US-Medien im Krieg

Evi Dentz, Sonntag, 18. Mai 2003, 08:48 (vor 7860 Tagen)

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,2
48835,00.html

Interessanter Artikel des Amerikaners Mark
Hertsgaard im Spiegel.
Auszug:

Wiederholung triumphiert über Wahrheit


Obwohl es in den Vereinigten Staaten kaum bemerkt
wird, ist die Macht und Allgegenwärtigkeit
offizieller Propaganda im politischen Leben
Amerikas immens.
Jeder, der das bezweifelt, muss sich mit der
folgenden Tatsache auseinander setzen: Am Vorabend
des Irak-Krieges glaubten 45 Prozent der
Amerikaner, dass Saddam Hussein in die
Terrorattentate vom 11. September "direkt
involviert" war.

Natürlich gab es keinen Beweis für diese
Verbindung, wie die CIA selbst erklärt hatte. Doch
die Bush-Regierung und ihre konservativen
Alliierten verkauften die Idee - und die
Implikation, dass der Krieg im Irak ein Akt der
Rache und Selbstverteidigung sei - an einen
Großteil der amerikanischen Öffentlichkeit - dank
der Mithilfe einiger eingeschüchterter und
willfähriger Nachrichtenmedien.

Eine Rede, die George W. Bush am 26. Februar 2003
hielt, illustriert, wie das Weiße Haus Saddam mit
dem Horror des 11. Septembers in Verbindung
brachte, während die Aufmerksamkeit von Osama Bin
Laden, dem weiter freien, wahren Drahtzieher der
Attacke, abgelenkt wurde.

Bushs Redenschreiber waren klug genug, ihren
Präsidenten nicht geradeheraus behaupten zu
lassen, dass eine Verbindung zwischen Saddam und
der Qaida existiert, eben weil es keinen Beweis
für eine derartige Verbindung gibt. Stattdessen
basierte die Rede auf assoziierter Schuld und
konstruierte einen Beweis in vier Schritten.

Im ersten Schritt beschwor Bush die heilige
Erinnerung an den 11. September, jenen Tag, als
Terroristen unsagbares Leid und Kummer über die
Amerikaner brachten.

Als nächstes gelobte der Präsident, dem
Terrorismus nie wieder zu erlauben, die
Vereinigten Staaten anzugreifen.

Im dritten Schritt verkündete Bush, dass Saddam
ein Terrorist sei, dessen Massenvernichtungswaffen
Amerika gefährden.

Schließlich folgerte er, dass Saddam entfernt
werden müsse, um eine Wiederholung der Tragödie
vom 11. September zu verhindern.

Es war ein eleganter Taschenspielertrick: Weil
Amerika unter dem Terrorismus gelitten hatte,
musste Saddam büßen - auch, wenn es keinerlei
Beweis dafür gab, dass er hinter dem Angriff
steckte. Es war ein Glück für Bush, dass die
amerikanischen Medien diesen Taschenspielertrick
unerwähnt ließen, als sie über die Rede
berichteten.

Das Fernsehen war wie üblich am unkritischsten.
Die Abendnachrichten machten mit schmeichelnden
Bildern des redenden Präsidenten auf, zu denen die
TV-Moderatoren fade die Anschuldigungen gegen
Saddam und die Beteuerung wiederholten, dass die
Beseitigung Saddams zu Demokratie im Irak und
Frieden im Nahen Osten führen würde.

Unter allen Massenmedien war es allein die "New
York Times", die in ihrer Berichterstattung einer
Warnung der amerikanischen Bevölkerung vor der
zweifelhaften Glaubwürdigkeit der Rede am nächsten
kam. Sie nannte sie "ein dramatisches Beispiel für
die Public-Relations-Strategie der Regierung".

Wiederholung ist das Geheimnis effektiver
Propaganda,
und die Bush-Regierung zeigte sich sehr
diszipliniert darin, in den kriegsvorbereitenden
Monaten immer wieder dieselbe Botschaft zu
wiederholen.

Natürlich erwiesen sich viele der spezifischen
Behauptungen, die während dieser Zeit gemacht
wurden, als schlicht falsch. Neben dem CIA-Dementi
einer Verbindung zwischen Saddam und der al-Qaida
gab es auch noch den Hinweis des früheren
tschechischen Präsidenten Vaclav Havel, der ein
angebliches Treffen zwischen al-Qaida und
Saddam-Agenten in Prag mit seinen Äußerungen
unglaubwürdig machte.

Die "Los Angeles Times" enthüllte zudem, dass die
Regierungs-Beweise über irakische Uran-Käufe im
Niger in Wahrheit schlecht gefälschte Dokumente
waren. Doch die meisten amerikanischen
Nachrichtenmedien berichteten über solche Dinge
nur kurz, wenn überhaupt. Die Niger-Enthüllung
wurde sogar von allen Fernsehsendern und den
meisten Printmedien komplett ignoriert. Folglich
hatten diese gelegentlichen Widersprüche zur
offiziellen Linie wenig Auswirkungen auf das
öffentliche Bewusstsein Amerikas - besonders im
Vergleich zum konstanten Trommelwirbel der
Regierungsrhetorik.

Wiederholung triumphierte über die Wahrheit.


US-Medien im Krieg

Dudi, Sonntag, 18. Mai 2003, 10:12 (vor 7860 Tagen) @ Evi Dentz

VICTIMS OF MASS GRAVES

Hundreds of Iraqi people are trying to identify
their loved ones at several mass graves, holding
around 15,000 victims of Saddam Hussein´s regime.

The graves were discovered last week in the
central city of Hilla, site of ancient Babylon.


The bodies are thought to date back to the Shiite
uprising that followed the US withdrawal from Iraq
in 1991.

"In the last week, four sites have been discovered
in Al-Hilla city alone, with approximately 15,000
bodies," said Entifadh Qanbar, a spokesman of the
INC.

´Collecting bones´

"Citizens are excavating with great sadness and no
assistance, collecting bones.

"Mothers and fathers are trying to identify their
children with ID cards and scraps of clothes that
they were last seen in," he said.



Up to 15,000 bodies found





He appealed to the US-led coalition´s Office for
Reconstruction and Humanitarian Assistance, and
other organisations to help the Iraqi people
account for hundreds of thousands still missing.

A US army official in Hilla could not confirm the
find in the graves, situated around 60 miles south
of Baghdad.

Torture

But a spokesman from the Iraqi National Congress
said that over a million people were killed during
Saddam´s reign.

He also said that there was evidence of torture
and murder among the 15,000 bodies found in Hilla.

US marines at the site said the bones included
those of children aged around 10-12.

The International Committee of the Red Cross
announced at the end of April that it had
contacted coalition forces and a number of aid
agencies to try to check numerous reports about
mass graves in Iraq.




Last Updated: 11:49 UK, Wednesday May 14, 2003


US-Medien im Krieg

Smadar, Sonntag, 18. Mai 2003, 10:18 (vor 7860 Tagen) @ Evi Dentz

Evi Dentz schrieb:

Wiederholung triumphiert über Wahrheit


Ja, dieser Artikel ist der beste Beweis dafür,
dass Propaganda durch Wiederholung lebt, durch
assoziative Aufzählung, nicht durch kalte
Tatsachen.

Obwohl es in den Vereinigten Staaten kaum bemerkt
wird, ist die Macht und Allgegenwärtigkeit
offizieller Propaganda im politischen Leben
Amerikas immens.


Ich hatte nicht den Eindruck, dass es in den USA
kaum bemerkt wird - und das ist genauso subjektiv
wie die ursprüngliche Behauptung.

Unter allen Massenmedien war es allein die "New
York Times", die in ihrer Berichterstattung einer
Warnung der amerikanischen Bevölkerung vor der
zweifelhaften Glaubwürdigkeit der Rede am nächsten
kam. Sie nannte sie "ein dramatisches Beispiel für
die Public-Relations-Strategie der Regierung".


Immerhin, nicht gerade das Gemeindeblatt der
liberalen jüdischen Gemeinde von Boise, Idaho. Die
NYT mag eine Minderheitsmeinung darstellen, aber
sie ist kaum vernachlässigbar.

Jeder, der das bezweifelt, muss sich mit der
folgenden Tatsache auseinander setzen: Am Vorabend
des Irak-Krieges glaubten 45 Prozent der
Amerikaner, dass Saddam Hussein in die
Terrorattentate vom 11. September "direkt
involviert" war.


WAAS, die NYT, die in diesem tollen Artikel mit
nur einem Absatz erwähnt wird gibt noch nicht mal
eine Minderheitenmeinung wider? Nein, es ist die
Mehrheit, die glaubt, dass Saddam H. nicht in die
Terrorattentate verstrickt war!
Mager, mager dafür, dass die Medien so unkritisch,
die Bürger so propagandagläubig sind und "kaum
jemand" die Allgegenwart und "Macht" der
politischen Propaganda in den amerikanischen
Medien bemerkt hat.

"Allgegenwart und **MACHT** der Propaganda" ist,
dass fast 100% angeblich Saddam als ihren
Präsidenten gewählt haben.

Dieser Artikel ist höchstens als
Glaubensbekenntnis interessant.

US-Medien im Krieg

Evi Dentz @ Smadar, Sonntag, 18. Mai 2003, 11:29 (vor 7860 Tagen) @ Smadar

Mark Hertsgaard:

Obwohl es in den Vereinigten Staaten kaum bemerkt
wird, ist die Macht und Allgegenwärtigkeit
offizieller Propaganda im politischen Leben
Amerikas immens.


Smadar schrieb:

Ich hatte nicht den Eindruck, dass es in den USA
kaum bemerkt wird - und das ist genauso subjektiv
wie die ursprüngliche Behauptung.


Womit du also zugibst, daß die politische
Propaganda in den USA sowohl mächtig denn auch
allgegenwärtig ist.
Du bestreitest bloß, dass es keiner bemerkt? Nun,
um es mit deinen eigenen Worten zu sagen:
Geschenkt! ;-)

Mark Hertsgaard:

Unter allen Massenmedien war es allein die "New
York Times", die in ihrer Berichterstattung einer
Warnung der amerikanischen Bevölkerung vor der
zweifelhaften Glaubwürdigkeit der Rede am nächsten
kam. Sie nannte sie "ein dramatisches Beispiel für
die Public-Relations-Strategie der Regierung".


Smadar schrieb:

Immerhin, nicht gerade das Gemeindeblatt der
liberalen jüdischen Gemeinde von Boise, Idaho. Die
NYT mag eine Minderheitsmeinung darstellen, aber
sie ist kaum vernachlässigbar.


Sie ist sicherlich nicht vernachlässigbar als
Stimme des intellektuellen Amerikas, aber sehr
wohl bezüglich ihres Einflusses auf die
Meinungsbildung breiter Massen.

Mark Hertsgaard:

Jeder, der das bezweifelt, muss sich mit der
folgenden Tatsache auseinander setzen: Am Vorabend
des Irak-Krieges glaubten 45 Prozent der
Amerikaner, dass Saddam Hussein in die
Terrorattentate vom 11. September "direkt
involviert" war.


Smadar schrieb:

WAAS, die NYT, die in diesem tollen Artikel mit
nur einem Absatz erwähnt wird gibt noch nicht mal
eine Minderheitenmeinung wider? Nein, es ist die
Mehrheit, die glaubt, dass Saddam H. nicht in die
Terrorattentate verstrickt war!


Re Erwähnung der ´New York Times´: Hast du den
ganzen Artikel gelesen oder nur meinen Auszug?

