Syrien

Serious Black, Dienstag, 07. Dezember 2021, 11:03 (vor 843 Tagen)

Die NYT beschäftigt sich mit dem neuesten Narco-Staat:

As the war dragged on, the country’s economy fell apart and a growing number of Mr. al-Assad’s associates were targeted with international sanctions. Some of them invested in captagon, and a state-linked cartel developed, bringing together military officers, militia leaders, traders whose businesses had boomed during the war and relatives of Mr. al-Assad.

Captagon labs are scattered across government-held parts of Syria, according to Syrians in areas where the drugs are produced — in territory controlled by Hezbollah near the Lebanese border; outside the capital, Damascus; and around the port city of Latakia.

Many of the factories are small, in metal hangars or empty villas, where workers combine the chemicals with mixers and press them into pills with simple machines, according to two Syrians who have visited them. Soldiers guard some facilities. Others bear signs declaring them closed military zones.

The finished pills are hidden in false bottoms in shipping containers; packages of milk, tea and soap; and shipments of grapes, oranges or pomegranates. Then they are smuggled overland to Jordan and Lebanon, where some leave via Beirut’s air and seaports. The largest portion leave Syria from the Mediterranean port of Latakia.

The security bureau of the Fourth Division, headed by Maj. Gen. Ghassan Bilal, provides much of the network’s nervous system. According to regional security officials and a former Syrian military officer, the bureau’s troops protect many of the factories and ease the movement of drugs to Syria’s borders and the port.

“The division’s presence in the region is dangerous,” said Col. Hassan Alqudah, the head of the narcotics department for Jordan’s Public Security Directorate. “Captagon factories are present in the Fourth Division’s areas of control and under their protection.”

https://www.nytimes.com/2021/12/05/world/middleeast/syria-drugs-captagon-assad.html

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Syrien

Alex @, Dienstag, 07. Dezember 2021, 11:35 (vor 843 Tagen) @ Serious Black

Genau das richtige Produkt, um die Kampffähigkeit von zornigen jungen Männern zu erhöhen.
Anscheinend reicht der Blutzoll der letzten Dekaden immer noch nicht.

Syrien

Serious Black, Donnerstag, 09. Dezember 2021, 01:18 (vor 841 Tagen) @ Alex

Der Drogenhandel dient der Devisenbeschaffung, weil die Wirtschaft zusammengebrochen ist und z.B. die Regimeschergen bei Laune gehalten werden müssen.

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Syrien

Alex @, Donnerstag, 09. Dezember 2021, 09:40 (vor 841 Tagen) @ Serious Black

Der Drogenhandel dient der Devisenbeschaffung, weil die Wirtschaft zusammengebrochen ist und z.B. die Regimeschergen bei Laune gehalten werden müssen.

Das glaube ich weniger.
Captagon ist ein Medikament, das sich in Deutschland, Europa und USA seit den attraktiveren Amphetaminen in den späten 70ern weitgehend verabschiedet hat.
Es ist in Gegenden bewaffneter Konflikte und hauptsächlich im afrikanischen Raum nützlich, sei es Syrien, Libyen oder in den weiter südlichen Kriegsgebieten wie z.B. Mali.
Die große Devisenbeschaffung ist damit imho nicht zu leisten, für diesen eher altertümlichen Stoff gibt es auch keinen wirklichen Markt in wirtschaftlich potenten Staaten.
Aber für die Durchsetzung militärischer Ziele in steinzeitlichen Gefilden anscheinend ein probates Mittel...:-D

Syrien

Serious Black, Donnerstag, 09. Dezember 2021, 17:16 (vor 841 Tagen) @ Alex

Beispielsweise in arabischen Staaten scheint das Zeug angesagt zu sein; und zwar nicht nur als "Panzerschokolode". Geht aber auch aus dem NYT Artikel hervor.

Syrien

NN, Donnerstag, 09. Dezember 2021, 21:41 (vor 840 Tagen) @ Alex

Der Drogenhandel dient der Devisenbeschaffung, weil die Wirtschaft zusammengebrochen ist und z.B. die Regimeschergen bei Laune gehalten werden müssen.


