Biermann im Spiegel
Klaus Harpprecht hat geschrieben: "Das Schweigen
verbarg vielleicht eine Scham, die kostbarer ist,
als alle Literatur."
Biermann: Das ist schlechte Literatur.
Also kein Erzähltabu, in dem Sinne, dass jemand
aus dem Tätervolk sich hüten sollte, auch diese
Leidenserfahrung im Luftschutzkeller darzustellen?
Biermann: Das ist alles sentimentaler Quatsch.
Wenn sein Vater ein SS-Obersturmbannführer war
oder sein Onkel, na und? Dann ist das eben der
Impetus, der Stachel. Hegel hat das doch längst
prima formuliert: Um Gedichte zu schreiben - aber
das betrifft auch andere Kunstwerke - muss man im
Zustand der Begeisterung sein. Es gibt auch sowas,
wie eine schwarze, eine negative, eine böse
Begeisterung, nämlich das Entsetzen. Auf jeden
Fall eine heftige Gemütsbewegung. Und wenn diese
heftige, emotionale Beziehung provoziert wird,
durch den Zufall der Geburt, aus einem Nazinest,
in dem man ausgebrütet wurde, na bitte! Am Ende
ist es doch ein Mensch und erfindet die Welt von
vorne. Er ist etwas Gemachtes, durch seine Leute,
durch seine Eltern, durch seine Umwelt, aber auch
einer, der sich selber macht. Und so einer wird
unter Umständen viel menschlicher, gegen das, was
ihm da aufgeladen wurde, als irgendeiner, der
gemütlich von sich sagen kann: "Ich bin ja sowieso
schon auf der richtigen Seite, ich bin ein prima
Junge."
Aber weitaus interessanter seine gesamte
Schilderung:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,2
58522,00.html
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peeka,
25.07.2003, 19:38
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Bell,
25.07.2003, 21:56
- Biermann im Spiegel - alex, 25.07.2003, 22:18
- Biermann im Spiegel -
Bell,
25.07.2003, 21:56