Mager, mager dafür, dass die Medien so unkritisch,
die Bürger so propagandagläubig sind und "kaum
jemand" die Allgegenwart und "Macht" der
politischen Propaganda in den amerikanischen
Medien bemerkt hat.


Zwischendurch sollen es sogar 70 % gewesen sein.
Was um alles in der Welt gibt es an 45 % zu
verharmlosen? Hier handelt es sich nicht nur um
einen elementaren Irrtum (in dem diese Leute
bewusst belassen werden), sondern darüber hinaus
auch noch um einen vorgeblichen Kriegsgrund.

Smadar schrieb:

"Allgegenwart und **MACHT** der Propaganda" ist,
dass fast 100% angeblich Saddam als ihren
Präsidenten gewählt haben.


Warum musst du auf ein totalitäres System
verweisen?
Befürchtest du, die amerikanische Medienkultur
könnte einem anderen Vergleich womöglich nicht
standhalten?

Dieser Artikel ist höchstens als
Glaubensbekenntnis interessant.


Im Gegensatz zu jedem Broder-, Peters- oder
Hannes-Stein-Artikel...

US-Medien im Krieg

AWO-Mutter, Sonntag, 18. Mai 2003, 12:15 (vor 7859 Tagen) @ Evi Dentz @ Smadar

Im Gegensatz zu jedem Broder-, Peters- oder
Hannes-Stein-Artikel...


Genau! Zu ärgerlich, nicht wahr?

US-Medien im Krieg

GegenGerd@EviDentz, Sonntag, 18. Mai 2003, 12:42 (vor 7859 Tagen) @ Evi Dentz @ Smadar

Womit du also zugibst, daß die politische
Propaganda in den USA sowohl mächtig denn auch
allgegenwärtig ist.

Die deutschen Medien haben vor und während dieses
Krieges leider über weite Strecken ebenfalls
nichts anderes betrieben als bewußte oder
unbewußte Meinungslenkung. Nur in die andere
Richtung, die der der Mehrheit entsprach, weshalb
es viele nicht bemerkt haben oder merken wollten.
Muß ich Ihnen hier jede böse Absicht und jedes
Verbrechen, daß den Amerikanern hier ohne Zögern
unterstellt wurde, aufzählen, und das sich nachher
als falsch oder zumindest fragwürdig erwiesen hat?
Und double standards waren an der Tagesordnung:
Wenn irakische Soldaten Frauen und Kinder als
Schutzschilde benutzt haben, wurde das als
Kriegsfakt in neutralem Tonfall dargestellt. Wenn
US-Soldaten nach mehreren Selbstmordattentaten an
Checkpoints aus Angst um ihr Leben überreagiert
haben, und dabei Kinder in einem Fahrzeug getötet
haben, in dem sie Attentäter vermutet haben, war
die Empörung über die US-Mörder dagegen
riesengroß. Es gibt unzählige weitere Beispiele,
die ich hier gern ein anderes Mal bringen will,
dafür, daß die deutschen Medien, v. a. das
Fernsehen, mit Hilfe der eingeladenen ´Experten´
vor und während des Krieges absolut einseitig
berichtet haben. Also kehren Sie bitte erst einmal
vor der eigenen Haustür, bevor Sie, wie es derzeit
ja extrem en vogue ist, auf die angeblich so
gleichgeschalteten US-Medien eindreschen.

Sie ist sicherlich nicht vernachlässigbar als
Stimme des intellektuellen Amerikas, aber sehr
wohl bezüglich ihres Einflusses auf die
Meinungsbildung breiter Massen.

Ich habe neben der in der Presse u. a. auch die
Auseinandersetung in Kreisen der Wissenschaft vor
dem Krieg sehr intensiv verfolgt. Das waren
übrigens Stimmen, die auch sehr wohl Gehör finden
im Rahmen der öffentlichen Debatte. Und die waren
außerordentlich kontrovers und übrigens qualitativ
m. E. weitaus qualifizierter als die Diskussion
hierzulande, die sich weitgehend in den zumindest
impliziten Positionen ´Die Amis sind ruchlose
Mörder.´ und ´Kriegsgegner sind Saddam-Freunde´
erschöpften. Und wenn Sie beklagen, daß die Masse
der US-Bürger wenig über die tatsächlich zur
Debatte stehenden Fragen wußte, muß ich Ihnen
leider sagen, daß die Deutschen da auch nicht viel
besser waren und sind. Da hörte man z. B. vor der
Wahl vielfach Klopse wie: ´Den Stoiber wähle ich
nicht, der will mit deutschen Truppen den Irak
einnehmen.´ und andere Stilblüten.

US-Medien im Krieg

GegenGerd@E.D., II, Sonntag, 18. Mai 2003, 12:44 (vor 7859 Tagen) @ GegenGerd@EviDentz

Hier handelt es sich nicht nur um
einen elementaren Irrtum (in dem diese Leute
bewusst belassen werden), sondern darüber hinaus
auch noch um einen vorgeblichen Kriegsgrund.

In Deutschland haben wiederholt bis zu 75% in
Umfragen gesagt, daß sie ihre persönliche
Sicherheit durch den Krieg ernsthaft bedroht
sehen, selbst wenn Deutschland nicht daran
teilnimmt. Und der Kanzler hat sich in seiner
Ansprache zu Kriegsbeginn dahingehend profiliert,
er werde die Sicherheit unseres Landes schützen.
Tausende Schulkinder stehen auf der Straße und
sagen in Interviews Dinge wie: ´Ich habe Angst,
daß der Krieg auch hierhin kommt.´ Weil es ihnen
so vermittelt worden ist. Ist das weniger
irrational? War das weniger relevant zur
Untermauerung einer Antikriegsposition? Hier wurde
genauso mit den Emotionen der Bevölkerung
gespielt.
Übrigens glaubten bei uns auch stets mindestens
ca. 35 %, daß die USA schlimmer seien als der
Irak. Auch eine sehr gefährliche Haltung, gegen
die unsere Regierung ebenfalls durch das Schüren
antiamerikanischer Ressentiments nicht gerade
Abhilfe geleistet hat.
Oder: Unzählige Deutsche, inklusive eines
Literaturnobelpreisträgers wissen genau Bescheid,
daß es ´nur ums Öl´ geht. Eine extrem boshafte
Unterstellung, die sich übrigens in diversen
früheren Fälle (Irak 1991, Somalia, Afghanistan)
bereits nicht oder bisher nicht bestätigt hat.
Aber kein Regierungspolitiker fühlt sich bemüßigt,
dagegen etwas zu sagen. Herr Trittin bestätigt es
sogar. Wissenschaftliche Analysen (wie zum
Beispiel eine von einem Kollegen von ´Ihrem´ Herrn
Perthes von der SWP) belegen, daß Öl als primäres
Handlungsmotiv überhaupt keinen Sinn macht
(übrigens u. a., weil die Europäer und Chinesen um
ein vielfaches mehr vom Öl aus der Region abhängig
sind!). Aber niemand in den Medien erwähnt das.
Ebenso kein Grüner und keiner von der SPD. Weil es
nicht in die antiamerikanische Hysterie paßt. Ist
das nicht auch eine Art von Meinungslenkung durch
Weglassen???
Also auch hier: Wer mit dem Zeigefinger auf andere
zeigt, auf den zeigen drei Finger zurück.

Warum musst du auf ein totalitäres System
verweisen?
Befürchtest du, die amerikanische Medienkultur
könnte einem anderen Vergleich womöglich nicht
standhalten?

Was soll so eine Frage? Ich finde es schon
empörend, daß man nicht einmal mehr darauf
hinweisen darf, worum es sich beim IRAK (nicht
irgendeinem totalitären System!) in der Tat
handelte, ohne, daß einem unterstellt wird, man
halte Amerika für eigentlich genau so furchtbar
wie alle, die es derzeit so super-gut wissen, und
versuche sich nur, irgendwie argumentativ über
Wasser zu halten, indem man den Irak als
Gegenfolie anbringt.
Fakt ist: Amerika ist immer noch eine Demokratie.
Und das länger und stabiler als unsere. In Amerika
HAT es eine fundierte und hochwertige
Auseinandersetzung über diesen Krieg gegeben. Zwar
vorrangig auf ´Eliten´-Ebene, aber das ist in
Deutschland nicht anders. Der ´kleine Mann´ auf
der Straße ist in Deutschland mit genauso vielen
Fehl- und Vorurteilen behaftet und bekommt auch
gerade vom deutschen Fernsehen, das nun einmal
gern der Mehrheit nach dem Mund redet, wie es
gerade schick ist, auch das wunderbarste Futter.
Wer das leugnet, hat entweder die
Berichterstattung nicht aufmerksam verfolgt oder
ist so parteiisch, daß er die sichtbarsten Dinge
nicht wahr haben will.

US-Medien im Krieg

Dudi@GGerd, Sonntag, 18. Mai 2003, 13:12 (vor 7859 Tagen) @ GegenGerd@E.D., II

BRAVO !!

US-Medien im Krieg

Evi Dentz @ Gegen Gerd, Sonntag, 18. Mai 2003, 15:52 (vor 7859 Tagen) @ GegenGerd@EviDentz

Die deutschen Medien haben vor und während dieses

Krieges leider über weite Strecken ebenfalls
nichts anderes betrieben als bewußte oder
unbewußte Meinungslenkung.


Selbstverständlich gibt es nirgendwo eine völlig
neutrale Berichterstattung. Jeder Autor bringt
seine eigene Perspektive mit ein. Dies trifft
banalerweise auch für deutsche Journalisten zu.

Dennoch gibt es Unterschiede im Hinblick auf das
Maß, in dem Medien Standpunkte nicht nur
darstellen, sondern auch vertreten. Sollten Sie
der Meinung sein, dass die deutsche Presse
diesbezüglich mit der amerikanischen
gleichzusetzen ist, bitte ich Sie, mir das zu
beweisen. Zeigen Sie mir Artikel, die so geifernd
und hetzerisch sind wie z.B. die von Ralph Peters,
Joseph Farah oder Ann Coulter.

Hier ein paar kleine Zitate, und ich bin bereit,
noch mehr zu liefern:

Ralph Peters: "Wir sehen in Schröder (...) ein
politisches Tier von solcher Verkommenheit, daß er

allenfalls den europäischen Karikaturen
amerikanischer Schmalspurpolitiker ähnelt."

Ralph Peters: "Gerhard Schroeder doesn´t even
matter. The only politician in the West who can
make Bill Clinton seem a model of integrity and
courage, the German chancellor leads a feckless
nation of moral incompetents."

Ralph Peters "And the more Americans Saddam
manages to kill, the greater President Chirac´s
satisfaction will be."

Joseph Farah: "What about France and Germany?
Isn´t Nazism old hat there? Haven´t all the old
Nazi collaborators been punished? Why would the
people of France and Germany be so adamantly
opposed to war with a Nazi disciple?
Maybe they´ve been brainwashed."

Ann Coulter: "We should invade their countries,
kill their leaders and convert them to
Christianity. We weren´t punctilious about
locating and punishing only Hitler and his top
officers. We carpet-bombed German cities; we
killed civilians. That´s war. And this is war."

Wenn irakische Soldaten Frauen und Kinder als
Schutzschilde benutzt haben, wurde das als
Kriegsfakt in neutralem Tonfall dargestellt. Wenn

US-Soldaten nach mehreren Selbstmordattentaten an

Checkpoints aus Angst um ihr Leben überreagiert
haben, war die Empörung über die US-Mörder

dagegen

riesengroß.


