Wo ist unser Märchenonkel?

Ursus, Freitag, 18. April 2003, 11:28 (vor 7889 Tagen)

Ich vermisse ihn, den einzig ehrlichen Mann im
Medienzirkus um Irak. Niemand log so
offensichtlich und phantasievoll wie Muhammed
Saeed al-Sahaf. Er liess die alte Tradition des
Irakischen Märchenerzählens wieder aufleben,
erinnerte an Sherazade, die ja auch ihren
Herrscher Harun al Rashid in den Schlaf quasselte.
Ich hoffe, dem treuherzigen Shlehmil ist nichts
passiert! Überigens; schade, dass ich des
Arabischen nicht mächtig bin: Ein
arabischstämmiger Freund mit Satellitenantenne hat
mir gesagt, dass die Beleidigungen und
Schimpfworte und drastischen Gleichnisse von MSS
allerbeste arabische Volksliteratur gewesen seien.

http://www.welovetheiraqiinformationminister.com/

Wo ist unser Märchenonkel?

I declare cathegorically....., Freitag, 18. April 2003, 13:24 (vor 7889 Tagen) @ Ursus

Wo ist unser Märchenonkel?

Evi Dentz, Samstag, 19. April 2003, 01:29 (vor 7888 Tagen) @ Ursus



Iraks Ex-Informationsminister Mohammed Sajjid el
Sahhaf gibt es jetzt auch als sprechende
Spielzeugpuppe. Wie der britische Sender BBC am
Donnerstag berichtete, kann die 30 Zentimeter
große Nachbildung Sätze wie „Es gibt keine
amerikanischen Ungläubigen in Bagdad“ und
„Sie werden alle sterben“ von sich
geben. Eine US-Firma bietet sie für 36 Dollar
(knapp 33 Euro) an. Das Unternehmen hatte zuvor
bereits einen „verrückten Saddam“ und
einen „Babbelnden Osama“ auf den Markt
gebracht.

El Sahhaf wandelt sich seit Ende des Irak-Kriegs
immer mehr zur Kultfigur. Auf Internetseiten wird
seine eigenwillige Sicht des Kriegsverlaufs
gesammelt, in Großbritannien wird er
„Komik-Ali“ genannt. Dort gibt es
zudem seit einer Woche T-Shirts mit seinem
Porträt, unter dem der Satz „Wir haben alles
unter Kontrolle“ steht.

(Quelle: dpa)

http://news.focus.msn.de/G/GN/gn.htm?snr=119165&s
treamsnr=7&streamsnr=7

Wo ist unser Märchenonkel?

Ishah, Samstag, 19. April 2003, 12:38 (vor 7888 Tagen) @ Ursus

Ob es allerbeste arabische Volksliterarur ist,
darüber läßt sich streiten. Die Rhetorik jedoch
war jedoch besser als diese die wir sonst hören.
Ach dürfen wir bitte nicht vergessen, daß die
arabische Rhetorik sich gerne ausladender Bilder
bedient.

Mohammed weiß das sehr genau und hat es in sein
durchaus gutes English absichtlich wortwörtlich
übersetzt.

Zum Beispiel: »ICH WERDE IN DEINEM BLUT BADEN« -
Sagt ein Araber das zu einem anderen, entspricht
das etwa dem Deutschen: »Das werde ich Dir
heimzahlen«

Oder: »WIR WERDEN SIE ALLE SCHLACHTEN« - Mohammed,
dieses Schlitzohr - »Schlachten« - im arabischen
Satz ist dieses Wort in der Tat benutzt, aber es
hat dort einen anderen Schwerpunkt: bedeutet
soviel wie »sichere Niederlage mit dem Tod am
Ende«

Dann noch ein Wort zum Informationsminister. Er
hat in der Tat viel brauchbares geliefert. Denn
kaum hatte er etwas gesagt ist genau das Gegenteil
eingetroffen. Das war kein Zufall. Nur wer bitte
wollte von ihm erwarten gegen seine Partei zu
reden - ALLE AMERIKANER SIND ZURÜCKGEDRÄNGT! -
kaum was das über den Äther, standen sie am Hotel
Palestine. MSS war der erste der sich dazu
äußerte.

Er ist eben Araber und man muß verstehen was er
ausdrücken will. Wußtet ihr denn nicht, daß Araber
immer siegen? Mal mehr, mal weniger...

Dennoch: MSS war ein Teil von Saddams mödersischem
Regime und hat seinen Zwecken Vorschub geleistet.
Damit das auch in Deutschland verstanden wird: er
hat den Job von Goebbels gemacht und der war
bekanntlich gebildet und sehr versiert in seiner
Sprache. MSS als »netten Märchenonkel«
darzustellen ist nicht angemessen.

Wo ist unser Märchenonkel?

Kara Göz, Samstag, 19. April 2003, 19:44 (vor 7888 Tagen) @ Ishah

Die osmanischen Geschichtsschreiber durften
niemals eine Niederlage der Osmanen als solche
bezeichnen, denn die Sultane wollten nur Siege.

