Die Kriege der anderen

GegenGerd, Montag, 26. Mai 2003, 22:37 (vor 7851 Tagen)

Ein weiteres, wenn auch diesmal besonders
augenfällies Beispiel dafür, daß die Beurteilung
von Kriegen in den hiesigen Medien offenbar zu
einem guten Teil davon abhängt, ob die USA daran
teilnehmen oder nicht.
Der Tagesspiegel heute zum indonesisches Vorgehen
gegen Aceh:

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Eine Abspaltung würde den Staat in seinen
Grundfesten erschüttern, würde den Ruf nach
Selbständigkeit in anderen Regionen des Archipels
ermutigen. Der Zerfall Indonesiens würde die
Stabilität Südostasiens gefährden. Der Fortbestand
liegt ebenso im Interesse der Nachbarstaaten wie
der Vereinten Nationen.

http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/27.05.2003/58
7523.asp
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Seltsam: Beim massenmörderischen Regime Saddams
wird über die unantastbare Souveränität eines
Staates debattiert, obwohl angeblich Konsens
herrscht, daß es sich um eine furchtbare Diktatur
handelt und das Souveränitätsprinzip heute nichts
mehr alles ist. Wenn es aber um das
Selbstbestimmungsrecht der Völker geht, gilt das
plötzlich nicht gegenüber Indonesien. Da sind
willkürlich von den Kolonialmächten festgelegte
Grenzen, die zu einer jahrzehntelangen brutalen
Unterdrückung von Bevölkerungsteilen führen, aus
profanen realpolitischen Gründen, die man doch
sonst so verwirft, akzeptabel, und die Stabilität
der Region wichtiger als die Anliegen der
unterdrückten Bevölkerung. Wo sind die hehren
Maßstäbe zur Bewertung der internationalen Politik
geblieben? Oder ist Realpolitik nur dann
verwerflich, wenn sie von den USA betrieben
wird??? Und wenn im übrigen die UN hier so
realpolitisch orientiert sind, wie der Autor
anzudeuten scheint: Woher nehmen sie dann noch das
Recht, in anderen Fällen auf Moral zu pochen???


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