Anti Israelismus

Jan Rode, Dienstag, 02. September 2003, 04:06 (vor 7757 Tagen) @ Smadar

Ist Anti-Israelismus gleich Judeophobie?

Eine Schule der Politikwissenschaft möchte jede
unliebsame Situation auf entweder Tragik oder das
Böse zurückführen können. Auf Tragik wäre dieser
Fall womöglich zurückzuführen, wäre es Angst, die
eine jüdische Person dazu bewegte Israelkritische
als judeophob darzustellen. Auf das Böse wäre es
vielleicht zurückzuführen, wenn die Person
bezweckt Israels nationalistische Handlungen als
gerechtfertigt erscheinen zu lassen und für
jüdische Menschen den Anspruch erhebt allein über
»die Lehren aus Auschwitz« zu verfügen. Aber
jüdischen Nationalismus gibt es natürlich nicht.

Der Autor, Günther Jacob, vergleicht Jörg Haider
mit einem Journalisten namens Schneider und
bedient sich dabei folgender Logik: Jörg Haider
ist ein Rechtsextremist und ein Judeophob und er
lotet aus was »wieder sagbar« ist. Die
unterstellte Regel lautet: wer judeophob ist
möchte wissen inwieweit man Juden wieder
kritisieren darf. Der Fall lautet: Schneider
möchte wissen inwieweit man Juden wieder
kritisieren darf. Das fälschlicherweise
behauptete Resultat lautet: Schneider ist ein
Judeophob.

Der objektive Leser wird allerdings feststellen,
dass aus dem von Jacob Zitierten in keiner Weise
hervorgeht, dass der für die Deutschen als
Beispiel gebrachte Schneider ein etwaiges »Verbot
antisemitischer Äußerungen« aufheben möchte oder
gar ein »antisemitisches Argument« konstruieren
möchte. Er fordert leider nicht einmal eine
Normalisierung des Verhältnisses von Deutschland
gegenüber Israel, denn das würde ja heißen, dass
man Israel in seiner jetzigen Verfassung das
sogenannte Existenzrecht absprechen müsste. Nein,
er fordert lediglich, dass Deutsche nicht
kollektiv wie Mörder behandelt werden sollen, die
Buße tun müssen.

Das Resultat ist also bei objektiver Analyse, dass
Schneider kein Judeophob ist. Dies wiederum gibt
Anlass die Regel als falsifiziert zu betrachten,
oder ihr eine lediglich eingeschränkte Gültigkeit
zuzubilligen.

Der Autor wirft den vermeintlichen Judeophoben
vor, dass sie, indem sie den »Juden« zum Symbol
für Minderheiten machten die »wirklichen« Juden
zum verschwinden brächten. Dazu kann ich nur
sagen, dass ich ein fanatischer Anhänger der Idee
bin, dass die Anti-Apartheidbewegung den
Davidstern mit der Aufschrift der jeweils zu
Unrecht diskriminierten Gruppe zu ihrem Symbol
kürt.

Sicherlich sind auch einige Judeophobe unter den
»Anti-Israelikern«, aber den Anti-Israelismus
generell als Übertragung der Judeophobie
darzustellen halte ich für übertrieben.


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