Bitte zeigen Sie mir Beispiele! Sowohl für die
riesengroße Empörung als auch für die schiefen
Darstellungen in Bezug auf Schutzschilde. Dass an
Stellen, wo Sie Empörung erwarten, keine gezeigt
wird, ist jedenfalls KEINE Propaganda.

Es gibt unzählige weitere Beispiele,
die ich hier gern ein anderes Mal bringen will,
dafür, daß die deutschen Medien, v.a. das
Fernsehen, mit Hilfe der eingeladenen ´Experten´
vor und während des Krieges absolut einseitig
berichtet haben. Also kehren Sie bitte erst

einmal

vor der eigenen Haustür, bevor Sie, wie es

derzeit

ja extrem en vogue ist, auf die angeblich so
gleichgeschalteten US-Medien eindreschen.


Erstens stammt der Artikel nicht von mir. Zweitens
kann ich mich sehr gut auch an die vielen
Vertreter einer pro-amerikanischen Meinung während
der Irak-Diskussion erinnern. Drittens habe ich
meinen Standpunkt über die amerikanischen Medien
nicht erst gestern gebildet.

Ich habe neben der in der Presse u. a. auch die
Auseinandersetung in Kreisen der Wissenschaft vor

dem Krieg sehr intensiv verfolgt. Und die waren
außerordentlich kontrovers und übrigens

qualitativ

m. E. weitaus qualifizierter als die Diskussion
hierzulande, die sich weitgehend in den zumindest

impliziten Positionen ´Die Amis sind ruchlose
Mörder.´ und ´Kriegsgegner sind Saddam-Freunde´
erschöpften. Und wenn Sie beklagen, daß die Masse

der US-Bürger wenig über die tatsächlich zur
Debatte stehenden Fragen wußte, muß ich Ihnen
leider sagen, daß die Deutschen da auch nicht

viel

besser waren und sind. Da hörte man z. B. vor der

Wahl vielfach Klopse wie: ´Den Stoiber wähle ich
nicht, der will mit deutschen Truppen den Irak
einnehmen.´ und andere Stilblüten.


Ihre subjektiven Einzelbeobachtungen sagen doch
nichts über den Informationsstand der Bevölkerung
eines ganzen Landes. Um die beurteilen zu können,
braucht es empirische Untersuchungen, nicht
Einzelgespräche am Stammtisch.

Und dass in den USA qualifizierte Diskussionen
stattfinden, habe ich nie bestritten. Darum ging´s
hier bloß nicht. Sie scheinen zu glauben, Kritik
an den amerikanischen Medien sei dasselbe wie ein
´Alle Amis sind dumm´-Standpunkt.

Was die Auseinandersetzung hierzulande betrifft,
so ist es ja möglich, dass in Ihrer Wahrnehmung
die Positionen ausschließlich in ´Die Amis sind
ruchlose Mörder.´ und ´Kriegsgegner sind
Saddam-Freunde´ bestehen, aber damit beschreiben
Sie eher Ihre eigene Projektion als das Niveau der
Auseinandersetzung in den Medien - wir reden hier
ja schließlich nicht vom Broderforum. (Und auch da
finden Sie zwar den zweiten Spruch, aber den
ersten müssen Sie mir erst mal zeigen.)

US-Medien im Krieg

Ann Coulter, Sonntag, 18. Mai 2003, 16:06 (vor 7859 Tagen) @ Evi Dentz @ Gegen Gerd


Was ist außer dem Ann-Coulter-Zitat, und die Frau
ist nichts als gute Unterhaltung, an diesen
Äußerungen fragwürdig?

US-Medien im Krieg

Evi Dentz @ GG 2, Sonntag, 18. Mai 2003, 16:15 (vor 7859 Tagen) @ Evi Dentz @ Gegen Gerd

GegenGerd@E.D., II schrieb:

Hier handelt es sich nicht nur um
einen elementaren Irrtum (in dem diese Leute
bewusst belassen werden), sondern darüber hinaus
auch noch um einen vorgeblichen Kriegsgrund.

In Deutschland haben wiederholt bis zu 75% in
Umfragen gesagt, daß sie ihre persönliche
Sicherheit durch den Krieg ernsthaft bedroht
sehen, selbst wenn Deutschland nicht daran
teilnimmt.


Was soll daran irrational sein? Glauben Sie etwa,
der Irak-Krieg hätte die Terrorismusgefahr
verringert? Natürlich nicht! Er hat sie
vergrößert.

Übrigens glaubten bei uns auch stets mindestens
ca. 35 %, daß die USA schlimmer seien als der
Irak. Auch eine sehr gefährliche Haltung, gegen
die unsere Regierung ebenfalls durch das Schüren
antiamerikanischer Ressentiments nicht gerade
Abhilfe geleistet hat.


Das liegt vermutlich daran, dass es manchen Leuten
schwer fällt zu glauben, die USA seien zum Schutze
der Menschenrechte in Bagdad einmarschiert.
Und worin soll denn das angebliche Schüren
antiamerikanischer Ressentiments bestanden haben?
Gemessen am Verhalten von Fleischer, Rumsfeld,
Rice, Bush etc.?

Oder: Unzählige Deutsche, inklusive eines
Literaturnobelpreisträgers wissen genau Bescheid,
daß es ´nur ums Öl´ geht. Eine extrem boshafte
Unterstellung, die sich übrigens in diversen
früheren Fälle (Irak 1991, Somalia, Afghanistan)
bereits nicht oder bisher nicht bestätigt hat.
Aber kein Regierungspolitiker fühlt sich bemüßigt,
dagegen etwas zu sagen. Herr Trittin bestätigt es
sogar.
Ist
das nicht auch eine Art von Meinungslenkung durch
Weglassen???


Dass in den Nachkriegstagen das Ölministerium das
einzige Gebäude war, das bewacht wurde, ist eben
eine Tatsache, die interpretiert wird...

Aber selbstverständlich wird in der Presse kein
einseitiger ´Blut für Öl´ Standpunkt vertreten.
Und Herr Grass ist Schriftsteller, kein
Spiegel-Autor.

Erstaunlich finde ich, dass Sie von deutschen
Politikern erwarten, die Bevölkerung über die
wahren Motive der Bushies aufzuklären.
Erstens mal: Welche wären das denn genau?
Und zweitens: Erwarten Sie umgekehrt auch von den
Bush-Leuten, dass Sie in den USa die Position der
deutschen Regierung verteidigen?

Also auch hier: Wer mit dem Zeigefinger auf andere
zeigt, auf den zeigen drei Finger zurück.


Wieviele Finger zeigen denn dann auf Sie selbst?

Was soll so eine Frage? Ich finde es schon
empörend, daß man nicht einmal mehr darauf
hinweisen darf, worum es sich beim IRAK (nicht
irgendeinem totalitären System!) in der Tat
handelte, ohne, daß einem unterstellt wird, man
halte Amerika für eigentlich genau so furchtbar
wie alle, die es derzeit so super-gut wissen, und
versuche sich nur, irgendwie argumentativ über
Wasser zu halten, indem man den Irak als
Gegenfolie anbringt.


Wie bitte? Selbstverständlich darf sie darauf
verweisen, worum es sich beim Irak handelte - bloß
hat das überhaupt keiner bestritten. Aber der
Maßstab für die Qualität der amerikanischen Presse
kann ja wohl kaum der Irak sein, oder?

Fakt ist: Amerika ist immer noch eine Demokratie.
Und das länger und stabiler als unsere. In Amerika
HAT es eine fundierte und hochwertige
Auseinandersetzung über diesen Krieg gegeben. Zwar
vorrangig auf ´Eliten´-Ebene, aber das ist in
Deutschland nicht anders. Der ´kleine Mann´ auf
der Straße ist in Deutschland mit genauso vielen
Fehl- und Vorurteilen behaftet und bekommt auch
gerade vom deutschen Fernsehen, das nun einmal
gern der Mehrheit nach dem Mund redet, wie es
gerade schick ist, auch das wunderbarste Futter.
Wer das leugnet, hat entweder die
Berichterstattung nicht aufmerksam verfolgt oder
ist so parteiisch, daß er die sichtbarsten Dinge
nicht wahr haben will.


Ob Amerika eine Demokratie ist oder ob dort
hochwertige Diskussionen stattfinden, hat mit dem
eigentlichen Punkt - Pressepropaganda - null und
gar nichts zu tun.
Wenn aber, und das ist ja die These dieses
Artikels, die Presse in Amerika größtenteils
einseitig berichtet, dann hat der
Durchschnittsamerikaner nun mal weniger
Möglichkeiten, sich eine qualifizierte Meinung zu
bilden. DARUM geht es.

US-Medien im Krieg

GegenGerd@E.D., I, Sonntag, 18. Mai 2003, 20:13 (vor 7859 Tagen) @ Evi Dentz @ GG 2

Diesmal extrem lange Antwort; ich bitte um
Verzeihung... :-)

Selbstverständlich gibt es nirgendwo eine völlig
neutrale Berichterstattung. Jeder Autor bringt
seine eigene Perspektive mit ein. Dies trifft
banalerweise auch für deutsche Journalisten zu.

Warum unterstellen Sie dann aber im einen Fall
quasi-staatliche Lenkung und bejubeln das im
anderen Fall als Pressefreiheit? Auch hier wieder:
Den Amerikaner wird alles Schlechte unterstellt,
und wir loben uns für dasselbe, was wir an ihnen
kritisieren.

bitte ich Sie, mir das zu
beweisen. Zeigen Sie mir Artikel, die so geifernd
und hetzerisch sind wie z.B. die von Ralph Peters,
Joseph Farah oder Ann Coulter.

Lesen sie z. B. taz oder FR, dann werden Sie so
etwas durchaus in schöner Regelmäßigkeit finden.
Oder, was unsere ‚Intellektuellen´ betrifft, z. B.
Ernst Otto Czempiel oder Grass. Oder Eugen
Drewermann, der übrigens bei ‚Vorsicht, Friedman!´
Bush und Saddam gleichgesetzt hat, und dies dann
auf Nachfrage damit begründete, dass Bush von
seinem Vermögen Zinsen erhalte, was unmoralisch
sei (wortwörtlich so)!!! Vielleicht nicht ganz so
martialisch in der Wortwahl wie die zitierten
Amerikaner, dafür dann aber mit einer um so
gesünderen Hand voll moralischer Überheblichkeit
und Selbstherrlichkeit. Aber das ist ja irgendwo
auch Meinungsvielfalt: Da kommen auch Leute zu
Wort, die relativ extreme Positionen vertreten. In
Deutschland ist das eine Tugend. In Amerika
staatliche Medienlenkung und Todsünde.
Ein zentraler Unterschied zu den Medien der USA
liegt übrigens ferner z. B. darin, dass in der
Regel die Trennung von Nachricht und Kommentar in
deutschen Medien weitaus weniger stringent
verfolgt wird als dort (nehmen wir mal FOX aus).
Dafür fallen dann zugegebenermaßen dort die
Kommentare häufig deutlicher - in die eine oder
andere Richtung! - aus. Aber das ist auch m. E.
weitaus unproblematischer, da es als solches
gekennzeichnet wird, als die Art und Weise wie
hierzulande oft allein durch die Wortwahl,
Betonung o. ä. massiv Wertungen eingebaut werden,
die als Fakten rüberkommen. Dazu gibt es übrigens
wunderbare kommunikationswissenschaftliche
Studien, die das bestätigen.

