Peter Zadek und Amerika
Hier einige Ausschnitte aus dem neuesten
Spiegel-Interview mit Peter Zadek. Der Mann kann´s
noch besser als sein Kollege Peymann.
HMB, hiermit praesentieren wir den neuen Schmock
der Woche !
Zadek: Ich stimme meinem alten Freund Harold
Pinter zu, dessen Antikriegsgedichte "War"
Elisabeth Plessen und ich gerade übersetzt haben -
erscheinen übrigens demnächst. Pinter sagt, die
Amerikaner seien heute mit den Nazis zu
vergleichen. Der Unterschied besteht darin, dass
die Nazis vorhatten, Europa zu besiegen; die
Amerikaner aber wollen die ganze Welt besiegen.
SPIEGEL: Die Gleichsetzung von Amerikanern und
Nazis finden wir aberwitzig. Gestehen Sie den
US-Politikern nicht mal zu, dass sie sich, bei
aller Machtgier, den Idealen der Freiheit und des
Individualismus verpflichtet fühlen?
Zadek: Die Nationalsozialisten hatten auch ihren
Idealismus und glaubten, immer das Richtige zu
machen.
SPIEGEL: Sie halten allen Ernstes George W. Bush
für einen gefährlicheren Mann, als Saddam es war?
Zadek: Ja.
SPIEGEL: Haben Sie in den USA selbst auch nur
negative Erfahrungen gemacht?
Zadek: Ich war nie dort. Mir ist Amerika zutiefst
zuwider, auch wenn ich natürlich ein paar
amerikanische Freunde habe.
SPIEGEL: Halten Sie auch die kriegerische
Beteiligung der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg
gegen Hitler für falsch?
Zadek: Auch dieser Krieg hätte nicht stattfinden
dürfen. Krieg produziert im Endeffekt nur
Katastrophen. Diese Haltung habe ich vertreten,
seit ich 18 war. Das war am Ende des Zweiten
Weltkriegs, und ich habe damit nur Feinde gehabt,
auch unter meinen jüdischen Freunden, als ich
sagte: "Diesen Krieg so wenig wie jeden anderen."
Nach den 60 Millionen Toten fühlte ich mich
gewissermaßen gerechtfertigt.
SPIEGEL: Hätten Sie Hitler, seine Mordbanden und
KZ-Schergen durch Lichterketten beseitigen wollen?
Zadek: Es ist immer dieselbe Frage: Durch was
entsteht Krieg? Krieg entsteht dadurch, dass Leute
nicht mehr im Stande sind, miteinander zu reden.
Alle Leute haben Interessen. Und mit diesen
Interessen kann man umgehen, solange man die
Nerven und die Geduld dazu hat.
SPIEGEL: Sie leugnen, dass angesichts des Terrors
von Hitler und Saddam die Devise gelten muss, dass
ein Ende mit Schrecken besser ist als ein
Schrecken ohne Ende?
Zadek: Ein wunderbares Klischee! Das würde
bedeuten, dass man überhaupt nicht mehr mit
Menschen verhandelt. Dann könnte ich Sie hier
sofort hinausschmeißen und Ihnen mit der
Kaffeekanne über den Kopf schlagen. Das ist Ihre
Logik. Sie sitzen hier und sagen lauter Sachen,
mit denen ich nicht einverstanden bin, all die
abgeleierten, blöden Sachen, die ich tausendmal
gelesen habe - muss ich da nicht sofort ein Ende
mit Schrecken machen?
SPIEGEL: Sie sagen das freundlich, sind aber ganz
schön wütend. Gleich schreien Sie.
Zadek: Nein, nie. Mein ganzes Buch, über das wir
hier eigentlich reden wollten, erzählt davon, wie
man sich durchsetzt, ohne zu schreien, wie man
seine Phantasie trotzdem verwirklicht.
Peter Zadek und Amerika
meine Großeltern - mit Ghetto-Erfahrung - pflegten
zu sagen: wenn ein Jud´ dumm ist, ist er sehr
dumm. Das gilt auch für Herr Zadek - in
politischen Dingen.
Peter Zadek und Amerika
Danke für diesen Hinweis, Spiegel nervt mich zur
Zeit sehr, so daß ich ihn regelrecht meide. Aber
dieses Interview (Auszug?) ist interessant. Ich
frage mich, ob Herr Zadek tatsächlich denkt, man
hätte Hitler zum Gespräch bitten sollen, statt
sich zur Wehr zu setzen. Ich glaube, man muß schon
sehr im Wolkenkuckucksheim leben, um dermaßen den
Kontakt zur Erde zu verlieren.