Rumgeschrotte eines verstrahlten Verschwörungshansels

Boothby, Donnerstag, 22. Oktober 2020, 20:21 (vor 1492 Tagen) @ Kwezi

Barme - mir bisher unbekannt, ich gehöre nicht zu den regelmäßigen Tumult-Lesern -hat offensichtlich ein Rad ab, keine Frage. Aber was hat er mit Brenner zu tun?

Das IAB klärt darüber auf, dass der Literaturgeschichtler herzlich eingeladen ist, Statistik/Demoskopie ruhig einmal ernsthaft zu zu erkunden, denn sein Sermon ist halt der übliche Stuss, den er im Netz zusammengegrabbelt hat (Telegram?). Die haben da auch schon Übung drin, wie's scheint.

Sind die Befragungsergebnisse repräsentativ?

Ja. Die Stichprobe der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten (nähere Informationen zu diesem Datensatz finden Sie auf der FDZ-Website) wurde aus dem Ausländerzentralregister gezogen, in dem alle Ausländer aus Drittstaaten erfasst werden. Das Ausländerzentralregister enthält Informationen über den Aufenthaltsstatus und das Zuzugsdatum der Personen. Dort werden auch alle Geflüchteten, die einen Asylantrag in Deutschland gestellt haben, erfasst. Aus dieser Grundgesamtheit wurde eine Stichprobe aller erwachsenen Geflüchteten gezogen, die vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Dezember 2016 nach Deutschland zugezogen sind. Befragt werden zudem die weiteren Haushaltsmitglieder, so dass in der Stichprobe auch Geflüchtete enthalten sind, die davor oder danach zugezogen sind.

Im IAB-Kurzbericht 4/2020 wurden alle Personen, die vor dem 1. Januar 2013 zugezogen sind, von der Analyse ausgeschlossen. Dagegen wurden Geflüchtete, die als Haushaltsmitglieder befragt wurden und nach dem 31. Dezember 2016 zugezogen sind, in die Analysen einbezogen. Dank entsprechender Gewichtungsverfahren können repräsentative Aussagen über die Grundgesamtheit getroffen werden.

Im Zuge der Befragung wurde sichergestellt, dass jeder Geflüchtete die gleiche Chance hat, an der Befragung teilzunehmen. Sie wurde demgemäß in jeder Form von Unterkünften durchgeführt. Zudem wurde durch die Übersetzung des Fragebogens in die Muttersprachen der Betroffenen sichergestellt, dass Sprachbarrieren nicht die Wahrscheinlichkeit einer Teilnahme an der Befragung verringern. Bei Bedarf wurden zusätzlich Sprachmittler eingesetzt. Darüber hinaus wurden spezielle Erhebungsinstrumente entwickelt, um auch Analphabeten befragen zu können. Die Interviews erfolgten persönlich und computergestützt. Dank dieser Voraussetzungen ist es möglich, repräsentative Aussagen über die Grundgesamtheit der Geflüchteten zu treffen, die vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Dezember 2016 nach Deutschland zugezogen sind. Dasselbe gilt für deren Haushaltsmitglieder.

Insgesamt wurden in allen Befragungswellen 7.960 Geflüchtete befragt. Die im IAB-Kurzbericht 4/2020 veröffentlichten Analysen zur Erwerbstätigkeit stützen sich auf die dritte Befragungswelle mit 4.265 Personenbeobachtungen. Der Stichprobenfehler ist auf dieser Grundlage recht klein: Die Grenzen des 95-Prozent-Konfidenzintervalls belaufen sich für den Mittelwert der Erwerbstätigenquote in der Stichprobe auf +/- 1,37 Prozentpunkte. Die Stichprobe ist mithin groß genug, um repräsentative Aussagen treffen zu können.

Können die Antworten der Befragten falsch sein?

