Willkommenskultur

NN, Montag, 15. Mai 2017, 20:11 (vor 2510 Tagen) @ Divara

Pardon: Wat für ein Scheiß.


1. Wenn jemand Anfang / Mitte 60 noch gut / immer noch gut / wieder skatet, dann gibt es daran an sich rein gar nichts auszusetzen; weder unter der Maßgabe der Vernunft, noch der Ästhetik. Der Betreffende hängt ja nicht im 80er-Jahre-Rapper-Trainingsanzug mit Pubertisten an einer Halfpipe ab (oder so).

Genauso gut bzw. genauso schlecht könnte man meinen, dass Personen im Rentenalter kein Fahrrad mehr benutzen sollten.

Sofern du die Pubertisten oder den entsprechenden Kommentar nicht erfunden haben solltest, kann man nur sagen, dass ihre Einstellung idiotisch ist. Und man sollte ihnen das so sagen.


Das ist zu spät. (Ich denke mir meine Geschichten nicht aus!) Die betreffenden Pubertierenden sind inzwischen im Beruf und erinnern sich wahrscheinlich an nichts mehr.
Abgesehen davon kann ich, da ich sie fast täglich am Hals habe, die Einstellung Pubertierender nicht ganz ignorieren. Zumal ich eine etwas positivere Meinung von ihnen habe. Da sie nämlich in der Schule definitiv nichts mehr lernen, greifen viele von ihnen zur Selbsthilfe, denn döfer sind sie ja nicht. Da macht man dann manch erstaunliche Erfahrung.
Die Tatsache, dass ich sogar Handy-mäßig auf dem neusten Stand bin, verdanke ich einem dieser Teufel. Als ich mal mein Handy neben mich auf den Tisch legte, kriegte er große Augen und sagte bewundernd: Oh so'n Handy hatte mein Papa auch mal. Nee - ich hör schon, was die zu sagen haben.


Abgesehen davon habe ich in den letzten Jahren immer mehr Bewegungslegastheniker in den 20ern beobachtet, das gilt zumindest für einige junge Leute in Berlin. Wobei der Begriff Bewegungslegastheniker genau genommen unangebracht ist: Die Betreffenden bewegen sich nicht deshalb so, weil sie einen angeborenen Defekt hätten, sondern weil sie in ihrer Kindheit und Jugend keinen Sport betrieben oder sich sonstwie großartig bewegt und stattdessen deutlich mehr Zeit am Monitor verbracht haben.

Beim Squash etwa habe ich letztes Jahr z.B. zwei normal aussehende junge Männer Mitte 20 gesehen, bei denen schwer zu entscheiden war, ob sie die Motorik eines Sieben- oder eines Siebzigjährigen haben. Die Eltern werden sie früher nie zu irgendeiner sportlichen Betätigung angehalten haben und vom Sportunterricht wird wahrscheinlich die Hälfte ausgefallen sein. Und wenn mal Schnee lag, ist die sich vegetarisch ernährende Lehrerin gekommen und hat den Kids die Schneeballschlacht untersagt.

2. Cord-Sakkos und sagen wir mal: legerere Jeans gibt es (auch heutzutage) in unterschiedlichen Preis- und Güteklassen. D.h.: Es gibt hier einen feinen (oder gar nicht mal so feinen) Unterschied zwischen einem leicht sportlich zeitlosem Look und einem eher ungepflegt stehengebliebenem Look.

Du hättest aber insoweit recht, als auch ein nicht-abgewetztes, nicht-hellbraunes und gut geschnittenes Cord-Sakko mit einer Schnibbel-Jeans voll scheiße aussehen würde.