Bitte zeigen Sie mir Beispiele! Sowohl für die
riesengroße Empörung als auch für die schiefen
Darstellungen in Bezug auf Schutzschilde. Dass an
Stellen, wo Sie Empörung erwarten, keine gezeigt
wird, ist jedenfalls KEINE Propaganda.

Das lässt mich nun wirklich zweifeln, inwieweit
Sie überhaupt die Berichterstattung verfolgt
haben. Für ARD und ZDF gab es an dem Tag damals
kaum ein anderes Ereignis, über das berichtet
wurde. Im übrigen sage ich nicht, dass über die
Schutzschilde verzerrt berichtet wurde. Man kann
das so neutral senden. Dann muß man aber
wenigstens auf der anderen Seite genauso neutral
bleiben und da dann nicht mit Betroffenheitsmiene
nahe legen, dass die Amerikaner schießwütige
Rambos sind, die auf nichts anderes warten, als
bei erster Gelegenheit ein ziviles Fahrzeug samt
Insassen zu Klump zu schießen.
Anderes Beispiel: Behandlung der Kriegsgefangenen.
Die Iraker zeigen im gelenkten Staatsfernsehen
entwürdigende Interviews mit Nahaufnahmen, die
eindeutig die Genfer Konventionen verletzen (Die
neutralen Rotkreuz-Mitarbeiter, die das
bestätigen, sieht man allerdings nur auf CNN
International, nicht in der ARD oder im ZDF!).
Rumsfeld prangert dies an. Die deutschen Medien
(insbesondere das ZDF) empören sich aber nicht
etwa über diese Bilder, sondern sprechen vielmehr
empört von verlogener Heuchelei, weil die
Amerikaner es doch genauso machten. Fakt dagegen:
Auf den Videos der irakischen Gefangenen, die
übrigens von eingebetteten Journalisten gemacht
wurden und auf einem freien Medienmarkt in Umlauf
kamen (hätte man das nicht zugelassen, wäre wieder
die Zensurpraxis der Amerikaner kritisiert
worden), war niemand in Nahaufnahme zu sehen,
niemand wurde interviewt und persönlich
bloßgestellt. Zwei ganz unterschiedliche Dinge,
wobei die Amerikaner die viel geringere
Verwerflichkeit begangen haben, aber den
Löwenanteil der Kritik und moralischen Verachtung
abbekommen.

Zweitens
kann ich mich sehr gut auch an die vielen
Vertreter einer pro-amerikanischen Meinung während
der Irak-Diskussion erinnern.

Es gab ein paar, das stimmt. Aber doch sehr
wenige. Und mit Kriegsbeginn waren die völlig von
der Bildfläche verschwunden. Bis irgendwann, als
der Krieg entschieden war, Enzensberger und
Karasek zu Wort kommen durften, wurde diese
Haltung, die übrigens immerhin von einer nur
geringfügig kleineren Minderheit in Deutschland
vertreten wurde, als jene der expliziten
Kriegsgegner in den USA zu Kriegsbeginn,
systematisch geschnitten. Pro-amerikanische
Haltungen durften dann allenfalls nur noch
Amerikaner selbst vertreten oder Exil-Iraker,
deren Meinung aber komischerweise hierzulande
überhaupt niemanden interessiert hat. Nicht einmal
die Bundesregierung, die laut deren Aussagen nie
mit Exilanten gesprochen hat.

US-Medien im Krieg

GegenGerd@E. D., II, Sonntag, 18. Mai 2003, 20:14 (vor 7859 Tagen) @ GegenGerd@E.D., I


Drittens habe ich
meinen Standpunkt über die amerikanischen Medien
nicht erst gestern gebildet.

Und davon rücken Sie auch nicht mehr ab, sehen
sich durch jeden noch so tendenziösen Artikel
bestätigt und verschließen die Augen vor der
Realität etwa der deutschen Medien. Glückwunsch!

Ihre subjektiven Einzelbeobachtungen sagen doch
nichts über den Informationsstand der Bevölkerung
eines ganzen Landes. Um die beurteilen zu können,
braucht es empirische Untersuchungen, nicht
Einzelgespräche am Stammtisch.

Ich weiß nicht, ob Sie´s wussten, aber empirische
Untersuchungen bilden die Realität auch nicht
immer richtig ab und sagen noch dazu oft sehr
unterschiedliche Dinge aus. Ich frage mich, wie
Sie von hier aus, beruhend auf ein paar
polemischen Zeitungsartikeln und ‚empirischen
Studien´, die Sie allerdings auch lieber nicht
anführen, glauben, beurteilen zu können, wie der
‚Informationsstand´ der Amerikaner ist. Da halte
ich die von Ihnen verschmähten ‚subjektiven
Einzelbeobachtungen´ im EIGENEN Land für weitaus
ergiebiger. Und was man da alltäglich hört und
erlebt, weckt jedenfalls in mir nicht gerade das
Bedürfnis, mich über die Uninformiertheit und
Urteilsunfähigkeit der Bürger anderer Staaten
aufzukröpfen.

Und dass in den USA qualifizierte Diskussionen
stattfinden, habe ich nie bestritten. Darum ging´s
hier bloß nicht. Sie scheinen zu glauben, Kritik
an den amerikanischen Medien sei dasselbe wie ein
´Alle Amis sind dumm´-Standpunkt.

Entscheiden Sie sich: Entweder betreiben die
amerikanischen Medien nun per se einseitige
Propaganda und machen so objektive Information
unmöglich oder nicht. Wenn es aber eine
qualifizierte Diskussion gab (und es gab sie),
dann fand sie nun einmal notwendigerweise (auch)
in den Medien statt (und das tat sie). Daß es
dabei AUCH einseitige Berichterstattung gab, darf
niemanden verwundern und ist in einer
Mediendemokratie doch nichts Außergewöhnliches.
Oder was ist die Berichterstattung der BILD? Oder
der taz? Oder der FR? Oder der Welt?

Was die Auseinandersetzung hierzulande betrifft,
so ist es ja möglich, dass in Ihrer Wahrnehmung
die Positionen ausschließlich in ´Die Amis sind
ruchlose Mörder.´ und ´Kriegsgegner sind
Saddam-Freunde´ bestehen, aber damit beschreiben
Sie eher Ihre eigene Projektion als das Niveau der
Auseinandersetzung in den Medien -

Ich sage ja nicht, dass die ganze Debatte auf
diesem Niveau verlief. Aber es gab schon vieles,
was SEHR platt war von Leuten, die sich dabei sehr
gut vorkamen. Hochtrabender und anspruchsvoller
als in den USA war die Diskussion hier jedenfalls
keineswegs. Allein schon deshalb nicht, weil die
Auseinandersetzungen hier m. E. mit weitaus
härteren, moralischen wie polemischen Bandagen
geführt wurde, als in den USA.

Was soll daran irrational sein? Glauben Sie etwa,
der Irak-Krieg hätte die Terrorismusgefahr
verringert? Natürlich nicht! Er hat sie
vergrößert.

Darüber kann, v. a. auf mittlere bis längere Sicht
sicher geteilter Meinung sein. Fragen Sie z. B.
mal die Israelis, ob sie es begrüßen, dass es
einen Diktator weniger gibt, der Unsummen für
Terroranschläge auf sie zahlt oder nicht. Da dies
aber das ziemlich einzige der unzähligen
Horrorszenarien von vor dem Krieg ist, das
zumindest noch theoretisch eintreffen könnte, will
ich Ihnen Ihre Freude daran nicht nehmen. (Daß
übrigens die politische Positionierung einer
Regierung und ihr Verhalten gegenüber der Region
für die Attentäter kein primäres Kriterium dafür
ist, wen man angreift, sehen Sie wohl nirgendwo so
‚schön´ wie am Djerba-Attentat, das sich nun
einmal gezielt gegen die ‚friedlichen´ Deutschen
gerichtet hat.)
Fakt ist aber auch: Die Menschen in Deutschland
waren vor Beginn des Krieges nicht wirklich akut
gefährdet, während des Krieges nicht und sind es
auch heute nicht. Allerdings wurden sehr wohl,
insbesondere aus Regierungskreisen, massiv Ängste
geschürt, die aber mit der Realität wenig zu tun
hatten und haben. Nur die Gefahr, die man
offensichtlich in Regierungskreisen selbst gesehen
hat (Thema Pockenviren aus dem Irak --- warum
sonst die Eile bei der Anschaffung des Impfstoffes
und nun nach dem Sturz Saddams plötzlich die
markante Rolle rückwärts?), die hat man
systematisch runtergespielt, weil die zwar
offenbar als existent betrachtet wurde, aber
leider so gar nicht ins politische Konzept passte.

US-Medien im Krieg

GegenGerd@E. D., III, Sonntag, 18. Mai 2003, 20:15 (vor 7859 Tagen) @ GegenGerd@E. D., II

Übrigens glaubten bei uns auch stets mindestens
ca. 35 %, daß die USA schlimmer seien als der
Irak.

Das liegt vermutlich daran, dass es manchen Leuten
schwer fällt zu glauben, die USA seien zum Schutze
der Menschenrechte in Bagdad einmarschiert.

Selbst wenn es nur eigennützige Gründe gewesen
wären! Setzen wir Putin mit Saddam gleich, weil er
eigennützig die Tschetschenen abschlachten lässt
und das als Kampf gegen den Terror verkauft?
Meines Erachtens sind solche Einschätzungen
schlicht empörend, und Fakt ist, dass diverse
Regierungsmitglieder und Medienvertreter zu dieser
Zuspitzung massiv beigetragen haben (Adolf Nazi,
Nero, Abenteurertum, Blut für Öl etc.: alles aus
Regierungskreisen).

Gemessen am Verhalten von Fleischer, Rumsfeld,
Rice, Bush etc.?

Die Verbalinjurien begannen auf der deutschen
Seite mit dem Vorwurf des Abenteurertums und der
Instrumentalisierung im Wahlkampf. Fleischer, Rice
und Bush haben sich niemals annähernd offen so
antideutsch geäußert wie Teile der deutschen
Regierung antiamerikanisch. Dies trifft einzig auf
Rumsfeld zu.

Dass in den Nachkriegstagen das Ölministerium das
einzige Gebäude war, das bewacht wurde, ist eben
eine Tatsache, die interpretiert wird...

Das kann wohl die ‚Blut für Öl´-Unterstellungen
von vor dem Krieg kaum erklären. Sie gehen
übrigens interessanterweise auch nicht darauf ein,
dass und warum die vorhandenen, durchaus
überzeugenden Argumente gegen diese These in den
Medien (vielleicht außer der Welt und der Zeit)
kaum eine Rolle gespielt haben und dass und warum
man nicht erwähnt hat, dass man dies alles schon
mehrfach unterstellt und damit nachweislich falsch
gelegen hat.
Und ferner: Wenn Sie den Wiederaufbau des Iraks
mit Hilfe des irakischen Öls vorantreiben wollen:
Was würde für Sie wohl hohe Priorität bei der
Beschützung genießen?

Aber selbstverständlich wird in der Presse kein
einseitiger ´Blut für Öl´ Standpunkt vertreten.
Und Herr Grass ist Schriftsteller, kein
Spiegel-Autor.

Ich habe nie nur vom Spiegel gesprochen. Sie
zitieren auch nicht nur Journalisten, sondern
ebenso bedeutende Personen des öffentlichen
Lebens. Eine solche ist Herr Grass ohne Zweifel.
Und wie er sich geäußert hat, war eines
Nobelpreisträgers mehr als unwürdig.

