Islam in Action

Duni, Montag, 01. September 2003, 22:44 (vor 7761 Tagen)

Über Nacht weltberühmt geworden
von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 30. August 2003

Dr. Nabil Hilmi, Dekan der juristischen Fakultät
der Universität Al-Zaqaziq,
100 Kilometer nordwestlich von Kairo gelegen,
wurde über Nacht weltberühmt.
In einem Interview mit der Wochenzeitung Al Ahram
el Arabi, kündigte er die
wohl größte Schadenersatzklage der Weltgeschichte
an. Mit Ägyptern in der
Schweiz wolle er "alle Juden der Welt" zwingen,
vor 5758 Jahren gestohlenes
Gold zu erstatten. Unter der Führung des Moses
hätten die "Juden" über 300
Tonnen Gold aus dem Pharaonenreich mitgehen
lassen. Mit 5 Prozent Zinsen pro
Jahr ergebe die historische Schuld an Ägypten
heute einen Wert von 1.125
Trillionen Tonnen Gold. Da selbst den vermeintlich
so reichen Juden nicht
zugemutet werden könne, diese Summe
zusammenzutragen, macht Dr. Hilmi den
pragmatischen Vorschlag, die Schuld in Raten
eintausend Jahre lang
abzuzahlen. Der Diebstahl sei schon in der
Pharaonenzeit durch eine
"polizeiliche Untersuchung" nachgewiesen worden.
Ohnehin hätten die Juden in
ihren Heiligen Schriften den Diebstahl
eingestanden. Wie sonst hätten sie zu
Füßen de Berges Sinai ein "Goldenes Kalb" gießen
können, wenn nicht mit dem
gestohlenen ägyptischen Gold? Die Juden hätten den
Ägyptern nicht nur
Goldringe gestohlen, sondern auch Kochtöpfe. Und
warum ausgerechnet
Kochtöpfe? Ganz einfach. Um vom Goldraub
abzulenken. Für Hilmi ist klar,
dass die "auf ihren Balkonen heulenden ägyptischen
Frauen vor allem ihren
Kochpötten nachweinten" und nicht dem Gold. "Der
Diebstahl der Kochtöpfe
zeigt, wie pervers die Juden sind."

Das kuriose Interview in einer seriösen
ägyptischen Zeitschrift wäre ohne
die Übersetzung durch MEMRI von der
Weltöffentlichkeit unbemerkt geblieben.
MEMRI ist in den USA seit 1998 als
"uneigennütziger Verein" eingetragen. Der
Übersetzungsdienst will die "unbekannte" arabische
Welt dem Westen näher
bringen. Der Gründer, Jigal Carmon, war
israelischer Geheimdienstoffizier
und diente unter Jitzchak Rabin, während der
Geheimverhandlungen um die
Osloer Verträge, als "Terrorberater" der
Regierung, in Israel ein wichtiger
Posten mit vielen Einblicken in die arabische
Welt. Nach dem 11. September
2001 machte MEMRI Schlagzeilen, da nun den
Amerikanern klar geworden war,
wie wenig sie von der arabischen Welt wussten.
MEMRI, mit Filialen in
Jerusalem und Berlin, öffente kürzlich sogar ein
Büro in Bagdad. Mitarbeiter
von MEMRI übersetzen Predigten mit zum Teil
haarsträubender anti-westlicher
und antisemitischer Hetze, Zeitungsartikel aber
auch Essays arabischer
Intellektueller, die sich um Demokratisierung
bemühen. Doch die Auswahl der
Texte verursacht Unmut. Die Offenlegung von Hass
und Absurditäten in der
arabischen Welt werden als gezielte Propaganda des
israelischen
Geheimdienstes aufgefasst. Das Hilmi-Interview
wurde übersetzt, um
antisemitische Auswüchse in Ägypten aufzuzeigen.

Erwartungsgemäß löste Hilmi einen weltweiten
virtuellen Lacher aus.
Innerhalb weniger Tage stieg sein Ruhm im Internet
von zwei auf über 500
Treffer an. Nicht nur Juden meldeten sich, um
diesen "ägyptischen Exodus aus
der Vernunft" zu kommentieren. Einige verlangten
eine Nachzahlung des Lohnes
für 400 Jahre Sklavenarbeit unter den Pharaonen.
Andere meinten, dass dem
jüdischen Volk Prozente aus Tourismuseinnahmen
zustünden, für die Pyramiden,
die sie in Fronarbeit errichtet und hinterlassen
hätten. Ein israelischer
Professor meldete sich freiwillig, Moses vor
Gericht zu verteidigen. Er
wolle auf "Verjährung" plädieren und andererseits
die Ägypter auf andere
Verse in der Bibel hinweisen: "Da steht doch, dass
das Land Israel vom Nil
und bis zum Eufrates reiche und allein den Juden
verheißen sei." Ein
Spaßvogel argumentiert, dass die Bibel nirgendwo
den Islam oder dessen
Anspruch auf die Welt erwähne. "Die Ägypter
behaupten, die Nachfahren der
alten Ägypter zu sein. Das ist so lächerlich wie
die Behauptung der
Palästinenser, Nachfahren der
(griechischstämmigen) Philister zu sein."
Einer bietet Dr. Hilmi Rechtshilfe an: "Gott
sollte als Hauptverschwörer
mitangeklagt werden. In seinem Bestseller-Buch,
der Bibel, gesteht Gott
offen, den großen Raub geplant und ausgeführt zu
haben. Am einfachsten wäre
es, ihn vor ein belgisches Gericht zu zerren.
Fraglich ist nur der
Strafvollzug."


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