Das glaube ich weniger.
Captagon ist ein Medikament, das sich in Deutschland, Europa und USA seit den attraktiveren Amphetaminen in den späten 70ern weitgehend verabschiedet hat.
Es ist in Gegenden bewaffneter Konflikte und hauptsächlich im afrikanischen Raum nützlich, sei es Syrien, Libyen oder in den weiter südlichen Kriegsgebieten wie z.B. Mali.
Die große Devisenbeschaffung ist damit imho nicht zu leisten, für diesen eher altertümlichen Stoff gibt es auch keinen wirklichen Markt in wirtschaftlich potenten Staaten.
Aber für die Durchsetzung militärischer Ziele in steinzeitlichen Gefilden anscheinend ein probates Mittel...:-D

Es kann gut sein, dass auch nennenswerter Eigenkonsum in Syrien und/oder Libanon stattfindet. In der arabischen Welt und in Teilen Afrikas gibt es aber definitiv einen Markt für Captagon (x Artikel, die ich jetzt nicht rauskrame). Ich habe keine Ahnung, wie hoch die Margen sind. Aber selbst dann, wenn sie im Vergleich zu anderen Drogen kleiner sind, gilt zu bedenken, dass das Assad-Regime eine downgesizete Veranstaltung ist. Und auch die Hisbollah (die übrigens einiges an Cannabis vertickt) kann jeden Dollar gebrauchen, den sie sich neben der Unterstützung des Mullah-Regimes dazuverdient.

Für beide Akteure ist es nahezu folgerichtig, ins mehr oder weniger nahe Ausland Drogen zu verticken, weil sie ansonsten nichts anzubieten haben.

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Syrien

Alex @, Freitag, 10. Dezember 2021, 09:20 (vor 840 Tagen) @ NN

Der Drogenhandel dient der Devisenbeschaffung, weil die Wirtschaft zusammengebrochen ist und z.B. die Regimeschergen bei Laune gehalten werden müssen.


Das glaube ich weniger.
Captagon ist ein Medikament, das sich in Deutschland, Europa und USA seit den attraktiveren Amphetaminen in den späten 70ern weitgehend verabschiedet hat.
Es ist in Gegenden bewaffneter Konflikte und hauptsächlich im afrikanischen Raum nützlich, sei es Syrien, Libyen oder in den weiter südlichen Kriegsgebieten wie z.B. Mali.
Die große Devisenbeschaffung ist damit imho nicht zu leisten, für diesen eher altertümlichen Stoff gibt es auch keinen wirklichen Markt in wirtschaftlich potenten Staaten.
Aber für die Durchsetzung militärischer Ziele in steinzeitlichen Gefilden anscheinend ein probates Mittel...:-D


Es kann gut sein, dass auch nennenswerter Eigenkonsum in Syrien und/oder Libanon stattfindet. In der arabischen Welt und in Teilen Afrikas gibt es aber definitiv einen Markt für Captagon (x Artikel, die ich jetzt nicht rauskrame). Ich habe keine Ahnung, wie hoch die Margen sind. Aber selbst dann, wenn sie im Vergleich zu anderen Drogen kleiner sind, gilt zu bedenken, dass das Assad-Regime eine downgesizete Veranstaltung ist. Und auch die Hisbollah (die übrigens einiges an Cannabis vertickt) kann jeden Dollar gebrauchen, den sie sich neben der Unterstützung des Mullah-Regimes dazuverdient.

Für beide Akteure ist es nahezu folgerichtig, ins mehr oder weniger nahe Ausland Drogen zu verticken, weil sie ansonsten nichts anzubieten haben.

Es ist eine Droge für die Milizen, egal wo in Afrika. Das macht die Sach‘ nicht besser.
Mir ging es nur darum, dass ich die Devisenbeschaffung der „positiven“ Wirkung auf die Kampffähigkeit unterordnen würde.
Dass die Hisbollah ihre Arsenale aus den Gewinnen des Cannabishandels aufstockt ist nur ein weiterer Beleg für die Sinnhaftigkeit einer weitgehend staatlich kontrollierten Legalisierung von Cannabis.

