Zur soziologischen Emprie von Culture Wars
Der Ort des Untersuchungsgegenstands ist Großbritannien, ich vermute aber, dass es in anderen Ländern ähnliche Ergebnisse geben würde:
‘Culture wars’ are fought by tiny minority – UK study
Report by the More in Common thinktank found that 12% of voters accounted for 50% of all social media users
[...]
It states that 12% of voters accounted for 50% of all social-media and Twitter users – and are six times as active on social media as are other sections of the population. The two “tribes” most oriented towards politics, labelled “progressive activists” and “backbone Conservatives”, were least likely to agree with the need for compromise. However, two-thirds of respondents who identify with either the centre, centre-left or centre-right strongly prefer compromise over conflict, by a margin of three to one.
https://www.theguardian.com/society/2020/oct/24/culture-wars-are-fought-by-tiny-minorit...
Via Nick Cohen:
Zur soziologischen Emprie von Culture Wars
Der Ort des Untersuchungsgegenstands ist Großbritannien, ich vermute aber, dass es in anderen Ländern ähnliche Ergebnisse geben würde:
It states that 12% of voters accounted for 50% of all social-media and Twitter users – and are six times as active on social media as are other sections of the population. The two “tribes” most oriented towards politics, labelled “progressive activists” and “backbone Conservatives”, were least likely to agree with the need for compromise. However, two-thirds of respondents who identify with either the centre, centre-left or centre-right strongly prefer compromise over conflict, by a margin of three to one.
Zustimmung, allerdings bin ich (auch aufgrund aktueller Lektüre, teils ernsthaft, teils polemisch) mittlerweile der Ansicht, dass die USA hier ein Ausreißer gegenüber europäischen Ländern sind, mit allerdings geringstem Abstand zu UK.
Grund: Ich denke, man macht sich hier häufig nicht die Rolle der Religion in den USA klar, die wesentlich größer ist, als sich ein deutscher Lutheraner bspw. überhaupt vorstellen kann. Franquismus gepaart mit Katholizismus in Spanien geben evtl. einen ersten Einblick in die Relevanz dieses Geflechtes, aber nicht über die ganze Tragweite.
Das lässt, ich bin da ganz subjektiv-ehrlich, auch dümmlicheren progressiven Aktionismus verständlicher erscheinen. Ganz einfach, weil der mit einer Realität zu dealen hat, in der für signifikante Teile der Bevölkerung being covered with the blood of Jesus ganz realiter eine super Impfmethode bspw. in Bezug auf Corona darstellt. Für die es dann eben tatsächlich keine Entsprechung im progressiven Camp mehr gibt.
Der Schädelfrass ist natürlich nicht einseitig, aber gleich verteilt ist er nun beileibe auch wieder nicht.
Zur soziologischen Emprie von Culture Wars
Der Ort des Untersuchungsgegenstands ist Großbritannien, ich vermute aber, dass es in anderen Ländern ähnliche Ergebnisse geben würde:
It states that 12% of voters accounted for 50% of all social-media and Twitter users – and are six times as active on social media as are other sections of the population. The two “tribes” most oriented towards politics, labelled “progressive activists” and “backbone Conservatives”, were least likely to agree with the need for compromise. However, two-thirds of respondents who identify with either the centre, centre-left or centre-right strongly prefer compromise over conflict, by a margin of three to one.
Zustimmung, allerdings bin ich (auch aufgrund aktueller Lektüre, teils ernsthaft, teils polemisch) mittlerweile der Ansicht, dass die USA hier ein Ausreißer gegenüber europäischen Ländern sind, mit allerdings geringstem Abstand zu UK.
Das ist zwar plausibel, weil die USA politisch polarisierter als GB sind. Aber es müssten bei einer Studie mit demselben Design keine großen Abweichungen herauskommen. Denn auch hier könnte es (genauso wie anderswo) eine Rolle spielen, dass die vielen Internetnutzer zwischen den Extremen z.B. gerade durch die vielen Kloppereien keinen Bock haben, sich großartig in die Schlacht zu stürzen.
Grund: Ich denke, man macht sich hier häufig nicht die Rolle der Religion in den USA klar, die wesentlich größer ist, als sich ein deutscher Lutheraner bspw. überhaupt vorstellen kann. Franquismus gepaart mit Katholizismus in Spanien geben evtl. einen ersten Einblick in die Relevanz dieses Geflechtes, aber nicht über die ganze Tragweite.
Weiße Evangelikale sind in den USA die mit Abstand am häufigsten wählende soziale Gruppe. Selbst observante Katholiken sind hier durchschnittlich a) undisziplinierter und b) politisch heterogener.
Die Frage ist aber - wobei das nicht notwendigerweise deinem Hinweis widerspricht -, ob Religion / Religiösität / Frömmigkeit wirklich der root cause für deren politisches Verhalten ist, sondern mehr eine Funktion für "Soziale Dominanz durch Leute, die so sind wie ich".
Und hinzu kommt: FOX-News, Conservative Talk Radio und der ganze Rest der entsprechenden Mediasphere findest du in dieser Ausprägung auch in GB nicht.
Zur soziologischen Emprie von Culture Wars
Zustimmung, allerdings bin ich (auch aufgrund aktueller Lektüre, teils ernsthaft, teils polemisch) mittlerweile der Ansicht, dass die USA hier ein Ausreißer gegenüber europäischen Ländern sind, mit allerdings geringstem Abstand zu UK.
Das ist zwar plausibel, weil die USA politisch polarisierter als GB sind. Aber es müssten bei einer Studie mit demselben Design keine großen Abweichungen herauskommen. Denn auch hier könnte es (genauso wie anderswo) eine Rolle spielen, dass die vielen Internetnutzer zwischen den Extremen z.B. gerade durch die vielen Kloppereien keinen Bock haben, sich großartig in die Schlacht zu stürzen.