Wenn es aber doch eine Niederlage gab, so halfen
sich die Geschichtsschreiber, in dem sie die
Tatsachen aufzählten, Verluste an Soldaten,
Pferden etc., also z.B.: der Feind verlor 5000
Mann, die Osmanen 50 000, der Feind verlor 200
Pferde, die Osmanen 1000 Pferde usw.

Wenn sie das so ehrlich aufgezählt hatten, stand
darunter: dieser osmanische Sieg geschah im jahre
der Hedschra xxx

Davon hat der irakische Info-Minister anscheinend
gelernt.

Wo ist unser Märchenonkel?

rhd., Samstag, 19. April 2003, 21:50 (vor 7887 Tagen) @ Kara Göz

Eine heisse Spur >>
http://news.orf.at/030416-61717/index.html?url=htt
p%3A//news.orf.at/030416-61717/61729txt_story.html

Wo ist unser Märchenonkel?

Ishah, Samstag, 19. April 2003, 22:08 (vor 7887 Tagen) @ Kara Göz

Ich habe die Propaganda nicht bemängelt. Sie ist
ein Teil der Kriegsführung, das ist weder neu noch
irgendwie aussergewöhnlich.

MSS fulminate Reden halte ich ihm niemals vor - im
Gegenteil, da er genau das Umgekehrte dessen
gesagt hat was tatsächlich geschehen ist, war er
sogar recht zuverlässig in seinen Angaben. Naja,
alles eine Frage der Interpretation ;)

Uns eine Rhetorik? Nun, ich kann mir gut
vorstellen, daß er bei Lesungen und Vorträgen
arabischer Literatur sehr gut sein könnte. Der
Mann gehört in ein Theater, dort wäre er sicher
erfolgreich.

Wo ist unser Märchenonkel?

rhd., Sonntag, 20. April 2003, 01:27 (vor 7887 Tagen) @ Ishah

Ishah schrieb:

MSS fulminate Reden halte ich ihm niemals vor - im
Gegenteil, da er genau das Umgekehrte dessen
gesagt hat was tatsächlich geschehen ist, war er
sogar recht zuverlässig in seinen Angaben. Naja,
alles eine Frage der Interpretation ;)


Das trifft aber nicht auf die erste Phase des
Krieges zu. Der von MSS beschworene zähe
Widerstand in Basra und Nasirija entsprach
durchaus der Realität. Nur als in einer seiner
letzten Presse-Konferenzen die Rhetorik mit
Schmähungen gegen die Allierten nur so gespickt
war, konnte man einiges daraus interpretieren.

Wo ist unser Märchenonkel?

Bush outet sich als Sahhaf-Fan, Samstag, 26. April 2003, 11:03 (vor 7881 Tagen) @ rhd.

US-Präsident verpasste keinen TV-Auftritt:
„Er war einfach köstlich!“
Bush outet sich als Sahhaf-Fan


Der Irak-Krieg und seine "Kultfigur":
Saddams Ex-Informationsminister Mohammed Said el
Sahhaf.
Der schwadronierende Typ im schwarzen Barett hat
mittlerweile Millionen Fans auf der ganzen Welt.
Der prominenteste Anhänger: US-Präsident George W.
Bush! "Er war einfach köstlich",
verriet Bush jetzt in einem TV-Interview. George
W. Bush ist bekennender Sahhaf-Fan


Mohammed Said el Sahhaf: Je bizarrer seine
Statements zur Lage des Krieges
("Mein Gefühl ist, wie immer, wir werden sie alle
schlachten"), desto höher sein Unterhaltungswert.
Seine Spezialität: markige Bildersprache ("Wir
werden ihre Bäuche braten").
Sein Markenzeichen: galoppierend fortschreitender
Realitätsverlust.
"Es gibt keine amerikanischen Ungläubigen in
Bagdad. Niemals!" brüllte er in die TV-Kameras,
als die US-Panzer schon hinter ihm durchs Bild
rollten.

Einer konnte gar nicht genug kriegen von Sahhafs
Auftritten: US-Präsident George W. Bush.
"Er war wirklich ein Klassiker", schwärmt Bush im
Interview mit dem US-Sender NBC
über den Ex-Informationsminister. Bush brach
während des Krieges sogar wichtige Treffen ab,
um Sahhaf live im TV sehen zu können.

Wann immer das schwarze Barett und die olivgrüne
Uniform vor den Kameras auftauchten,
eilte der Präsident vor den Fernseher –
selbst seine Berater mussten dann brav warten,
bis Sahhaf seine Vorstellung beendet hatte.

Der Kult-Minister, mit dem mittlerweile schon der
Billig-Flieger Ryanair wirbt (Bild.T-Online
berichtete),
war so erfolgreich, dass man der US-Regierung
unterstellte, sie selbst habe Sahhaf bezahlt und
platziert.
Diese Unterstellung allerdings hat die
US-Regierung zurückgewiesen...
25.04.2003
© 2003 Bild.T-Online.de

http://www.bild.t-online.de/BTO/news/topthemen/ira
k__krise__special/2003/04/25/sahaf__bush__fan/saha
f__bush__fan,templateId=renderKomplett.html

Wo ist unser Märchenonkel?

Bakr, Samstag, 26. April 2003, 15:28 (vor 7881 Tagen) @ Bush outet sich als Sahhaf-Fan

warum denn nicht ???

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