Syrien

NN, Freitag, 10. Dezember 2021, 16:56 (vor 840 Tagen) @ Alex

Der Drogenhandel dient der Devisenbeschaffung, weil die Wirtschaft zusammengebrochen ist und z.B. die Regimeschergen bei Laune gehalten werden müssen.


Das glaube ich weniger.
Captagon ist ein Medikament, das sich in Deutschland, Europa und USA seit den attraktiveren Amphetaminen in den späten 70ern weitgehend verabschiedet hat.
Es ist in Gegenden bewaffneter Konflikte und hauptsächlich im afrikanischen Raum nützlich, sei es Syrien, Libyen oder in den weiter südlichen Kriegsgebieten wie z.B. Mali.
Die große Devisenbeschaffung ist damit imho nicht zu leisten, für diesen eher altertümlichen Stoff gibt es auch keinen wirklichen Markt in wirtschaftlich potenten Staaten.
Aber für die Durchsetzung militärischer Ziele in steinzeitlichen Gefilden anscheinend ein probates Mittel...:-D


Es kann gut sein, dass auch nennenswerter Eigenkonsum in Syrien und/oder Libanon stattfindet. In der arabischen Welt und in Teilen Afrikas gibt es aber definitiv einen Markt für Captagon (x Artikel, die ich jetzt nicht rauskrame). Ich habe keine Ahnung, wie hoch die Margen sind. Aber selbst dann, wenn sie im Vergleich zu anderen Drogen kleiner sind, gilt zu bedenken, dass das Assad-Regime eine downgesizete Veranstaltung ist. Und auch die Hisbollah (die übrigens einiges an Cannabis vertickt) kann jeden Dollar gebrauchen, den sie sich neben der Unterstützung des Mullah-Regimes dazuverdient.

Für beide Akteure ist es nahezu folgerichtig, ins mehr oder weniger nahe Ausland Drogen zu verticken, weil sie ansonsten nichts anzubieten haben.


Es ist eine Droge für die Milizen, egal wo in Afrika. Das macht die Sach‘ nicht besser.
Mir ging es nur darum, dass ich die Devisenbeschaffung der „positiven“ Wirkung auf die Kampffähigkeit unterordnen würde.
Dass die Hisbollah ihre Arsenale aus den Gewinnen des Cannabishandels aufstockt ist nur ein weiterer Beleg für die Sinnhaftigkeit einer weitgehend staatlich kontrollierten Legalisierung von Cannabis.

Ergänzend:

https://www.tagesspiegel.de/politik/syriens-machthaber-baschar-al-assad-wenn-der-praesi...

Assad und die Alawiten

Serious Black, Dienstag, 14. Dezember 2021, 10:34 (vor 836 Tagen) @ Serious Black

The same repressive authoritarian regime that is dominated by Alawites and has immiserated Syrians for generations — including the vast majority of Alawites — is the one that Alawite dissidents resort to when they are cornered. Said differently, we have been forced to navigate a system we wish to dismantle in hope that we can live long enough to see its downfall. But it is also the perfect snapshot of the intimate contradictions that run deep in the Alawite community. Within these two degrees of separation lies a window into the regime, the Alawites and Syrian politics.


https://newlinesmag.com/first-person/for-syrias-alawites-the-dissenters-and-the-regime-...

Assad und die Alawiten

Serious Black, Freitag, 11. Februar 2022, 09:50 (vor 777 Tagen) @ Serious Black

The story of Khizam is not unique: It is representative of a subset of Alawite sheikhs who not only supported the regime in 2011 but also took up arms and mobilized to repress the uprising. Their anxieties as minority religious leaders impelled them to commit violence they may have believed was defensive in nature, on the basis that it would prevent future violence against their sect. This anticipatory or preemptive violence became a self-fulfilling prophecy; indeed it radicalized many victims and their communities and ultimately drew retributive violence. After 11 long years of conflict, the failure of this approach is clear to all: There have been no winners, in any sect.

https://newlinesmag.com/reportage/the-specter-of-sectarian-violence-in-syria/

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