Erstaunlich finde ich, dass Sie von deutschen
Politikern erwarten, die Bevölkerung über die
wahren Motive der Bushies aufzuklären.

Das erwarte ich keineswegs. Ich erwarte aber
zumindest gegenüber einem Staat, den man noch
immer als Freund bezeichnet, dass man sich nicht
noch vorhandene Verschwörungstheorien und
Ressentiments zunutze zu machen bemüht, (von denen
man selbst wissen sollte, dass sie nicht der
Realität entsprechen und wie sensibel man auf der
anderen Seite - zurecht - auf so etwas reagiert)
um sich auf dem Rücken einer möglichen gemeinsamen
Problemlösung und zulasten einer wichtigen
Partnerschaft innenpolitisch zu profilieren.

Also auch hier: Wer mit dem Zeigefinger auf andere
zeigt, auf den zeigen drei Finger zurück.

Wieviele Finger zeigen denn dann auf Sie selbst?

Heißa! Welch kreative Frage! :-)

Wie bitte? Selbstverständlich darf sie darauf
verweisen, worum es sich beim Irak handelte - bloß
hat das überhaupt keiner bestritten.

Das ist immer eine bequeme Argumentation. Leider
ging es aber in diesem Konflikt um dieses Land,
weshalb man die Zustände dort nicht immer mit
einem Halbsatz beiseite schieben kann, um dann
wieder auf Amerika einzuprügeln. Genauso, wie es
nicht reicht, zu sagen ‚Saddam ist ein
schrecklicher Diktator´, aber die von ihm
verursachten Gräuel beiseite zu schieben oder die
Primärschuld von dem, der die Mordbefehle gegeben
hat, auf jene abzuwälzen, die leider den Fehler
gemacht haben, nicht einzugreifen.

Aber der
Maßstab für die Qualität der amerikanischen Presse
kann ja wohl kaum der Irak sein, oder?

Die einzige Person, die hier implizit einen
Vergleich dieser Art aufgemacht hat, sind Sie. Ich
sehe da nicht einmal die Möglichkeit eines
Vergleichsmaßstabs. Ich sehe ihn allerdings
zwischen deutschen und amerikanischen Medien. Und
da schneiden die deutschen Medien jedenfalls in
meinen Augen im Vergleich keineswegs so viel
besser ab.

US-Medien im Krieg

GegenGerd@E. D., IV, Sonntag, 18. Mai 2003, 20:15 (vor 7859 Tagen) @ GegenGerd@E. D., III

Ob Amerika eine Demokratie ist oder ob dort
hochwertige Diskussionen stattfinden, hat mit dem
eigentlichen Punkt - Pressepropaganda - null und
gar nichts zu tun.

Es hat eine ganze Menge damit zu tun. Es wird
nämlich oft unterstellt, Amerika sei auf dem Weg
zur totalitären Diktatur (Sie tun das übrigens
zumindest implizit auch, indem Sie nicht ‚dass´,
sondern ‚ob´ schreiben). Während hierzulande sehr
ähnliche Dinge gerade in den Mainstream-Medien
passieren, die man aber nicht wahrnimmt oder nicht
wahrnehmen will, und sich lieber der deutschen
oder europäischen Überlegenheit brüstet.

Wenn aber, und das ist ja die These dieses
Artikels, die Presse in Amerika größtenteils
einseitig berichtet, dann hat der
Durchschnittsamerikaner nun mal weniger
Möglichkeiten, sich eine qualifizierte Meinung zu
bilden. DARUM geht es.

Das trifft auf den ‚Durchschnittsdeutschen´ auch
zu. Nur leider sind unsere Medien nicht so sehr
geübt darin, sich selbst aufs Korn zu nehmen, wie
es die Presse im ach so propaganda-dominierten
Amerika traditionell ist. Oder wollen Sie mir
weismachen, dass solche Artikel wie der von Ihnen
zitierte bei uns an der Tagesordnung sind? Hier
gibt es vielleicht einmal einen polemischen
medien- bzw. selbstkritischen Artikel in der taz
und einen aus der anderen politischen Ecke in der
FAZ oder der Welt in drei Monaten zu diesem Thema.
Dazu dann eventuell noch einen von Broder. Für den
Rest muß bestenfalls die
Kommunikationswissenschaft hinhalten,
schlechtestenfalls schweigt auch sie. Anders in
Amerika, wo die gegenseitige Kontrolle der Medien
untereinander, wie man an den hier immer wieder
zitierten Beiträgen sieht, sehr wohl ständig statt
findet. Hierzulande beweihräuchern sich die Medien
gern über die ‚ausgewogenste Berichterstattung,
die es je gab´ und dreschen auf die amerikanischen
Kollegen ein. Tun Sie mir mal den Gefallen, und
beobachten Sie mal die Reflexion der Rolle der
Medien in den deutschen Medien und in den
amerikanischen. Wenn Sie sich die Mühe machen, da
objektiv und ohne vorgefasste Meinung
heranzugehen, werden Sie vermutlich sehr erstaunt
sein, was Sie da wo (nicht) entdecken werden.

US-Medien im Krieg

Norbert Wehmeier, Sonntag, 18. Mai 2003, 21:56 (vor 7859 Tagen) @ GegenGerd@E. D., IV

Sie machen sich zu viel Mühe mit der Dame. Sie
leidet an chronischem Größenwahn, weil sie im
Ortsverein Köln-Worringen-West als Intellektuelle
gilt, seit sie in ihrer Grundschulklasse mit
Flash-Cards arbeitet.

US-Medien im Krieg

Stephan@Norbert Wehmeier, Sonntag, 18. Mai 2003, 23:05 (vor 7859 Tagen) @ Norbert Wehmeier

Norbert Wehmeier schrieb:

Sie machen sich zu viel Mühe mit der Dame. Sie
leidet an chronischem Größenwahn, weil sie im
Ortsverein Köln-Worringen-West als Intellektuelle
gilt, seit sie in ihrer Grundschulklasse mit
Flash-Cards arbeitet.



Sehr geehrter Herr Wehmeier,

danke fuer die Background Information. Ich sehe,
in Deutschland wird doch noch knallhart
recherchiert. Das haette ich von New York aus kaum
rausgefunden.

Das wuerde die Thesen von ED auch vollauf
bestaetigen. Die US Medien haben in ihrer
Kleinkariertheit die Bedeutung von
Koeln-Worringen-West mal wieder glatt
uebergangen...

Herzliche Gruesse aus New York,

Stephan

US-Medien im Krieg

WND, Montag, 19. Mai 2003, 00:37 (vor 7859 Tagen) @ Stephan@Norbert Wehmeier

BIOLOGICAL WAR-FEAR
Nerve-gas chemicals
´bound for N. Korea´
Germany snags tranpsort of 30 tons used in
manufacture of deadly agent

--------------------------------------------------
------------------------------
Posted: May 18, 2003
5:54 p.m. Eastern



© 2003 WorldNetDaily.com

At the request of the U.S., Germany has
intercepted a shipment of chemicals which can be
used to make chemical weapons, reports the German
weekly Der Spiegel.

Some 30 tons of sodium cyanide were officially
being shipped by a German company to a Singapore
warehouse, but Washington believes the material
was headed for North Korea.

Sodium cyanide, commonly used in the treatment of
metals, is also a key ingredient in the
manufacture of the deadly nerve gas Tabun
(dimethylphosphoramido-cyanidate).

In its issue which hits newsstands tomorrow, Der
Spiegel says Germany´s intelligence service issued
a warning last week about attempts by North Korea
to get a hold of banned material under cover of
businesses based in China and Singapore, according
to an Agence France-Presse summary.

European news agencies say Berlin last month
intercepted a shipment of German-made aluminum
tubes likely destined for use in North Korea´s
nuclear program.




US-Medien im Krieg

Deutsche Waffenlieferungen, Montag, 19. Mai 2003, 01:11 (vor 7859 Tagen) @ WND

WND schrieb:

BIOLOGICAL WAR-FEAR
Nerve-gas chemicals
´bound for N. Korea´
Germany snags tranpsort of 30 tons used in
manufacture of deadly agent

© 2003 WorldNetDaily.com

At the request of the U.S., Germany has
intercepted a shipment of chemicals which can be
used to make chemical weapons, reports the German
weekly Der Spiegel.

Some 30 tons of sodium cyanide were officially
being shipped by a German company to a Singapore
warehouse, but Washington believes the material
was headed for North Korea.

Sodium cyanide, commonly used in the treatment of
metals, is also a key ingredient in the
manufacture of the deadly nerve gas Tabun
(dimethylphosphoramido-cyanidate).



....und vor einer guten Woche berichtete das Wall
Street Journal im Detail ueber eine deutsche
Technologie-Lieferung fuer den Bau von
Atomtechnologie im Iran. Seltsamerweise (?) habe
ich in den deutschen Zeitungen nichts darueber
gelesen...




US-Medien im Krieg

Evi Dentz @ GG 1, Dienstag, 20. Mai 2003, 09:40 (vor 7858 Tagen) @ GegenGerd@E. D., IV

GegenGerd@E.D., I schrieb:

Diesmal extrem lange Antwort; ich bitte um
Verzeihung... :-)


Uff, das artet ja in Arbeit aus ;-)
Kein Problem, aber ich werde leider nicht ganz so
ausführlich antworten können.

Selbstverständlich gibt es nirgendwo eine völlig
neutrale Berichterstattung. Jeder Autor bringt
seine eigene Perspektive mit ein. Dies trifft
banalerweise auch für deutsche Journalisten zu.

Warum unterstellen Sie dann aber im einen Fall
quasi-staatliche Lenkung und bejubeln das im
anderen Fall als Pressefreiheit? Auch hier wieder:
Den Amerikaner wird alles Schlechte unterstellt,
und wir loben uns für dasselbe, was wir an ihnen
kritisieren.


Erstens: Dieser Artikel stammt nicht von mir,
sondern von einem Amerikaner. Zweitens: Weder habe
ich quasi-staatliche Lenkung unterstellt, noch
Pressefreiheit bejubelt.
Also nochmals zur Klarstellung: Dass in jede
journalistische Arbeit subjektive Elemente mit
einfliessen, dass es also völlige Neutralität
nicht geben kann, ist eine Binsenweisheit. Daraus
folgt nicht, dass deshalb alle Artikel dieser Welt
in gleichem Maße subjektiv oder wertend seien.
Journalistische Arbeiten können mehr oder weniger
subjektiv, mehr oder weniger wertend, mehr oder
weniger propagandistisch sein.

bitte ich Sie, mir das zu
beweisen. Zeigen Sie mir Artikel, die so geifernd
und hetzerisch sind wie z.B. die von Ralph Peters,
Joseph Farah oder Ann Coulter.

Lesen sie z. B. taz oder FR, (...) Ernst Otto
Czempiel > oder Grass.
Oder Eugen Drewermann, der übrigens bei
‚Vorsicht, Friedman!´
Bush und Saddam gleichgesetzt hat (...)Vielleicht
nicht ganz so
martialisch in der Wortwahl wie die zitierten
Amerikaner, dafür dann aber mit einer um so
gesünderen Hand voll moralischer Überheblichkeit
und Selbstherrlichkeit. (...)


Sie tun ja gerade so, als sei die Wortwahl
sekundär. Wenn die Staatschefs anderer Nationen in
der amerikanischen Presse als "Weasel" oder "Wimp"
bezeichnet werden, dann finden Sie das nicht
propagandistisch? Oder wie stehen Sie zu der
Behauptung, Chirac würde sich über jeden toten
Amerikaner freuen? Und was halten Sie von der
Beschreibung der Deutschen als "Nation von
moralisch Inkompetenten"?

