Kriegsgrund-Recycling

GegenGerd, 2, Freitag, 09. Mai 2003, 14:45 (vor 7678 Tagen) @ GegenGerd

Und dann zitiere ich die Zeit VOR Beginn der
UNMOVIC-Inspektionen:

Wieder werden sie lügen, täuschen, hinhalten.
Wieder werden Dokumente auf unerklärliche Weise
verschwinden, Materialbilanzen nicht stimmen,
Schüssel zu verdächtigen Anlagen plötzlich
unauffindbar sein. Wieder werden die
UN-Waffeninspektoren mit eingeschüchterten
irakischen Wissenschaftlern über den
Verwendungszweck technischer Anlagen streiten.
[...]
Die Zahl der Skeptiker ist gewaltig, die kleine
Schar der Spezialisten gespalten. Der Schwede Rolf
Ekeus, ehemaliger Chefinspektor, verlangt Regeln,
die Saddam Hussein keinen Spielraum lassen.
Charles Duelfer, der vormalige Stellvertreter,
glaubt, selbst die strengsten Regeln nützten
nichts, Saddam werde im Katz-und-Maus-Spiel immer
siegen. Der Amerikaner David Kay, ein anderer
früherer Inspektor, spricht von "mission
impossible". [...]
Die Bilanz von sieben Jahren Waffeninspektionen
im Irak fällt zwiespältig aus. Zum einen wurde das
irakische Atomwaffenprogramm aufgedeckt und nahezu
völlig zerstört. Vernichtet wurden auch erhebliche
Teile des Chemiewaffenarsenals. UN-Inspektoren
enttarnten die wichtigste irakische
Biowaffenfabrik und ließen sie sprengen. So weit
die Erfolge. Auf der anderen Seite stehen offene
Fragen, Ungereimtheiten und eine lange Geschichte
von Täuschung, Lüge und Betrug. "Die Irakis haben
uns nicht alles offen gelegt", konstatiert die
Inspektorin Gabriele Kraatz-Wadsack: "Sie haben
falsche Dokumente präsentiert, falsche Aussagen,
falsche Personen." [...]
Wohl aus Furcht vor Enthüllungen des Überläufers
machten die Irakis umfassendere Angaben über ihr
Biowaffenprogramm. Allerdings behaupteten sie, sie
hätten ihre Biowaffenbestände bereits im Juli 1991
zerstört. Dafür fehlt bis heute aber jeglicher
Beweis. Drei Jahre lang waren die
Unscom-Inspekteure damit beschäftigt, die
irakischen Bekenntnisse auf Richtigkeit zu
überprüfen. Sie stießen auf Lücken, Widersprüche
und Ungereimtheiten. [...]
Nach irakischen Angaben waren 25
Scud-Raketensprengköpfe mit Biowaffenmaterial
befüllt worden, fünf davon mit dem
Milzbranderreger Anthrax, 16 mit dem Bakteriengift
Botulinumtoxin und vier mit dem krebserregenden
Pilzgift Aflatoxin. Bei der Analyse von Proben aus
Containern, in denen die Sprengköpfe gelagert
waren, fanden die Inspektoren tatsächlich
Rückstände von Anthrax - allerdings in sieben
Containern statt in fünf. Daraufhin änderten die
Irakis einfach ihre Angaben - man habe offenbar
doch 16 Anthrax-Raketenköpfe und bloß fünf mit
Botulinumtoxin produziert statt umgekehrt. [...]
Doch Biowaffeninspekteure finden selten einen
untrüglichen Beweis. Biowaffenlabors lassen sich
leicht säubern und desinfizieren. Ein und dieselbe
Produktionsanlage lässt sich zur Herstellung von
biologischen Pestiziden oder Futtermitteln ebenso
einsetzen wie zur Herstellung von Biowaffen. "Im
Biowaffenbereich kann man alles als zivile
Produktion tarnen", sagt Kraatz-Wadsack. [...]
Um den Dingen wirklich auf den Grund gehen zu
können, benötigen die Inspekteure präzise
Informationen über Planung, Ziele und Geschichte
des jeweiligen Waffenprogramms. Über solche
Hintergründe schwiegen sich die irakischen Stellen
stets aus. Deshalb konnten die
Biowaffeninspekteure nie ganz erhellen, warum die
Irakis Tonnen des Krebserregers Aflatoxin
produzierten und nach eigenen Angaben sogar einige
Raketensprengköpfe damit füllten. [...]

Usw. usf. Spielen alle diese Aspekte vor der fixen
Idee, die USA würden sowieso immer lügen, keine
Rolle mehr? Welche dieser Ungereimtheiten und der
vielen anderen, die ich hier gar nicht alle
aufführen, haben sich denn durch die Arbeit der
Inspektoren, geschweige denn, durch die - von der
UNO ultimativ geforderte aktive Kooperation der
Iraker! - tatsächlich geklärt? Was läßt sie so
sicher sein, daß nicht die Iraker - wieder einmal
- gelogen haben?



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