Matters of Emphasis - Paul Krugman
SPIEGEL ONLINE - 01. Mai 2003, 16:00
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,
246916,00.html
Fund eines Massengrabs
Wo Saddam seine Gegner lebendig verscharren ließ
Nach dem Ende des Saddam-Regimes treten viele
Unmenschlichkeiten der Diktatur erst richtig zu
Tage. In der Wüste nahe der irakischen Kerbela
soll jetzt eine lokale Menschenrechtsorganisation
ein Massengrab entdeckt haben. Offenbar ließ
Saddam seine Opfer hier lebendig begraben -
darunter viele Frauen.
Kerbela - Die Hände der exhumierten Opfer waren
mit dicken Kabeln gefesselt. Um sie zu begraben,
waren damals offenbar Bagger eingesetzt worden.
Die Menschenrechtsgruppe aus Kerbela war
überzeugt, dass es sich bei den Toten um Schiiten
aus Nadschaf oder Kerbela handelt, die während des
Aufstandes nach dem Golfkrieg von 1991 an diesen
entlegenen Ort, rund 20 Kilometer südlich von
Kerbela gebracht wurden.
In dieser Zeit waren nach Informationen
internationaler Menschenrechtsgruppen Tausende von
Schiiten festgenommen worden und verschwunden. Wie
viele Leichen in dem Massengrab liegen, war noch
unklar. Eine Korrespondentin der Deutschen
Presse-Agentur beobachtete jedoch, wie ein Mann
innerhalb einer Viertelstunde mit einer Schaufel
die Knochen von etwa 20 Menschen aus dem Sand
holte. Wie an der Kleidung und den Haaren zu
erkennen war, die durch den Wüstensand gut
konserviert wurden, sind unter den Opfern auch
zahlreiche Frauen.
Die Gruppe aus Kerbela hatte das Grab nach eigenen
Angaben erst durch die Befragung von ehemaligen
Offizieren von Saddam Husseins Elite-Einheit
Republikanische Garde lokalisieren können. Die
Offiziere seien während der Befragung durch Iraker
in Bagdad nicht gefoltert worden, betonte ein
Mitglied der Gruppe. Der Besitzer einer Sandgrube
in der Nähe des Fundortes sagte, er selbst habe
vor zwei Jahren an der gleichen Stelle bereits
eine Leiche im Sand entdeckt und dies der Polizei
gemeldet. Die Polizei habe ihm daraufhin eine
Geldstrafe auferlegt und ihm streng verboten, über
seinen Fund zu sprechen.
Die Menschenrechtsgruppe will nun eine in der Nähe
stationierte Einheit von US-Soldaten über das
Massengrab unterrichten, in der Hoffnung, dass die
Amerikaner ihnen bei der Identifizierung der Opfer
helfen können. Denn bislang wurden bei den Leichen
keinerlei Ausweispapiere gefunden.
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