Die von mir aufgeführten Zitate sind alle in
amerikanischen Zeitungen erschienen - nochmals:
bitte beweisen Sie mir, dass Ähnliches in
deutschen Presseerzeugnissen veröffentlicht wurde.

Schließlich ist der angebliche Antiamerikanismus
der Deutschen ihr gebetsmühlenartig wiederholtes
Hauptargument - trotz der Tatsache, dass Umfragen
das Gegenteil ergeben.

Ein zentraler Unterschied zu den Medien der USA
liegt übrigens ferner z. B. darin, dass in der
Regel die Trennung von Nachricht und Kommentar in
deutschen Medien weitaus weniger stringent
verfolgt wird als dort (nehmen wir mal FOX aus).
Dafür fallen dann zugegebenermaßen dort die
Kommentare häufig deutlicher aus (...)


Selbstverständlich gibt es in den USA
hervorragende Zeitungen, das steht doch völlig
außer Frage.
Aber es gibt auch die Fox-Medien. Und wenn Sie zum
Beispiel die Kriegsberichterstattung in der New
York Post mitverfolgt haben, dann haben Sie sicher
festgestellt, dass dort eben KEINE klare Trennung
von Nachricht und Wertung stattfand. Nochmals: In
diesem Artikel wird NICHT behauptet, es gäbe in
den USA keine guten Zeitungen, sondern dass die
Medien, aus denen sich die MEHRZAHL der Amerikaner
informiert, propagandistisch seien. Das ist ein
Unterschied.

US-Medien im Krieg

Evi Dentz @ GG 2, Dienstag, 20. Mai 2003, 09:42 (vor 7858 Tagen) @ Evi Dentz @ GG 1

Bitte zeigen Sie mir Beispiele! Sowohl für die
riesengroße Empörung als auch für die schiefen
Darstellungen in Bezug auf Schutzschilde. Dass an
Stellen, wo Sie Empörung erwarten, keine gezeigt
wird, ist jedenfalls KEINE Propaganda.

Das lässt mich nun wirklich zweifeln, inwieweit
Sie überhaupt die Berichterstattung verfolgt
haben. Für ARD und ZDF gab es an dem Tag damals
kaum ein anderes Ereignis, über das berichtet
wurde. Im übrigen sage ich nicht, dass über die
Schutzschilde verzerrt berichtet wurde. Man kann
das so neutral senden. Dann muß man aber
wenigstens auf der anderen Seite genauso neutral
bleiben und da dann nicht mit Betroffenheitsmiene
nahe legen, dass die Amerikaner schießwütige
Rambos sind, die auf nichts anderes warten, als
bei erster Gelegenheit ein ziviles Fahrzeug samt
Insassen zu Klump zu schießen.
Anderes Beispiel: Behandlung der Kriegsgefangenen.
Die Iraker zeigen im gelenkten Staatsfernsehen
entwürdigende Interviews mit Nahaufnahmen, die
eindeutig die Genfer Konventionen verletzen (Die
neutralen Rotkreuz-Mitarbeiter, die das
bestätigen, sieht man allerdings nur auf CNN
International, nicht in der ARD oder im ZDF!).
Rumsfeld prangert dies an. Die deutschen Medien
(insbesondere das ZDF) empören sich aber nicht
etwa über diese Bilder, sondern sprechen vielmehr
empört von verlogener Heuchelei, weil die
Amerikaner es doch genauso machten. Fakt dagegen:
Auf den Videos der irakischen Gefangenen, die
übrigens von eingebetteten Journalisten gemacht
wurden und auf einem freien Medienmarkt in Umlauf
kamen (hätte man das nicht zugelassen, wäre wieder
die Zensurpraxis der Amerikaner kritisiert
worden), war niemand in Nahaufnahme zu sehen,
niemand wurde interviewt und persönlich
bloßgestellt. Zwei ganz unterschiedliche Dinge,
wobei die Amerikaner die viel geringere
Verwerflichkeit begangen haben, aber den
Löwenanteil der Kritik und moralischen Verachtung
abbekommen.


Natürlich habe ich die Berichterstattung verfolgt.
Aber wenn Sie Formulierungen verwenden wie
"Betroffenheitsmiene", "schießwütige Rambos", "zu
Klump schießen","empört von verlogener Heuchelei
sprechen", "moralische Verachtung", dann
beschreiben Sie hier doch nicht die
Berichterstattung an sich, sondern Ihre
Interpretation derselben.

Zweitens
kann ich mich sehr gut auch an die vielen
Vertreter einer pro-amerikanischen Meinung während
der Irak-Diskussion erinnern.

Es gab ein paar, das stimmt. Aber doch sehr
wenige. Und mit Kriegsbeginn waren die völlig von
der Bildfläche verschwunden. Bis irgendwann, als
der Krieg entschieden war, Enzensberger und
Karasek zu Wort kommen durften, wurde diese
Haltung, die übrigens immerhin von einer nur
geringfügig kleineren Minderheit in Deutschland
vertreten wurde, als jene der expliziten
Kriegsgegner in den USA zu Kriegsbeginn,
systematisch geschnitten. Pro-amerikanische
Haltungen durften dann allenfalls nur noch
Amerikaner selbst vertreten oder Exil-Iraker,
deren Meinung aber komischerweise hierzulande
überhaupt niemanden interessiert hat. Nicht einmal
die Bundesregierung, die laut deren Aussagen nie
mit Exilanten gesprochen hat.


Ich vermute, dass Sie sich einfach über die
kriegskritischen Standpunkte mehr geärgert und
deshalb eine stärkere Präsenz dieser Positionen
wahrgenommen haben. Denn Sie vergessen zum
Beispiel die Vertreter der CDU. Meiner Erinnerung
nach waren in Talkshows etc. durchaus beide
Standpunkte vertreten. Und natürlich wurde die
pro-amerikanische Seite auch häufig von
Amerikanern oder Exil-Irakern repräsentiert. Aber
was ist dagegen zu sagen?


GegenGerd@E. D., II schrieb:

Drittens habe ich
meinen Standpunkt über die amerikanischen Medien
nicht erst gestern gebildet.

Und davon rücken Sie auch nicht mehr ab, sehen
sich durch jeden noch so tendenziösen Artikel
bestätigt und verschließen die Augen vor der
Realität etwa der deutschen Medien. Glückwunsch!



Schauen Sie, was Sie als Realität wahrnehmen, ist
nun mal ganz offensichtlich nicht identisch mit
dem, was ich als Realität wahrnehme, sonst hätten
wir keinen Dissens. Würden Sie mir da zustimmen?

Und könnten Sie mir außerdem darin beipflichten,
dass demzufolge ein Artikel, der für mich eine
relativ zutreffende Beschreibung der Realität sein
kann, Ihnen womöglich tendenziös erscheinen mag,
und vice versa?

Meinen Sie daher nicht, dass Einwürfe wie "Sie
verschließen Ihre Augen vor der Realität" ziemlich
überflüssig sind?

US-Medien im Krieg

Evi Dentz @ GG 3, Dienstag, 20. Mai 2003, 09:44 (vor 7858 Tagen) @ Evi Dentz @ GG 2

Ihre subjektiven Einzelbeobachtungen sagen doch
nichts über den Informationsstand der Bevölkerung
eines ganzen Landes. Um die beurteilen zu können,
braucht es empirische Untersuchungen, nicht
Einzelgespräche am Stammtisch.

Ich weiß nicht, ob Sie´s wussten, aber empirische
Untersuchungen bilden die Realität auch nicht
immer richtig ab und sagen noch dazu oft sehr
unterschiedliche Dinge aus. Ich frage mich, wie
Sie von hier aus, beruhend auf ein paar
polemischen Zeitungsartikeln und
‚empirischen
Studien´, die Sie allerdings auch lieber nicht
anführen, glauben, beurteilen zu können, wie der
‚Informationsstand´ der Amerikaner ist.


Danke für den Hinweis, aber selbstverständlich ist
die einzige Möglichkeit, zu zuverlässigen und
validen Aussagen über Merkmalsverteilungen in
Populationen zu kommen, eine theoretisch und
methodisch einwandfreie Erhebung. Und unter der
Voraussetzung, dass die 45 % einer solchen
entstammen, ist diese Zahl ein ganz brauchbarer
Indikator für den Informationsstand der
amerikanischen Bevölkerung.

Da halte
ich die von Ihnen verschmähten ‚subjektiven
Einzelbeobachtungen´ im EIGENEN Land für weitaus
ergiebiger. Und was man da alltäglich hört und
erlebt, weckt jedenfalls in mir nicht gerade das
Bedürfnis, mich über die Uninformiertheit und
Urteilsunfähigkeit der Bürger anderer Staaten
aufzukröpfen.


Na ja, wer seine eigenen Beobachtungen, und in
ihrem Fall handelt es sich ja eher um
Interpretationen, zum Maßstab macht, behält
natürlich immer recht. Wenn Sie also, ähnlich wie
der gute Alex, ein Plädoyer für subjektive
Verallgemeinerungen halten wollen, bitte schön.
Dann frage ich jedoch auch Sie: Was haben Sie
bitte gegen Antiamerikanismus? Wenn Sie
Verallgemeinerungen befürworten, müssen Sie mir
auch zugestehen, dass ich aus drei uninformierten
Amerikanern auf die übrigen 270 Millionen
hochrechne. (Was ich im Übrigen nicht tue, schon,
weil ich vorwiegend informierte Amerikaner kenne
;-)

Übrigens vermengen Sie die Themen. Es ging nicht
um Urteilsunfähigkeit.

Und dass in den USA qualifizierte Diskussionen
stattfinden, habe ich nie bestritten. Darum ging´s
hier bloß nicht. Sie scheinen zu glauben, Kritik
an den amerikanischen Medien sei dasselbe wie ein
´Alle Amis sind dumm´-Standpunkt.

Entscheiden Sie sich: Entweder betreiben die
amerikanischen Medien nun per se einseitige
Propaganda und machen so objektive Information
unmöglich oder nicht. Wenn es aber eine
qualifizierte Diskussion gab (und es gab sie),
dann fand sie nun einmal notwendigerweise (auch)
in den Medien statt (und das tat sie). Daß es
dabei AUCH einseitige Berichterstattung gab, darf
niemanden verwundern und ist in einer
Mediendemokratie doch nichts Außergewöhnliches.
Oder was ist die Berichterstattung der BILD? Oder
der taz? Oder der FR? Oder der Welt?


Ach, kommen Sie. Dass es gute Zeitungen gibt,
bedeutet nicht, dass ALLE Zeitungen gut sind.
Dasss es schlechte Zeitungen gibt, bedeutet nicht,
dass ALLE Zeitungen schlecht sind.
Nochmals: Dieser Artikel besagt, dass die Medien,
aus denen sich die meisten Amerikaner informieren
(und das ist noch nicht mal gleichbedeutend mit
´die meisten Medien´), propagandistische Methoden
verwenden. Und er nennt konkrete Beispiele. Warum
gehen Sie nicht einfach auf die dort genannten
Punkte ein?

