die deutsch-amerikanische "Freundschaft"
Die deutsch-amerikanische Freundschaft ist schon
merkwuerdig.
Die deutsche Seite faengt nun wirklich jeden Satz
an mit: eine gute Freundschaft muesse auch Kritik
vertragen, dies zeichne sie sogar aus, und dann
folgt so etwas wie eine Kritik.
Die Amis pflegen OHNE derartige Phrasen zu
kritisieren.
Frankreich und die BRD wurden in diesem
Zusamenhang ja oft in einem Atemzug genannt. Man
muss aber einmal die von diesen beiden Laendern in
den letzten Monaten zur internationalen Lage
hervorgebrachten Aussprueche vergleichen, um zu
erkennen, dass der Unterschied krass ist. Waehrend
das eine Land eine direkte Sprache benutzte, kann
die des anderen, und welches ist das wohl?, nur
als uebervorsichtig lavierend bezeichnet werden.
Hauefig auch die Beteuerung von BRD-Seite, die
"gemeinsamen Werte" blieben bestehen, trotz aller
- zu jeder Freundschaft gehoerenden, notwendigen
Kritik... Nicht viele Amerikaner jedoch sehen
gemeinsame Werte in der BRD un den USA. Warum
auch? Nur weil beide Demokratien sind? Das ist ja
nun so selten auf der Welt nicht. Und die
Tatsache, dass sich in der BRD
MARKTWIRTSCHAFTLICHE ELEMENTE finden lassen, hat
bisher sicher nicht viele Amerikaner dazu
gebracht, von einer Werteaehnlichkeit zu sprechen.
In der Tat kann ich aus meiner eigenen Erfahrung
berichten, dass Amerikaner bzgl. der BRD viel mehr
Trennendes wahrnehmen - wie etwa das
Ladenschlussgesetz und so vieles andere mehr. Kein
Amerikaner kaeme je auf den Gedanken, die BRD lebe
den "American Dream" oder habe auch nur typischen
amerikanischen Pioniergeist. In den USA ist die
Formulierung "the things that made America big"
verbreitet, womit bestimmte Tugenden wie
Individualismus und auch Toleranz gemeint sind -
die kaum ein Amerikaner wohl je mit Deutschland in
Verbindung gebracht hat.
Was sagt ihr eigentlich zu folgender Beobachtung:
In den 80er Jahren war die Kritik an den USA noch
viel ausgepraegter auf Seiten der BRD. Nunja, das
war ja noch zu einer Zeit, als nicht dauernd
ritualisiert vor dem "Risiko Deutschland" und der
"neuen deutschen Fremdenfeindlichkeit" gewarnt
wurde. In der Tat glaube ich, dass die Deutschen
den Amerikanern heute unterwuerfiger
gegenueberstehen, als sie es in den Hochzeiten des
Kalten Krieges je taten.
Und auch folgende Frage sei gestattet: Welchen
Sinn hat die "deutsch-amerikanische Freundschaft"
in der heutigen Welt ohnehin? Ist sie in irgend
einer Weise berechtigter als die
norwegisch-italienische Freundschaft?