Diplomatie à la francaise
GegenGerd schrieb:
Neben der Verteidigung des ´Tempels des Friedens´
UNO ist die französische Außenpolitik auch sonst
total moralfixiert.
...seit 1789, als die Revolution sich anschickte,
ihre Protagonisten so charmant mittels Guillotine
ins Jenseits zu befördern.
Politische Auseinandersetzungen wurden auch später
sehr "praktisch" und "unkonventionell" gelöst.
Ähnlich übrigens wie zu Lenins Zeiten, als die
Tscheka unter Felix Dsershinski die Leute killte,
nämlich diejenigen, denen sie versprach, sie vom
Joch der Bourgeoisie befreien zu wollen, nämlich
die ländliche Bevölkerung, die vorher maßgeblich
dazu beigetragen hatte, das Zarenregime zu
stürzen. Aber Schwamm drüber, hätte Zeus gesagt.
Oder wie im Iran 1979: Eine Diktatur löst die
andere ab. Die Frage, die sich stellt, ist
eigentlich nur noch: Welche war die
Schrecklichere.
Diese Frage kann ich für mich eigentlich nur so
beantworten:
Wenn ein Regime mit dem Versprechen antritt, einen
zweifellos schlimmen Missstand abschaffen zu
wollen, indem es mit noch grauenhafteren Methoden
versucht, seine Ideologie vom "perfekten" Menschen
und der "perfekten" Gesellschaft durchzusetzten
und dabei Abermillionen Menschen in den Tod
schickt, verdient nur größte Abscheu.
Mao mit seiner Kulturrevolution (etwa 30 Mio.
Opfer) ist da mit das erschütterndste Beispiel.
Wer da egoistische nationale
Interessen zu entdecken glaubt, der kann nur
irren. Nach dem vehementen Engagement für eine
Öffnung Europas für Agrarprodukte aus
Entwicklungsländern (nicht!), beweisen uns unsere
Nachbarn nun, wie ernst sie die Osterweiterung der
EU nehmen...
Da muss ich einhaken:
Gleichberechtigung im Welthandel wird es für die
Entwicklungsländer nur dann geben, wenn ihre
verarbeitende Industrie - also die in ihren
Herstellerländern - gleiche Wettbewerbschancen hat
im Vergleich zu den Industriestaaten in der
nördlichen Hemisphäre.
Aber da die Beitrittsstaaten ja laut
Chirac eh keinen Anspruch auf eigene Interessen
oder Ansichten haben, ist das vermutlich schon
ganz ok so...
Hauptsache ist, der feine Herr bezieht sein Wasser
aus vergoldeten Wasserhähnen. Ich gönne es ihm ja.
Aber Anderen sollte er es auch gönnen.
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GegenGerd,
06.06.2003, 06:38
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