Die Befragungsergebnisse beruhen – ähnlich wie andere große statistische Erhebungen wie die Volkszählungen oder der Mikrozensus – auf Selbstangaben der Befragten. Dies hat in vielen Zuschriften zu der Frage geführt, ob die Selbstangaben zuverlässig sind und nicht systematischen Verzerrungen unterliegen – etwa, weil sich die Befragten an unangenehme Ereignisse oder Misserfolge nicht gerne erinnern. Tatsächlich gibt es in der Sozialforschung kaum Hinweise darauf, dass Tatsachenfragen, die nicht lange hinter dem Befragungszeitpunkt zurückliegen, systematischen Verzerrungen unterliegen. Bei weiter zurückliegenden Ereignissen kann es dagegen häufiger zu einem „Recall-Bias“, also einer unvollkommenen Erinnerung an unangenehme Erfahrungen, kommen.

Da nicht nur nach der Beschäftigung gefragt wird, sondern auch nach dem Verdienst, der Art der Berufstätigkeit, der Stellung im Beruf, der Unternehmensgröße, dem Arbeits- und Kollegenumfeld und vielem anderen mehr, müssten die Befragten eine vollständige Legende erfinden, wenn sie Angaben zu einer real nicht existierenden Beschäftigung machen wollten. Das ist wenig wahrscheinlich. Es würde auch den Interviewern auffallen. Etwaige Inkonsistenzen und andere Abweichungen würden spätestens bei der Auswertung der Daten sichtbar. Das IAB untersucht mit statistischen Verfahren die gesamte Stichprobe auf statistische Auffälligkeiten, um zum Beispiel unregelmäßig durchgeführte Interviews und Ähnliches zu identifizieren.

Schließlich können in vielen Fällen Befragungsdaten mit den Registerdaten der Bundesagentur für Arbeit verknüpft und so die Zuverlässigkeit der Angaben überprüft werden. Diese Daten enthalten Angaben zur Beschäftigung der betroffenen Personen, die aus den Meldungen der Betriebe an die Sozialversicherungen stammen. Beim Vergleich dieser Daten stimmen die Beschäftigungsdaten aus der Befragung mit den Angaben aus der Beschäftigungsstatistik überwiegend überein, es sind allenfalls in einem kleinen Teil der Fälle kleinere Abweichungen etwa in Hinblick auf das exakte Datum der Beschäftigungsaufnahme zu beobachten. Es ist daher mit sehr hoher Sicherheit davon auszugehen, dass die Angaben zur Beschäftigung und Erwerbstätigkeit in aller Regel korrekt sind. Für die hohe Validität der Befragungsdaten spricht auch der hohe Grad an Übereinstimmung mit dem Verlauf der Beschäftigungsentwicklung aus den Asylherkunftsländern in der Beschäftigungsstatistik der BA (siehe unten).

https://www.iab-forum.de/was-wissen-wir-ueber-die-erwerbstaetigkeit-von-gefluechteten-i...

Ich würde mir additiv den Hinweis erlauben, dass er an seinem Anspruch nach sprachlicher Klarheit dann selbst etwas peinlich scheitert. Seine "Grenzöffnung" war eine Nicht-Grenzschließung. Im Schengener Kontext nicht ganz unwesentlich.

Wenn ich mir dazu eine persönliche Meinung erlauben darf: Es ist nur erwartbar, dass diese ganzen Süperchecker, die wegen 2015 durchgedreht sind, es selbstredend noch viel enttäuschender finden, in den 5 Jahren danach sukzessive an Bedeutung verloren haben. Dafür gibt es ebenfalls Stats, die ich gerne auf Anfrage nachreiche.

Abschließend: Die FAZ wird gut auf Abonnenten verzichten können, die in rechtsgewalkten Eso-Postillen wie Tumult veröffentlichen. Er könnte evtl. zur NZZ wechseln, die nach erfolgtem Blocher-Takeover womöglich eher seinen ideologischen Korridoren entspricht. Weltwoche ist ja doch wieder schmuddelig.


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