Warten auf die Gegenoffensive Nachtrag

NN, Donnerstag, 11. Mai 2023, 13:14 (vor 371 Tagen) @ Alex

"Die Abstimmung mit den Füßen der jungen russischen Intelligenz zeigt deutlich, dass das russische Gesellschaftskonzept am Ende ist und es keine Neuauflage des russischen Imperialismus mehr geben wird, auch wenn sich Putin und seine Hornochsen das noch so sehr wünschen."

Hier Alex unterschätzt Du den autistischen Zug der russischen Gesellschaft, zu allen Zeiten!
Und diese Gesellschaft wurde immer zu Ader gelassen. Die Emigrationswellen Russlands waren
enorm, nach dem Kadetten Aufstand, nach dem 1sten russisch japanischen Krieg, nach dem Bürger-
krieg in den 20ziger Jahren, bei den stalinistischen Ausschweifungen, nach dem Fiasko von
Afghanistan, dem Scheitern der Perestroika, der Etablierung Putins und jetzt beim Krieg
gegen die Ukraine.
Russland sieht sich als Imperium und hier spielt auch der orthodoxe Glauben mit.
Genau diese Personalunion, von Politik und Glauben ist der Kitt der russischen
Gesellschaft.
Bestes Beispiel dazu A. Solschenizyn und sein Wandel in der Auffassung unserer
westlichen Welt. Das ging über den Wahrheit- und Freiheits Helden hin zum Ultra orthodoxen Nationalisten Russlands. Das aber war und ist für Russland normal.
Zu tief sitzt hier das Traumata der Tataren Herrschaft, die Ausgrenzung in der
christlichen Welt, das Fanal des napoleonischen und WW II Krieges.
der am meisten gehasst wird in Russland ... nein, nicht Stalin ... Gorbatschow.

Das aber Alex bringt mich immer selbst zum verzweifeln....


Das geht mir nicht anders.
Aber so geht es mir auch, wenn ich mir die deutsche Entwicklung vor allem im Osten anschaue, die auch das Resultat einer naiven Politik der politisch Verantwortlichen der letzten 30 Jahre ist.

Frage interessehalber: Was verstehst du unter naiver Politik in Bezug auf den deutschen Osten der politisch Verantwortlichen bzw. welcher politisch Verantwortlichen der letzten 30 Jahre?*

Ich habe mich übrigens mal gefragt, wo anders als auf dem Gebiet der gewesenen DDR Russland / Putin / Kreml-Politik in größerem Umfang populär sind. Es gibt nun in den meisten Staaten des ehemaligen Ostblocks kollektive / parteipolitische Einflussagenten / Sympathisanten des Kreml, aber das sind in der Regel radikale und/oder populistische Klein/Splitterparteien, Randfiguren und/oder diverse Deppseiten.

Eine ausgeprägte Zuneigung zum offiziellen, gegenwärtigen Russland als nicht-randständiges Phänomen innerhalb des ehemaligen Ostblocks existiert aber jenseits der ehemaligen DDR nur in Bulgarien.

Ungarn mag nun durch Orbans Kuschelkurs gegenüber Putin ein Sonderfall sein, aber selbst in diesem nun schon länger rechtsradikal regierten Land waren das zeitgenössische Russland und der Kreml, nach allem was man demoskopisch weiß, nicht im größeren Umfang populär.

* Eine eher triviale, aber gleichwohl selten angeführte Teilerklärung für die ossige Zuneigung zu Russland ist, nebenbei bemerkt, eine besondere Form des Braindrains: In all den Jahren nach der Vereinigung ist mir jedenfalls im Westen kein einziger sozialisierter Ossi untergekommen, für den gute Beziehungen zu Russland einen besonderen Stellenwert hätten, auch nicht für die SPD-Wähler darunter. Ich denke, dass dies überhaupt nichts mit irgendeiner teilweisen Anpassung an westdeutsche Gepflogenheiten zu tun hat, sondern das zumindest der weit überwiegende Teil der Ossis, die seit der Vereinigung bis in die Nuller hinein in den Westen gegangen sind, für den Scheiß einfach nie empfänglich waren.


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