Droht Israel eine Theokratie?
Eine der klaren Richtlinien dieses Forums war von Beginn an die grundsätzliche Sympathie für die USA und Israel, alleine schon, um der grundsätzlichen Antipathie der linken Kamarilla gegen den großen und kleinen Teufel etwas entgegenzusetzen.
Gründe und Argumente dafür gab es genug.
Jetzt hat sich in der letzten Dekade in beiden Ländern etwas entwickelt, das man mit einem gewissen Stirnrunzeln wahrnimmt, aber eigentlich nicht sehen will.
Den Hang zu einer Revitalisierung der reinen Lehre der vorherrschenden Religion, wie man sie bis dahin vor allem in muslimisch geprägten Ländern sehen konnte, mit all ihren Konsequenzen.
In den USA führte das zum Trumpismus, der im Forum unterschiedlich bewertet wird und, leider, auch immer noch eine gewisse Drohkulisse darstellt.
Meine Haltung, dass das ausgefeilte System der Checks und Balances eine weitere Amtszeit dieser verstörenden Figur verhindern wird, muss man nicht teilen, genauso wenig wie das Fokussieren auf die ausgewiesenen Vollhonks unter den Republikanern und das Zitieren deren Schwachsinns auf Musks Spielzeug.
Was mich seit geraumer Zeit beschäftigt, ist die politische Entwicklung Israels, das ich zwar immer auch als jüdisches Refugium aufgrund der Geschichte betrachtet habe, aber in erster Linie aufgrund seiner demokratischen Verfasstheit und auch seiner Wehrhaftigkeit als westliches Bollwerk gegen die Autokraten der Nachbarländer dieser vertrackten Weltregion bewundert habe.
Jetzt scheint es so, als würde eine freie Gesellschaft nach westlichem Muster Stück für Stück von orthodoxen Reaktionären demontiert werden. Und das durch Wahlen, in denen religiöse Fanatiker, aus welchen Gründen auch immer, von der Bevölkerung unterstützt werden.
Schöne Scheiße.
Hier nochmal ein Post von Udo.
Vorsicht Alex, zwischen orthodox-religiös und reaktionär gibt es einen gewaltigen
Unterschied; das jedenfalls in meinen sozialen Umfeld!!!!
Wenn dem so ist, würde ich den Unterschied gerne verstehen.
Den Anlass für diesen Thread gab ein Interview mit Frau Feldman in der FAZ.
Feldman schrieb das Buch „Orthodox“, das von ihrem Ausstieg aus einem orthodoxen Umfeld in New York handelte.
Ich verlinke das Interview mal, in der Hoffnung, dass es nicht hinter einer Bezahlschranke steckt…
Sollte das der Fall sein, kann ich nur empfehlen, sich das auf anderem Weg zu Gemüte zu führen.
https://m.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/deborah-feldman-im-interview-ueber-...
Droht Israel eine Theokratie?
"Jetzt scheint es so, als würde eine freie Gesellschaft nach westlichem Muster Stück für Stück von orthodoxen Reaktionären demontiert werden. Und das durch Wahlen, in denen religiöse Fanatiker, aus welchen Gründen auch immer, von der Bevölkerung unterstützt werden."
- das ist jetzt heikel Alex, da unsere Begrifflichkeiten hier irgendwie nicht passen.
- Grund dazu war die Gründung Israels und ein Ausweichen und Abweichen von Gurion,
an den ursprünglichen Ideen Herzels!
- Herzel wollte einen liberalen demokratischen National Staat, mit einer säkularen Prägung,
wie in Frankreich. Durch die Erfahrung der Shoa aber, benötigte man eine allumfassende
Klammer und die bot die Religion. Israel die Heimstatt aller Juden; jeder Jude kann
Bürger Israels werden, da er ein Anrecht darauf hat. Ja das betraf sogar Meyer Lansky!
- Heirat, Scheidung, das alles ist unter Kontrolle und Verwaltung der Rabbinate, sogar
das Schulsystem, wobei hier aber der Staat eine Mitspracherecht hat.
- Das witzige dabei...es gibt keinen offiziellen Staatskult/-Kirche und trotzdem ist
Israel meilenweit von einer säkularen Gesellschaft entfernt.
Alex die Frage auf die es ankommen würde...
Was ist wichtiger, die Halacha oder die Verfassung?
Und die...die stellt Niemand in Israels Eliten !!!!
Nachtrag ...Droht Israel eine Theokratie?
Und der Irrsinn geht noch weiter...
Heiraten in Israel, falls Du keine jüdische Frau heiraten willst.
Da es keine Zivilehen gibt, also keine Standesämter, ist hier das
Oberrabbinat zuständig. Also in Israel selber gibt es keine Möglichkeit
solch eine Ehe zu schließen!
Kein Witz... dazu fährt man dann nach Zypern, unglaublich
Droht Israel eine Theokratie?
Mich würde ja mal das Innenverhältnis zweier konservativ-religiöser Fraktionen, der Haredim zu den Nationalreligiösen interessieren. Und natürlich das Verhältnis der säkularen Mehrheit zur religiösen Minderheit. Yaacov Lozowick hatte sich in der Vergangenheit gerne auf seinem Blog ausgelassen und auch Anzeichen einer größeren Integration von Haredim in den Arbeitsmarkt ausgemacht. Andererseits hätte eine stärkere Integration ultraorthodoxer Juden auch Auswirkungen u.a. in Bezug auf Frauenrechte in Armee und im Privatleben.