Was die Auseinandersetzung hierzulande betrifft,
so ist es ja möglich, dass in Ihrer Wahrnehmung
die Positionen ausschließlich in ´Die Amis sind
ruchlose Mörder.´ und ´Kriegsgegner sind
Saddam-Freunde´ bestehen, aber damit beschreiben
Sie eher Ihre eigene Projektion als das Niveau der
Auseinandersetzung in den Medien -

Ich sage ja nicht, dass die ganze Debatte auf
diesem Niveau verlief. Aber es gab schon vieles,
was SEHR platt war von Leuten, die sich dabei sehr
gut vorkamen. Hochtrabender und anspruchsvoller
als in den USA war die Diskussion hier jedenfalls
keineswegs. Allein schon deshalb nicht, weil die
Auseinandersetzungen hier m. E. mit weitaus
härteren, moralischen wie polemischen Bandagen
geführt wurde, als in den USA.


Nun frage ich mich, nachdem Sie mir eben erzählt
haben, ich könne das Ganze von hier aus nicht
beurteilen, wie SIE dann zu Ihren vergleichenden
Urteilen kommen.

US-Medien im Krieg

Evi Dentz @ GG 3, Dienstag, 20. Mai 2003, 09:52 (vor 7858 Tagen) @ Evi Dentz @ GG 3

Was soll daran irrational sein? Glauben Sie etwa,
der Irak-Krieg hätte die Terrorismusgefahr
verringert? Natürlich nicht! Er hat sie
vergrößert.

Darüber kann, v. a. auf mittlere bis längere Sicht
sicher geteilter Meinung sein. Fragen Sie z. B.
mal die Israelis, ob sie es begrüßen, dass es
einen Diktator weniger gibt, der Unsummen für
Terroranschläge auf sie zahlt oder nicht. Da dies
aber das ziemlich einzige der unzähligen
Horrorszenarien von vor dem Krieg ist, das
zumindest noch theoretisch eintreffen könnte, will
ich Ihnen Ihre Freude daran nicht nehmen. (Daß
übrigens die politische Positionierung einer
Regierung und ihr Verhalten gegenüber der Region
für die Attentäter kein primäres Kriterium dafür
ist, wen man angreift, sehen Sie wohl nirgendwo so
´schön´ wie am Djerba-Attentat, das sich nun
einmal gezielt gegen die ´friedlichen´ Deutschen
gerichtet hat.)


Wollen Sie mir ernsthaft unterstellen, ich würde
mich über Terroranschläge freuen?
Bei allem Eifer für die Sache - bitte entscheiden
Sie sich, ob Sie sachbezogen diskutieren oder
lieber polemisieren wollen!

Und was Israel betrifft - ich glaube nicht, dass
Israel davon profitiert, wenn der Hass auf die USA
weiter anwächst. Meiner Befürchtung nach - und das
ist selbstverständlich eine völlig unbelegte
Hypothese - wird dieser Krieg die Bereitschaft
junger Muslime, sich für Selbstmordattentate zur
Verfügung zu stellen, eher steigern.

Fakt ist aber auch: Die Menschen in Deutschland
waren vor Beginn des Krieges nicht wirklich akut
gefährdet, während des Krieges nicht und sind es
auch heute nicht. Allerdings wurden sehr wohl,
insbesondere aus Regierungskreisen, massiv Ängste
geschürt, die aber mit der Realität wenig zu tun
hatten und haben. Nur die Gefahr, die man
offensichtlich in Regierungskreisen selbst gesehen
hat (Thema Pockenviren aus dem Irak --- warum
sonst die Eile bei der Anschaffung des Impfstoffes
und nun nach dem Sturz Saddams plötzlich die
markante Rolle rückwärts?), die hat man
systematisch runtergespielt, weil die zwar
offenbar als existent betrachtet wurde, aber
leider so gar nicht ins politische Konzept passte.


Sie widersprechen sich. Entweder gab es die
Pockengefahr, dann waren die Menschen gefährdet,
oder es gab sie nicht, dann konnte auch nichts
heruntergespielt werden.

GegenGerd@E. D., IV schrieb:

Ob Amerika eine Demokratie ist oder ob dort
hochwertige Diskussionen stattfinden, hat mit dem
eigentlichen Punkt - Pressepropaganda - null und
gar nichts zu tun.

Es hat eine ganze Menge damit zu tun. Es wird
nämlich oft unterstellt, Amerika sei auf dem Weg
zur totalitären Diktatur (Sie tun das übrigens
zumindest implizit auch, indem Sie nicht ´dass´,
sondern ´ob´ schreiben). Während hierzulande sehr
ähnliche Dinge gerade in den Mainstream-Medien
passieren, die man aber nicht wahrnimmt oder nicht
wahrnehmen will, und sich lieber der deutschen
oder europäischen Überlegenheit brüstet.


Ausformuliert: "Die Frage, ob...."
Selbstverständlich halte ich die USA für eine
Demokratie, für was den sonst, bitte?

Wenn aber, und das ist ja die These dieses
Artikels, die Presse in Amerika größtenteils
einseitig berichtet, dann hat der
Durchschnittsamerikaner nun mal weniger
Möglichkeiten, sich eine qualifizierte Meinung zu
bilden. DARUM geht es.

Das trifft auf den ´Durchschnittsdeutschen´ auch
zu.


Nun, es TRÄFE in gleichem Maße zu, wenn die
deutschen Medien genauso propagandistisch wären.
Was nicht bedeutet, um das noch mal zu
wiederholen, dass sie vollkommen neutral wären.
Schon, weil es vollkommene Neutralität gar nicht
geben kann.

Hier
gibt es vielleicht einmal einen polemischen
medien- bzw. selbstkritischen Artikel in der taz
und einen aus der anderen politischen Ecke in der
FAZ oder der Welt in drei Monaten zu diesem Thema.
Dazu dann eventuell noch einen von Broder.
Für den
Rest muß bestenfalls die
Kommunikationswissenschaft hinhalten,
schlechtestenfalls schweigt auch sie. Anders in
Amerika, wo die gegenseitige Kontrolle der Medien
untereinander, wie man an den hier immer wieder
zitierten Beiträgen sieht, sehr wohl ständig statt
findet. Hierzulande beweihräuchern sich die Medien
gern über die ´ausgewogenste Berichterstattung,
die es je gab´ und dreschen auf die amerikanischen
Kollegen ein.


Sorry, aber dieser Punkt ist völlig irrelevant.
Wer an solchen Diskussionen teilnimmt oder sie
verfolgt, informiert sich nicht vorwiegend aus den
Fox-Medien.

US-Medien im Krieg

Evi Dentz @ GG 5, Dienstag, 20. Mai 2003, 10:39 (vor 7858 Tagen) @ Evi Dentz @ GG 3

Ojemine, das ist ja noch mehr...

Also:

Die Verbalinjurien begannen auf der deutschen
Seite mit dem Vorwurf des Abenteurertums und der
Instrumentalisierung im Wahlkampf. Fleischer, Rice
und Bush haben sich niemals annähernd offen so
antideutsch geäußert wie Teile der deutschen
Regierung antiamerikanisch. Dies trifft einzig auf
Rumsfeld zu.


Zu sagen, Deutschland würde sich nicht an einem
Abenteuer beteiligen, ist keine Verbalinjurie,
genausowenig, wie die Einbeziehung dieses Themas
in den Wahlkampf. Beides halte ich für vollkommen
in Ordnung, oder wollen Sie etwa fordern, die
Parteien dürften ihre Positionen zu wichtigen
Themen vor Wahlen nicht äußern? Ein ziemlich
undemokratischer Standpunkt! Und nicht nur
Rumsfeld, auch Bush hat sich äußerst flegelhaft
verhalten.

Dass in den Nachkriegstagen das Ölministerium das
einzige Gebäude war, das bewacht wurde, ist eben
eine Tatsache, die interpretiert wird...

Das kann wohl die ‚Blut für
Öl´-Unterstellungen
von vor dem Krieg kaum erklären. Sie gehen
übrigens interessanterweise auch nicht darauf ein,
dass und warum die vorhandenen, durchaus
überzeugenden Argumente gegen diese These in den
Medien (vielleicht außer der Welt und der Zeit)
kaum eine Rolle gespielt haben und dass und warum
man nicht erwähnt hat, dass man dies alles schon
mehrfach unterstellt und damit nachweislich falsch
gelegen hat.
Und ferner: Wenn Sie den Wiederaufbau des Iraks
mit Hilfe des irakischen Öls vorantreiben wollen:
Was würde für Sie wohl hohe Priorität bei der
Beschützung genießen?


Wenn mich das Wohl des Landes interessierte, würde
ich womöglich auch noch Atomanlagen und Museen
schützen.

Aber selbstverständlich wird in der Presse kein
einseitiger ´Blut für Öl´ Standpunkt vertreten.
Und Herr Grass ist Schriftsteller, kein
Spiegel-Autor.

Ich habe nie nur vom Spiegel gesprochen. Sie
zitieren auch nicht nur Journalisten, sondern
ebenso bedeutende Personen des öffentlichen
Lebens. Eine solche ist Herr Grass ohne Zweifel.


Ich habe Artikel, die in amerikanischen Zeitungen
erschienen sind, zitiert. Schließlich war das
Thema:´Amerikanische Medien´.

Erstaunlich finde ich, dass Sie von deutschen
Politikern erwarten, die Bevölkerung über die
wahren Motive der Bushies aufzuklären.

Das erwarte ich keineswegs. Ich erwarte aber
zumindest gegenüber einem Staat, den man noch
immer als Freund bezeichnet, dass man sich nicht
noch vorhandene Verschwörungstheorien und
Ressentiments zunutze zu machen bemüht, (von denen
man selbst wissen sollte, dass sie nicht der
Realität entsprechen und wie sensibel man auf der
anderen Seite - zurecht - auf so etwas reagiert)
um sich auf dem Rücken einer möglichen gemeinsamen
Problemlösung und zulasten einer wichtigen
Partnerschaft innenpolitisch zu profilieren.


Dass über die wahren Kriegsgründe spekuliert
wurde, haben die Bushies sich nun wirklich selbst
zuzuschreiben. Schließlich war und ist
offensichtlich, dass diese nicht mit den genannten
Kriegsgründen identisch sind.
Also, was sind die wahren Kriegsgründe?
Muss das die Bundesregierung erklären oder die
Bush-Regierung?
Und wieso darf die Bush-Administration behaupten,
Schröder hätte das Irak-Thema für seinen Wahlkampf
instrumentalisiert?


Also auch hier: Wer mit dem Zeigefinger auf andere
zeigt, auf den zeigen drei Finger zurück.

Wieviele Finger zeigen denn dann auf Sie selbst?

Heißa! Welch kreative Frage! :-)


Die hatte Ihr kreatives Statement auch verdient;-)

Wie bitte? Selbstverständlich darf sie darauf
verweisen, worum es sich beim Irak handelte - bloß
hat das überhaupt keiner bestritten.

Das ist immer eine bequeme Argumentation. Leider
ging es aber in diesem Konflikt um dieses Land,
weshalb man die Zustände dort nicht immer mit
einem Halbsatz beiseite schieben kann, um dann
wieder auf Amerika einzuprügeln. Genauso, wie es
nicht reicht, zu sagen ‚Saddam ist ein
schrecklicher Diktator´, aber die von ihm
verursachten Gräuel beiseite zu schieben oder die
Primärschuld von dem, der die Mordbefehle gegeben
hat, auf jene abzuwälzen, die leider den Fehler
gemacht haben, nicht einzugreifen.