Ich bin da auch bei dir, wenn du sagst, dass dergleichen bei einem 60-jährigen peinlicher aussieht / aussähe als bei einem 16-jährigen, dem man das noch eher nachsehen kann und bei dem sowas weniger auffällt. Aber der Punkt ist, dass genau genommen künstlich zerfetzte Jeans unabhängig vom Träger / der Trägerin scheiße aussehen. Und wenn etwa eine junge Frau mit schönen Beinen eine von diesen kunstvoll zerfetzten Jeans trägt, dann sieht das nicht deshalb besser aus als es bei einem durchschnittlichen 60-jährigen Mann, weil die Jeans so cool ist, sondern weil die junge Frau schöne Beine hat. Wenn nämlich die Frau nur jung wäre, aber schwabbelige, dicke Beine hat / hätte, dann würde man denken: "Mensch Mädchen, zieh dir doch eine andere Hose an! (Oder geh trainieren und nimm ab.)"

Die affigste Hosenmode ist allerdings nicht die postpubertäre Fetzen-Jeans, sondern die Lehm-Jeans. Wie gesehen letztes Jahr bei einem echt hetero-tuntigen Sportstudio-Moderator, der für AfD-Genderisten (männliche Rollenvorbilder: Loden-Gauland als Gentlemen und saufende Russen als sportliche Jungmänner) eine helle Freude wäre.

Ich dachte zunächst, dass der betreffende Moderator (ca. Mitte 30) völlig verpeilt gewesen wäre und sich die Jeans angezogen hätte, mit der er das Blumenbeet seiner veganen Frau umgegraben hat. Aber nein: Die hellere Bluejeans war an den helleren Stellen hellbraun eingefärbt und hatte dadurch einen Dreckslook. Und dazu trug er noch eines von diesen Sakkos, die nur bis zum oberen Ende der Hüftknochen reichen und eher so aussehen, wie eine offene, kurze Jacke.

Eines ist klar: Die besagte Drecksjeans wird wahrscheilich schon jetzt nicht mehr produziert und diese eindeutig zu kurzen Sakkos / Jackets werden auch wieder ganz verschwinden.

Dagegen ist (z.B.) eine gepflegtes Cord-Sakko zeitlos.


Herr Cut brüstete sich aber mit einem 68er Sakko.

Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass es im Rahmen des Tragens von Cord neben ästhetischer Nekrophilie (die im gegebenen Fall auch mit weltanschaulicher Nekrophilie einher geht) auch eine Art von zeitloser Sportlichkeit gibt.


"Ich seh dann Herrn Ströbele vor mir."

Ich habe Herrn Ströbele letztes Jahr im Volkspark einmal leibhaftig vor mir gesehen. Er schob sein Fahrrad durch ein Drängelgitter und trug eine pegidahafte Funktionsjacke. Normalerweise tragen gealterte Kreuzberger Linkszausel keine gräulichen oder beigen, sondern bunte Funktionsjacken. Ströbele ähnelt zunehmend dem Imperator aus Star Wars.

"68 wird nächstes Jahr 50. Es gehört inzwischen auf den Müllhaufen der Geschichte. [/color]"

Heute lief ein Graubärtiger mit Nickelbrille und Lederumhängetasche in aller Seelen Ruhe bei Knallrot über eine Kreuzung auf der es bereits einen Rückstau gab. Als der Busfahrer, der liebend gerne die Krezung frei machen wollte, hupte, blieb die 1-Mann-Fußgänger-Demo ungerührt. So jemandem muss man gefährlich nahe kommen und klar machen, dass man zu drastischen Maßnahmen bereit ist, um ihn aus dem Konzept zu bringen.

Das war in einer anderen Sitaution, neulich Abend in der Tankstelle als ich meine Zeitung kaufte, vermutlich mein Glück. Ein angetrunkener, sehr fleischiger Drecksrusse fragte mich latent aggressiv, was ich von Putin hielte. Ich sagte ihm, dass Putin ein Verbrecher ist. Das hat ihm absolut nicht gefallen. Es kam dann nicht zu einer Schlägerei. Der Tankstellen-Angestellte meinte hinterher, dass ich einen leicht irren Blick bekommen hätte.

Jetzt fehlt nur noch ein Erdoganisten-Arschgesicht, das mich auf seinen Meister anspricht.


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