäten
werden fast vollständig für die Übertragung
optischer Informationen benötigt. Um konkret zu
werden: für Porno-Bildchen. Durch aufopfernde,
entbehrungsreiche und natürlich rein
wissenschaftlich begründete Recherchen im
Intersumpf habe ich zwar meine (sowieso nicht
allzu umfangreiche) Restmoral verloren, dafür aber
tiefgehende Einblicke in das Denken und Fühlen des
männlichen Mannes gewonnen. Jener besagte Mann
frißt grundsätzlich alles: von Blümchen-Sex über
XXX-rated und megaschräg bis komplett illegal
(obwohl mir, um das klar zu betonen, kein Bild der
letztgenannten Kategorie untergekommen ist. Aber
mit ausreichend perverser Motivation und Kontakten
zu entsprechenden Kreisen sollte auch dies kein
Problem sein.) Das ist natürlich kein Geheimnis,
und folglich leben an den Ausfallstraßen des
Daten-Highway ungezählte Anbietern von der
Feilbietung entsprechenden Materials: oftmals aus
längst vergessenen Schmuddelheftchen mit einem
Billig-Scanner eingelesen, verrauscht, verfärbt,
und so unscharf wie die Fahndungsplakate der
Siebziger Jahre.
Jedes Mittelklasseauto hat heutzutage eine
Kindersicherung, die allermeisten Porno-Sites
dagegen nicht, und das kann mich gar nicht
beunruhigen, da ich keine Kinder habe. Man muß
lediglich durch Mausklick akzeptieren, daß man
mindestens 21 Jahre alt ist und nackte Mädels
keineswegs als empörend empfindet (sonst wird man
umgehend zu Walt Disney gelinkt). Ich nehme an,
daß ich auch schon vor 20 - 25 Jahren diesen
Mechanismus durchschaut und sehr begrüßt hätte.
Denn eine fundierte gynäkologische Grundausbildung
kann im wirklichen Leben immer von Nutzen sein.
Zu den schrägsten Dingen, die im Netz zu finden
sind, gehören zweifellos die "amateurs":
Hardcore-Pics, auf denen Leute wie Heinz-Peter und
Gertrude aus dem Nachbarshaus bei Dingen zu sehen
sind, die deine Eltern sich wahrscheinlich nicht
einmal vorstellen konnten. Oft genug per
Selbstauslöser aufgenommen und ein Quell
überwältigender Ästhetik und knisternder Erotik.
Nun interessiert es dich eventuell nur periphär,
was Ed und Mary-Anne in ihrem Schlafzimmer so
machen; aber Ed scheint doch einiges daran zu
liegen, dich mit seinem hängenden, haarigen
Hintern und seinem unsagbar dämlichen
Gesichtsausdruck zu erfreuen, und Mary-Anne
präsentiert gutausgebildeten Speckröllchen auf
geblümter Überdecke und lächelt dich mit allen
verfügbaren Lippen an. Ein drolliges Pärchen,
zweifellos, aber während es bei Gattenmord,
Fahrerflucht und Steuerhinterziehung meist leicht
nachvollziehbare Gründe gibt, erhebt sich hier
doch die Frage: warum tun die das? Kickt es
wirklich, als virtueller Schwanz noch bis in den
letzten Winkel des Globus gelangen zu können?
Das Internet ist Mist
Ja, die bedrohliche Bedrohung unserer ohnehin
bedrohten Gesellschaft durch Pornos im Internet
ist schon erschreckend bedrohlich. Die
BILD-Zeitung, philosophisch angehauchte
Alternative zur digitalen Verdummung, hat es an
einem freundlichen Mai-Tag mit der Titelzeile "Er
mordete im Porno-Rausch" auf den Punkt gebracht,
und wie wir spätestens seit Hans Esser wissen:
BILD lügt fast nie. Marc Dutroux hatte übrigens
keinen Internet-Account, das behauptet nichtmal
BILD, aber das sollte uns hier nicht irritieren.
Zu bedenken wäre auch, daß Cyber-Porno weder
ansteckend noch ekelhaft schleimig noch unangenehm
feucht ist, also selbst für einen
durchschnittlichen Erzbischof noch leichter zu
akzeptieren wäre als diverse konkretere Dinge, die
lüsterne Menschen anstellen können, wenn die
Hormone Macht über sie gewinnen. Andererseits geht
es um puren Lustgewinn ohne weiteren Anspruch, und
mit sowas hat der besagte Bischof schon immer
Probleme gehabt.
