Jana aus Kassel und andere ganz besonders Meinende

KdG, Donnerstag, 26. November 2020, 23:17 (vor 1460 Tagen) @ NN

Menschen die Selbstmordrate durch die Decke geht.


Es gibt (völlig unverhältnismäßige) Shitstorms und/oder (echte) Cancel Culture, übrigens nicht nur von links. Und nebenbei gibt es hier noch Grenzfälle.

Aber Jana aus Kassel ist weder ein Opfer des Algorithmus, noch hat sie irgendwie halb verpeilt, nach drei Gläsern Rotwein oder einem Joint auf Facebook mal auf Senden gedrückt. Vielmehr hat sie, wie sie sagte, eine Demo (mit) angemeldet, auf der im engeren Wortsinne asoziales Verhalten* propagiert wird, sich bei dieser Demo auf eine buchstäbliche Bühne gestellt und sich vorher zurechtgelegt, was sie für eine egomanische, obszöne Scheiße zu diesem Anlass absondert. Auch wird sie gewusst haben, dass ihr Auftritt mitgeschnitten wird.

Die kurze Heulerei nach dem Protest des Ordners wiederum, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eben nicht dem Umstand geschuldet sein, dass ihr spontan gewahr wurde, was für einen Sondermüll sie da gerade verklappt hat, sondern, dass ihr eine deutliche Ablehnung widerfahren ist. Damit kann sie nicht umgehen; sie wollte für ihren unermüdlichen Einsatz "im Widerstand" ja gratifiziert werden. Aber mit Ablehnung muss man auch rechnen, wenn man in der Öffentlichkeit bedeutungsschwer extreme und/oder bizarre Meinungen vom Stapel lässt.

Jana aus Kassel ist nun ein extremes Beispiel. Aber hinter diesen Umfragen, bei denen ein überraschend hoher Prozentsatz der Befragten die Frage bejaht, dass "man [so oder so ähnlich] heutzutage seine Meinung nicht mehr offen sagen kann/darf", stecken eben bei weitem nicht alleine Political Correctness, Shitstorms und/oder Cancel Culture, sondern mitunter eben auch die falsche Erwartung, dass die in einer wie auch immer gearteten Öffentlichkeit geäußerte Meinung zu diesem oder jenem nicht auch auf ggf. vehementen Widerspruch stoßen dürfe.

Manche Leute scheinen auch der Vorstellung anzuhängen, dass Meinungsfreiheit nicht nur die absolute Konsequenzlosigkeit des Äußerns von Meinungen impliziert, sondern, dass, damit verbunden, alle Meinungen praktisch gleichrangig seien und die eigene Meinung etwa im gleichen Range neben den Meinungen von Experten zu stehen habe. Die Steigerung davon ist noch die leider relativ verbreitete egomanische Erwartung für seine eigene, ganz besondere Meinung auch noch eine besondere, zumindest aber stetige Bestätigung zu bekommen.

Andere wiederum, für die die eigene Meinung keinen besonderen egomanischen Distinktionswert darstellt, sind entsprechend nicht überdurchschnittlich geltungsbedürftig, aber schlicht kaum diskussionsfähig sowie konfliktscheu und kommen von daher auf ein gefühltes Seine-Meinung-nicht-mehr-äußern-dürfen.


Janas Sophie Scholl Einlage war unverzeihlich, nur sehe ich nicht anhand ihres 30 Sekunden Beitrages bis zum vorzeitigen Abbruch, dass sie genau wusste, was sie da tat. Eigentlich sagt die ganze Abhandlung im ersten und (Gott sei Dank) einzigen (und hoffentlich auch letztem) Akt vor allem Ihre geistige Unreife aus. Und sie konnte nicht mal frei reden, musste vom Schmierzettel ablesen und sich dreimal in ihrer sinnbefreiten Einleitung wiederholen. Der Shitstorm ist es einfach nicht wert, der Hinweis auf den zeithistorischen Kontext hingegen schon. Aber damit kann man es dann auch mal belassen, finde ich.

Sie ist vielmehr ein Paradebeispiel dafür, dass man mit Anfang 20 noch nicht die Lebenserfahrung für politische Reife hat. Und damit auch ein Argument gegen Wahlberechtigung für Minderjährige.

Es gibt auch zahlreiche naive Beiträge von jungen Youtube-Influenzern, die noch erwähnungwürdiger sind. Die von "Bibi" zum Bleistift. Oder von "PewDiePie":

https://www.spiegel.de/netzwelt/web/pewdiepie-disney-trennt-sich-von-youtube-star-nach-...

Vor allem, weil die vornehmlich von Minderjährigen abgerufen werden.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum