Kock der Szmok

Ishah googelt: Halt rein unsern Saft, Mittwoch, 23. April 2003, 21:28 (vor 7887 Tagen) @ Ishah - Fortsetzung

Der aktuelle Slogan "Blut für Öl" hat eine dunkle
Geschichte

Der aktuelle Slogan "Blut für Öl" hat eine dunkle
Geschichte

Öl, so lesen wir in einem Bestseller aus alten
Leihbibliotheken, sei "geballteste Kraft", und
"die Geschichte des Öls" sei "eng verbunden mit
der jüngsten Geschichte der ,Demokratien´", -
wohlgemerkt: der sogenannten, der "westlichen"
Demokratien. Öl, das "flüssige Gold", so lesen wir
weiter, sei als Leitwährung jener "Plutokratien"
eine "der wesentlichen Kräfte in der Weltpolitik
der letzten Jahrzehnte" gewesen: Englands
Ölinteressen hätten den Zweiten Weltkrieg
ausgelöst, und schon beim Ersten Weltkrieg sei es
nicht viel anders gewesen: In dessen fünftem Jahr
habe der französische Ministerpräsident Georges
Clemenceau an den amerikanischen Präsidenten
Woodrow Wilson die telegraphischen Worte gekabelt:
"Ein Tropfen Öl ist uns einen Tropfen Blut wert."

"Blut für Öl": Die simple und stereotype
Stammtischerklärung für vergangene und kommende
Kriege, der sich neben dem Spiegel auch unser
Staatsdichter Günter Grass angeschlossen hat, hat
eine präzise Quelle, die aus trüben Sümpfen
fließt: Sie stammt nicht von Hans Kronberger, der
erst 1998 das Buch "Blut für Öl. Der Kampf um die
Ressourcen" (Michaels Verlag) veröffentlichte,
sondern geht zurück auf Anton Zischka, einen der
erfolgreichsten deutschen Industrie- und
Sachbuchautoren des vorigen Jahrhunderts.

Eine annähernde Vorstellung von Zischkas einstiger
Popularität kann man sich machen, wenn man einmal
in alten Familienbeständen kramt oder die
Krabbelkisten der Antiquariate gezielt nach seinen
Werken durchstöbert. Selbst Walter Benjamin war
einmal so frei, seinem Sohn Stephan zum 20.
Geburtstag keinen Goethe, sondern ein Buch von
Zischka zu schenken. Noch bis in die achtziger
Jahre war dieser mit unzähligen Büchern über Öl
und Anilin, Dollars und Gold hervorgetreten, und
er hat auch die Formel "Blut für Öl" geprägt:
Zuletzt im Jahr 1944, in der zweiten Auflage
seines 1939 erschienenen Buchs "Ölkrieg", das
bereits auf einen Vorläufer zurückging, der unter
dem Titel "Der Kampf ums Öl" erschienen war.


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