I dunno. Zwar dürfte klar sein, dass religiöse Aspekte einen größeren direkten Einfluss in den USA haben, aber man sollte Brexit als den Schock nehmen, der er rein äußerlich auch ist: Ausdruck einer maximalen Polarisierung. Da spielt ein genuin britisches Element mit rein, das dem in der USA dennoch sehr ähnlich ist, das uns in seinem Ausmaß nur etwas überfordert. Dieser Eindruck wird auch dadurch verstärkt, dass BoJo keinen Kult organisieren konnte wie Donnie, ich vermute hier aber keine wesentlich geringere Polarisierung, nur einen größeren Gehalt an economic anxiety im Vgl. zum culture war in den USA.
Ich hatte bei Lau damals einen vielsagenden Artikel über die Überraschung über die britische Szenerie einen Niederländer reingestellt, die ging so: https://www.prospectmagazine.co.uk/magazine/how-i-learnt-to-loathe-england
(Ich weiß, Prospect, aber Luyendijk ist kein Radikalinski und wird sein Geld eher mit Guardian verdient haben.)
Grund: Ich denke, man macht sich hier häufig nicht die Rolle der Religion in den USA klar, die wesentlich größer ist, als sich ein deutscher Lutheraner bspw. überhaupt vorstellen kann. Franquismus gepaart mit Katholizismus in Spanien geben evtl. einen ersten Einblick in die Relevanz dieses Geflechtes, aber nicht über die ganze Tragweite.
Weiße Evangelikale sind in den USA die mit Abstand am häufigsten wählende soziale Gruppe. Selbst observante Katholiken sind hier durchschnittlich a) undisziplinierter und b) politisch heterogener.
Das Tamtam der Evangelikalen sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass bspw. rurale Baptisten a) viel stärker religiös geprägt sind als die urbaneren Pendants und b) eine gewisse Undiszipliniertheit amerikanischer Katholiken quasi eine Notwendigkeit darstellt. Franziskus können die Trump-treuen ja kaum zum Maßstab haben.
In diesem Zusammenhang fand ich anbei eher humorig gemeinte Einlassungen mancher Kommentatoren bezüglich des katholischen Einflusses auf die Admin durchaus interessant: 7 von 9 obersten Richtern werden in Bälde katholisch sein, schwerpunktmäßig republikanisch berufen. Barr ist ebenfalls katholisch, wie auch einige andere, die einen Intelligentsia-Unterbau für den Trumpismus gestalten bzw. dies schon lange vor Trumps Ankunft getan haben. Alle sicher keine Freunde des Real-Katholizismus.
Die Frage ist aber - wobei das nicht notwendigerweise deinem Hinweis widerspricht -, ob Religion / Religiösität / Frömmigkeit wirklich der root cause für deren politisches Verhalten ist, sondern mehr eine Funktion für "Soziale Dominanz durch Leute, die so sind wie ich".
Und hinzu kommt: FOX-News, Conservative Talk Radio und der ganze Rest der entsprechenden Mediasphere findest du in dieser Ausprägung auch in GB nicht.
Die Frage ist berechtigt, und ich will eine Antwort darauf eher als Anregung denn als feste Meinung verstanden wissen: Besagte Lektüre weist auf den Punkt hin, dass das eher kleinräumige Gemeindeverständnis in den USA eine gewisse Identifikation der Frage kommunaler Zugehörigkeit von der Konfessionszugehörigkeit abhängig gemacht hat. Das führte zu der paradoxen Situation, dass in den USA gesamtstaalich eine Trennung zwischen Kirche und Staat unterstellt wird, umgekehrt aber für einen "Gottlosen" keinerlei Zugang zu größeren politischen Projekten besteht.
Diese Frage ist uns fremd, weil hier Staat und Kirche ihr Verhältnis transparent zu regeln hatten. In den USA aber wird dies intensiv diskutiert. Tatsächlich kreisen einige der prägenden Erweckungserlebnisse*, die die USA im Gegensatz zu Europa erfahren haben, exakt um diese Frage. Und zwar, weil hier die Diskussion um legitime Gemeindezugehörigkeit im kirchlichen Sinn von der "Sichtbarkeit" der Kirchenzuwendung abhängig gemacht wurden. Diesem Trend folgen übrigens auch obig erwähnte Katholen: Ein schnödes Sakrament reicht hier bei weitem nicht aus, das exakte Gegenteil eines Italieners, der zur Not ja auch beichten kann, um seinem sündhaftem Leben noch etwas Verlängerung zu gönnen. Getauft isserja.
* Womöglich ödet Dich mein Gesummse wegen Erweckung noch vom Laublog her an, ich sehe hier allerdings eine zentrale Begründungsformel für den Trumpismus. Und die früheren Erweckungen waren auch keineswegs durchgehend seriöser aufgestellt, Kirchenhistorie neigt nur dazu, etwas mehr Ernsthaftigkeit zu unterstellen. Insbesondere in den USA: Die Vorstellung, Jonathan Edwards wäre intellektuell einem Martin Luther ebenbürtig, finden die total normal.
Bezüglich der medialen Abwrackung: Tatsächlich trifft es zu, dass in GB einige der Schrott-Outlets nicht zu finden sind, aber quasi die gesamte Tagespresse ist dort völlig gehirnverdreht und vor Allem sehr einflussreich. In den USA mussten sie Postillen wie Sun, Express, oder etwas aufwendiger Daily Mail oder Telegraph erst für Trump erfinden, und Breitbart hatte nie diese Reichweite.