Nun gut. Da du, lieber Leser, sicher furchtbar
lernbegierig bist, hier noch einige Erkenntnisse,
die ich bei meinen Selbstversuchen gewinnen
konnte, und die für dein tristes Sexualleben von
Bedeutung sein könnten:
alle Menschen sehen sich nackt enttäuschend
ähnlich;
die Variationsmöglichkeiten der geschlechtlichen
Vereinigung sind weniger vielfältig als zunächst
angenommen (was mit der recht geringen Anzahl
menschlicher Körperöffnungen zu tun haben mag),
andererseits aber doch wesentlich
abwechslungsreicher, als der bereits erwähnte
Erzbischof sich dies vorstellt;
Gruppensex mit mehr als 25 Personen wird ziemlich
unübersichtlich;
man kann Sex mit diversen, in jedem gut sortierten
Haushalt vorhandenen Gegenständen haben,
alternativ aber auch mit jedem Tier ab
Dackelgröße;
meistens ist es Zuckerguß;
Sex macht doof, und:
man muß sich schon sehr anstrengen, wenn man noch
irgendwas Neues machen will. But we try. Hard.
Es leuchtet ein, daß der Reiz digitaler Pornos
eine recht kurze Halbwertzeit aufweist. Dies ist
jedenfalls nichts, worüber man sich groß aufregen
müßte, es sei denn, man ist Bundestagsabgeordneter
der CSU und hat gerade nichts besseres zu tun.
"Mr. Einstein, ich hab´ da mal ´ne Frage..."
Wenn ich hier schon ein Gemetzel veranstalten,
dann sollte zumindest auch noch das
Lieblingsargument aller "ernsthaften" Netzjünger
geschlachtet werden: das Internet fördert
Wissenschaft und Forschung, indem es den
einzelnen, isolierten Wissenschaftler mit seinen
weltweit verstreuten Kollegen verbindet. Nette
Idee. Leider falsch. Das Internet ist eine eher
kontraproduktive Veranstaltung.
Erik Brynjolfsson, Professor am MIT, stellte in
der Zeitschrift Science die Behauptung auf, daß
der Datenfluß im Netz die wissenschaftliche Arbeit
erstickt, weil der akademische Diskurs im
allgemeinen Grundrauschen des Trivialen untergeht.
Das leuchtet ein: das meiste im Internet
verfügbare Zeugs ist entweder zu speziell oder
schlichter Unsinn. Newsgroups kollabieren unter
der Masse der Beiträge, vor allem der qualitativ
minderwertigen Beiträge. Die Informationsrecherche
wird immer zeitaufwendiger, während die Qualität
des Ergebnisses immer weiter abnimmt.
Die Folge: um ihre Diskussionen nicht durch
Laienfragen stören zu lassen, findet der
Meinungsaustausch unter Wissenschaftlern zunehmend
in nicht-öffentlichen Foren statt. Der Austausch
zwischen den Disziplinen geht verloren, das Netz
fördert den Rückzug des Einzelnen in immer enger
umgrenzte Wissensgebiete. Denn es ist immer noch
besser, auf der kleinen, einsamen Insel mitten im
Datenozean zu überleben, als in ihm zu ertrinken,
jetzt, wo der anfangs erwähnte Dampfer wegen
Überfüllung sinkt. Noch einmal Prof. Brynjolfsson:
"Es reicht einfach nicht, Leute zu verbinden. Dann
reden sie noch lange nicht miteinander."
Nur zur Erinnerung: als die amerikanischen
Militärs den Internet-Vorgänger ARPAnet für
Wissenschaft und Lehre freigaben, eröffneten sich
schlagartig neue, revolutionäre Nutzungsformen für
Forschung und Entwicklung. Dem heutigen Internet
ist diese Vergangenheit nicht anzumerken.
Das Internet ist Mist
Wer bis hier gelesen hat, ist eine Minderheit
Das Internet, unendliche Weiten. Aber flacher als
Ostfriesland, Beavis & Butthead und hundert
Blondinenwitze zusammen. Das nervt. Die
Internet-Gemeinde versucht garnicht erst, die
Bedeutungslosigkeit ihrer Lieblingsthemen zu
verstecken. Stattdessen werden sie wiederholt wie
auf einer hängengebliebene Schallplatte (Hey kids!
Wißt ihr überhaupt, was das mal war: eine
Schallplatte?). Jeder gibt seinen Senf dazu und
trotzdem kommt nichts zusammen.
Der konsumierende Internet-Surfer gleicht
weitgehend dem Zapper in der Fernsehlandschaft:
immer auf der Suche nach dem nächsten Kick, immer
in Panik, etwas zu verpassen, nirgendwo lang
genug, um mitzubekommen, um was es eigentlich
geht. Nach einer Statistik wird der Rollbalken,
dieses rechteckige Ding da rechts, nur bei 10 %
der übertragenen Dokumente verwendet. Das hat
Folgen: Texte mit dem Anspruch, gelesen zu werden,
müssen zwangsläufig kurz gehalten werden, weil
Lesen anstrengend ist und Denken noch viel
anstrengender. Gleichzeitig müssen sie aber
halbwegs auffällig gestaltet sein, um überhaupt
ins Auge zu fallen. Ausgefallene, spannende
Gedankengänge unterläßt man lieber, um den
geneigten Leser nicht auf halber Strecke zu
verlieren. Und im übrigen würden sie (der geneigte
Leser wie auch der ausgefallene Gedankengang)
sowieso in der Flut der angebotenen Seiten
gnadenlos untergehen: nach Diamanten auf der
Müllkippe zu suchen ist ein trauriges,
hoffnungsloses Geschäft.
