Jana aus Kassel und andere ganz besonders Meinende

NN, Donnerstag, 26. November 2020, 20:10 (vor 1237 Tagen) @ KdG
bearbeitet von NN, Donnerstag, 26. November 2020, 20:39

War das nicht das Ziel der offenen Gesellschaft...freie Äußerungen jenseits der Bildungs-
barrieren?


Nein, das war die Hoffnung eines offenen World Wide Web, welche sich nicht bewahrheitet hat. Bekommen haben wir stattdessen den offenen Arsch der Gesellschaft, eine stinkende Kloake an Bestialitäten die gar nicht diskussionsfähig sind, weil sie hierfür gar keine Verhandlungsmasse beinhalten. Auf Grundlage von Kraftausdrücken, wie "hau ab" oder "auf die Fresse, Lügenpresse" und "schließt euch ein" lässt sich nicht argumentieren. Das ist der gleiche Schmutz und Dreck, den man früher von waschechten Kommunisten her kannte.


Weiteres Problem ist ganz nebenbei dieser ganze sogenannte "Shitstorm":

https://www.hna.de/kassel/jana-kassel-sophie-scholl-querdenker-corona-demo-hannover-twi...

Irgendwann muss auch mal gut sein, die ist 22 Jahre alt. Erst bekommt sie auf ihrer Fratzenbuch Zeitlinie vom Algorithmus den heißesten und beknacktesten Shit angezeigt, damit sie als Produkt (und nicht als Kundin, dass sind die Werbekunden) getriggert und in Rage möglichst viel und lange wild rumklickt, um im Nachgang dann für die zum Fraß vorgesetzte vorgegebene Meinung wochenlang von der Allgemeinheit fertig gemacht zu werden. Kein Wunder, daß bei jungen Menschen die Selbstmordrate durch die Decke geht.

Es gibt (völlig unverhältnismäßige) Shitstorms und/oder (echte) Cancel Culture, übrigens nicht nur von links. Und nebenbei gibt es hier noch Grenzfälle.

Aber Jana aus Kassel ist weder ein Opfer des Algorithmus, noch hat sie irgendwie halb verpeilt, nach drei Gläsern Rotwein oder einem Joint auf Facebook mal auf Senden gedrückt. Vielmehr hat sie, wie sie sagte, eine Demo (mit) angemeldet, auf der im engeren Wortsinne asoziales Verhalten* propagiert wird, sich bei dieser Demo auf eine buchstäbliche Bühne gestellt und sich vorher zurechtgelegt, was sie für eine egomanische, obszöne Scheiße zu diesem Anlass absondert. Auch wird sie gewusst haben, dass ihr Auftritt mitgeschnitten wird.

Die kurze Heulerei nach dem Protest des Ordners wiederum, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eben nicht dem Umstand geschuldet sein, dass ihr spontan gewahr wurde, was für einen Sondermüll sie da gerade verklappt hat, sondern, dass ihr eine deutliche Ablehnung widerfahren ist. Damit kann sie nicht umgehen; sie wollte für ihren unermüdlichen Einsatz "im Widerstand" ja gratifiziert werden. Aber mit Ablehnung muss man auch rechnen, wenn man in der Öffentlichkeit bedeutungsschwer extreme und/oder bizarre Meinungen vom Stapel lässt.

Jana aus Kassel ist nun ein extremes Beispiel. Aber hinter diesen Umfragen, bei denen ein überraschend hoher Prozentsatz der Befragten die Frage bejaht, dass "man [so oder so ähnlich] heutzutage seine Meinung nicht mehr offen sagen kann/darf", stecken eben bei weitem nicht alleine Political Correctness, Shitstorms und/oder Cancel Culture, sondern mitunter eben auch die falsche Erwartung, dass die in einer wie auch immer gearteten Öffentlichkeit geäußerte Meinung zu diesem oder jenem nicht auch auf ggf. vehementen Widerspruch stoßen dürfe.

Manche Leute scheinen auch der Vorstellung anzuhängen, dass Meinungsfreiheit nicht nur die absolute Konsequenzlosigkeit des Äußerns von Meinungen impliziert, sondern, dass, damit verbunden, alle Meinungen praktisch gleichrangig seien und die eigene Meinung etwa im gleichen Range neben den Meinungen von Experten zu stehen habe. Die Steigerung davon ist noch die leider relativ verbreitete egomanische Erwartung für seine eigene, ganz besondere Meinung auch noch eine besondere, zumindest aber stetige Bestätigung zu bekommen.

Andere wiederum, für die die eigene Meinung keinen besonderen egomanischen Distinktionswert darstellt, sind entsprechend nicht überdurchschnittlich geltungsbedürftig, aber schlicht kaum diskussionsfähig sowie konfliktscheu und kommen von daher auf ein gefühltes Seine-Meinung-nicht-mehr-äußern-dürfen.


* Zuletzt gemeldete Covid-Todesfälle pro Tag + 410, pro Tag


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