Der einzige, der etwas beiseite schiebt, sind Sie
- nämlich die Tatsache, dass hier basierend auf
einer unilateralen Entscheidung, unter
Vorschiebung falscher Gründe und zum Dienste der
eigenen Interessen ein Land besetzt wurde, dessen
Diktator man jahrelang unterstützt hat.

Aber der
Maßstab für die Qualität der amerikanischen Presse
kann ja wohl kaum der Irak sein, oder?

Die einzige Person, die hier implizit einen
Vergleich dieser Art aufgemacht hat, sind Sie.


Lesen Sie bitte noch mal nach. Es war Smadar, die
diesen Vergleich aufgemacht hat.


US-Medien im Krieg

Smadar@GegenGerd, Sonntag, 18. Mai 2003, 20:20 (vor 7859 Tagen) @ GegenGerd@E.D., I

GegenGerd@E.D., I schrieb:

Ein zentraler Unterschied zu den Medien der USA
liegt übrigens ferner z. B. darin, dass in der
Regel die Trennung von Nachricht und Kommentar in
deutschen Medien weitaus weniger stringent
verfolgt wird als dort (nehmen wir mal FOX aus).
Dafür fallen dann zugegebenermaßen dort die
Kommentare häufig deutlicher - in die eine oder
andere Richtung! - aus. Aber das ist auch m. E.
weitaus unproblematischer, da es als solches
gekennzeichnet wird, als die Art und Weise wie
hierzulande oft allein durch die Wortwahl,
Betonung o. ä. massiv Wertungen eingebaut werden,
die als Fakten rüberkommen. Dazu gibt es übrigens


wunderbare ***kommunikationswissenschaftliche
Studien***, die das bestätigen.


Wo? Das interessiert mich!

US-Medien im Krieg

Dudi, Sonntag, 18. Mai 2003, 18:05 (vor 7859 Tagen) @ Evi Dentz @ Gegen Gerd

Zeigen Sie mir Artikel, die so geifernd
und hetzerisch sind wie z.B. die von Ralph Peters,

Joseph Farah oder Ann Coulter.



+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++


PSL, Gerd Ruge und der Rest des Drecks

US-Medien im Krieg

Ann Coulter, Montag, 19. Mai 2003, 01:26 (vor 7859 Tagen) @ Evi Dentz @ Gegen Gerd

NOCH einmal: WAS ist an diesen Äusserungen
fragwürdig?

US-Medien im Krieg

Smadar, Sonntag, 18. Mai 2003, 20:03 (vor 7859 Tagen) @ Evi Dentz @ Smadar

Womit du also zugibst, daß die politische
Propaganda in den USA sowohl mächtig denn auch
allgegenwärtig ist.
Du bestreitest bloß, dass es keiner bemerkt? Nun,
um es mit deinen eigenen Worten zu sagen:
Geschenkt! ;-)


Unterstellt wird hier ja eine Beeinflussung, der
man kaum entweichen kann und die Verdunklung nicht
genehmer Tatsachen - wie soll das gehen, wenn es
jedermann bemerkt und sich damit auseinandersetzt?

Sie ist sicherlich nicht vernachlässigbar als
Stimme des intellektuellen Amerikas, aber sehr
wohl bezüglich ihres Einflusses auf die
Meinungsbildung breiter Massen.


Bloß weil dir der Leserkreis nicht paßt willst du
einer der renommiertesten Zeitungen der Welt
absprechen meinungsbildend zu sein?

Zwischendurch sollen es sogar 70 % gewesen sein.


Ja, hier läßt du die Verstärkung anrücken, allein
zu spät! Von dieser Zahl ist im Ursprungsartikel
nicht die Rede.

Was um alles in der Welt gibt es an 45 % zu
verharmlosen? Hier handelt es sich nicht nur um
einen elementaren Irrtum (in dem diese Leute
bewusst belassen werden), sondern darüber hinaus
auch noch um einen vorgeblichen Kriegsgrund.


Im Irrtum belassen? Was um alles in der Welt
berechtigt dich zu der Schlußfolgerung, bei dieser
Minderheit von 45%, die dem Krieg zustimmten
handele es nicht um informierte (womöglich New
York Times lesende) Menschen, die aus den
Informationen andere Konsequenzen zogen als du?

Du baust doch nur eine Argumentationskulisse auf,
denn der von dir gepostete Artikel gibt schon alle
wichtigen Fakten:

1. Es gab eine differenzierte Auseinandersetzung
mit der Kriegsrhetorik in allgemein zugänglichen
Massenmedien. Mag sein, nicht jeder liest NYT,
aber jeder kann und darf sie lesen.

2. Die Bush-Rhetorik vermochte nur eine Minderheit
der Befragten zu überzeugen; womöglich blieben
auch viele der Menschen kritisch, die keine NYT
lesen und nur fernsehen.



US-Medien im Krieg

Stephan@Smadar und Evi Dentz, Sonntag, 18. Mai 2003, 20:49 (vor 7859 Tagen) @ Smadar

Sehr geehrter Smadar,

ich sehe, dass Evi Dentz nicht nur mir die Worte
im Halse rumdreht oder Aussagen unterstellt, die
nie gemacht wurden.

Hier einige Bemerkungen eines in New York lebenden
Europaeers zum Thema Medien.

Lassen Sie mich mal mit einer provozierenden
Behauptung beginnen. Ich glaube, dass ich ueber
Weltpolitik, Kultur, Literatur nie so gut
informiert war wie hier in New York. Als ich in
Europa lebte, war ich umgeben von Menschen, deren
Meinungen sich aus den fast identischen Quellen
speisten: Am Montag der "Spiegel", die FAZ,
Sueddeutsche, TAZ, NZZ etc. jeweils zum
Fruehstuck, dann "Report", "Monitor" und
"Panorama" zum Abendessen, und am Wochenende die
"Zeit". Und das sind die gebildeteren Leute im
deutschsprachigen Raum.
Aufgrund meiner Erfahrungen nehmen selbst die
gebildeten Menschen in Deutschland kaum eine New
York Times, Financial Times, Le Monde, Figaro,
Corriere oder Wall Street Journal in die Hand,
bzw. sind haeufig auch kaum erhaeltlich.

Hier in New York laeuft fuer mich der Meinungs-und
Informationsprozess voellig anders. Durch meine
engsten Mitarbeiter (ein Brasilianer, Chinese,
Inder, Pakistani, Israeli, Agypter, Iraner,
Bulgare, Russe, Schotte, Englaender und ja...ich
habe sogar amerikanische Mitarbeiter) habe ich
taeglich die neuesten Informationen aus ihren
jeweilgen Herkunftslaendern, bin informiert ueber
die Positionen, die dort vertreten und die
Recherchen, die betrieben werden. Ich informiere
mich ueber das Internet and die internationalen
Zeitungen, die relativ einfach erhaeltlich sind,
ueber die Diskussionen im europaeischen
Raum....und partizipiere gelegentlich im
Broder-Forum. Das amerikanische Fernsehen kann man

bei Bedarf umgehen, in dem man zum Beispiel auf
BBC umschaltet.

Man wird mir nun entgegenhalten, dass diese Form
der Informationsakquisition und
Informationsverarbeitung
nicht sehr represenativ fuer die USA sei. Nein,
sie ist fuer einen sehr grossen Teil der Menschen
and der Ostkueste und Teile der Westkueste sehr
repraesentativ.

In Kurze, ich denke, das die Diskussion ueber
US-Medien in diesem Thread das Problem nicht
angemessen angehen.

Beste Gruesse aus New York,

Stephan


US-Medien im Krieg

Evi Dentz @ Stephan, Montag, 19. Mai 2003, 12:42 (vor 7858 Tagen) @ Stephan@Smadar und Evi Dentz

Stephan@Smadar und Evi Dentz schrieb:

Sehr geehrter Smadar,

ich sehe, dass Evi Dentz nicht nur mir die Worte
im Halse rumdreht oder Aussagen unterstellt, die
nie gemacht wurden.


Und ich sehe, dass Sie unterstellen, ich würde
unterstellen.
Nämlich was, bitte?

US-Medien im Krieg

Evi Dentz @ Smadar, Montag, 19. Mai 2003, 12:39 (vor 7858 Tagen) @ Smadar

Womit du also zugibst, daß die politische
Propaganda in den USA sowohl mächtig denn auch
allgegenwärtig ist.
Du bestreitest bloß, dass es keiner bemerkt? Nun,
um es mit deinen eigenen Worten zu sagen:
Geschenkt! ;-)


Smadar schrieb:

Unterstellt wird hier ja eine Beeinflussung, der
man kaum entweichen kann und die Verdunklung nicht
genehmer Tatsachen - wie soll das gehen, wenn es
jedermann bemerkt und sich damit auseinandersetzt?


Zwischen keiner und jedermann gibt es noch ein
paar klitzekleine Zwischenstufen.
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Sie ist sicherlich nicht vernachlässigbar als
Stimme des intellektuellen Amerikas, aber sehr
wohl bezüglich ihres Einflusses auf die
Meinungsbildung breiter Massen.


Smadar schrieb:

Bloß weil dir der Leserkreis nicht paßt willst du
einer der renommiertesten Zeitungen der Welt
absprechen meinungsbildend zu sein?


Hä? Habe ich irgendetwas gegen die NYT gesagt?
Oder angedeutete, mir würde der Leserkreis nicht
passen?

Selbstverständlich beziehe ich mich auf die
AUFLAGENHÖHE.
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Zwischendurch sollen es sogar 70 % gewesen sein.


Smadar schrieb:

Ja, hier läßt du die Verstärkung anrücken, allein
zu spät! Von dieser Zahl ist im Ursprungsartikel
nicht die Rede.


Und? Ich bestehe nicht auf den 70%. Wir können
getrost bei den 45 % bleiben.
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---------------------------------------

Was um alles in der Welt gibt es an 45 % zu
verharmlosen? Hier handelt es sich nicht nur um
einen elementaren Irrtum (in dem diese Leute
bewusst belassen werden), sondern darüber hinaus
auch noch um einen vorgeblichen Kriegsgrund.


Smadar schrieb:

Im Irrtum belassen? Was um alles in der Welt
berechtigt dich zu der Schlußfolgerung, bei dieser
Minderheit von 45%, die dem Krieg zustimmten
handele es nicht um informierte (womöglich New
York Times lesende) Menschen, die aus den
Informationen andere Konsequenzen zogen als du?


Wovon redest du überhaupt?

Es geht nicht um 45 %, die dem Krieg zustimmen,
sondern um 45 %, die glauben, Saddam sei in die
Anschläge vom 11. September verwickelt. Wie
informiert können die wohl sein?

Und wie sollen bei einer Million verkauften
Exemplaren pro Tag 45 % aller Amerikaner die New
York Times lesen?
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Smadar schrieb:

Du baust doch nur eine Argumentationskulisse auf,
denn der von dir gepostete Artikel gibt schon alle
wichtigen Fakten:

1. Es gab eine differenzierte Auseinandersetzung
mit der Kriegsrhetorik in allgemein zugänglichen
Massenmedien. Mag sein, nicht jeder liest NYT,
aber jeder kann und darf sie lesen.


Und weil theoretisch jeder die NYT lesen kann,
haben die Fox-Medien keinen Einfluss, oder wie
jetzt?
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Smadar schrieb:

2. Die Bush-Rhetorik vermochte nur eine Minderheit
der Befragten zu überzeugen;


DAS steht definitiv nicht in diesem Artikel.
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Smadar schrieb:

womöglich blieben
auch viele der Menschen kritisch, die keine NYT
lesen und nur fernsehen.


Selbstverständlich.

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