Das Internet als globale, jederzeit zugängliche
Datenbank des gesamten Menschheitswissens? Das
Internet als Triebsatz für die lebenslange
Weiterbildung? Träum´ weiter! Jede
Stadtteilbibliothek läßt das Netz weit hinter
sich, wenn es um die Verbreitung von
Allgemeinwissen geht: geordneter angeboten, in der
Themenvielfalt umfassender, inhaltlich
tiefergehend, und das alles mit deutlich
geringeren Zugriffszeiten.
Das Internet ist dagegen Tummelplatz für
Paranoiker, verkappte möchtegern-Illuminaten,
Flachdenker, Dummschwätzer, digitale Fachidioten
und verhinderte CB-Funker, kurz: für Leute, denen
in der realen Realität niemand zuhört und die sich
deshalb vorzugsweise gegenseitig zulabern -
Diskussionsbeiträge mit dem Sinngehalt eines
kleinen Steaks. Meinungsfreiheit schön und gut,
aber was interessiert mich deren Meinung?
Hey, Leser, du glaubst, ich würde übertreiben?
Dann schau´ dir mal einige Minuten den
Search-Voyeur der Meta-Suchmaschine
(http://www.metatiger.com/voyeur) an! Aber Moment!
Bevor du den Link anklickst, solltest du dir zehn
Sekunden lang überlegen, für welche Dinge sich die
Bewohner des globalen Dorfes deiner naiven Meinung
nach wohl vorzugsweise interessieren. Wenn du dann
der Netzgemeinde lange genug beim Suchen
zugeschaut hast, wirst du erkennen: ich hatte
recht. Und noch untertrieben.
Da ist ein gutes Gefühl, mit den knapp 30 KB
dieses Textes einen kleinen Beitrag zur
Niveauanhebung des Netzes und zur Überlastung der
Datenleitungen geleistet zu haben.
Das Internet. Ich hasse das.
Das Internet ist Mist
http://www.texthalde.de/hatenet.html
Keine Schleichwerbung für Schrottsites hier !!!
Das Internet ist Mist
Lieber Alter Schm...,
wenn Du Dir Deine Texte nochmals durchliest,
erkennst Du vielleicht, dass nicht das Internet
Mist ist. Es ist eher so, dass manch ein
Zeitgenosse nichts Vernünftiges damit anfangen
kann.
Die Allerwenigsten, die lesen und schreiben
können,
sind auch Schriftsteller - und von jenen, die
heutzutage auf die linke Maustaste drücken können,
beherrscht nur eine Minderheit ihre Muttersprache
annähernd perfekt in der Schriftform. Trotzdem
dürfen und sollen sie auch ans und ins Internet.
Du beklagst die Oberflächlichkeit Deiner
Zeitgenossen,
beendest diese Absätze aber mit:
Meinungsfreiheit schön und gut,
aber was interessiert mich deren Meinung?
Ist das nicht Oberflächlichkeit in Reinstform?
Eindeutig ist das Internet KEIN Mist. Es ist von
unschätzbarem Wert. Nur der Mensch in seiner Masse
muss lernen, intelligent damit umzugehen. Einzelne
mögen es schon geschafft haben... Ist denn das
"Automobil" an sich Mist, weil jährlich Tausende
allein
in Deutschland direkt durch diese Errungenschaft
getötet werden?
"Es reicht einfach nicht, Leute zu verbinden. Dann
reden sie noch lange nicht miteinander." Welch
schönes
Zitat! Soll man nun weiterlernen oder
aufgeben? Du scheinst ja zum Resignieren zu
tendieren?
Da ich zu den "armen Kerls" gehöre, die das
Internet
schon zu benutzen hatten, als es noch keine bunten
Webseiten gab, sondern nur E-mail, ftp etc.,
habe ich vielleicht etwas Erfahrung um die
Nützlichkeit
der diversen Internetprotokolle. Das Internet ist
weitaus grandioser, als es nur für die
Bereitstellung
narzistischer Webseiten oder zur Befriedigung
pornographischer Gelüste zu benutzen. Ein Telefon
kann man ja auch für Sinnloses a la Klatsch
und Tratsch bzw. 0190/0900er Nummern
missbrauchen - oder für einen lebensrettenden
Notruf. Schaffst Du Deine Telefone ab, weil andere
Menschen mit ihren nichts Sinnvolles anstellen?
Es liegt zum ganz kleinen Teil auch an Dir, dass
das Internet immer besser wird .... )))))))
Schöne Grüße mit Hilfe eben dieses Systems!
Dr. Michi