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Warten auf die Gegenoffensive NachNachtrag

Alex @, Mittwoch, 21. Juni 2023, 06:54 (vor 331 Tagen) @ NN


Die Attitüde der von Haus aus vor asozialen Selbstbewusstsein strotzenden Richies, die ihr aktuelles Äquivalent in Luisa und Konsorten haben, traf auf dankbare, eher mittellose Weltverbesserer, die ihren altersbedingten Kapitalismushass sowohl bei Vorlesungungssprengungen und Hausbesetzungen austobten, deren Aftershow-Parties aber ohne das Geld der reichen Großmäuler nie deren Qualität erreicht hätten. Eine schöne Zeit.


Der Punkt ist, dass die eher mittellosen und die Arbeiter- bzw. Arbeiterkinder beim deutschen Linksradikalismus / Linksextremismus Ende der 60er und zumal der 70er eben nur selten mitgemacht haben; das Arbeiterkind Bommi Baumann war hier eine große Ausnahme und du weißt genauso gut wie ich, dass die Arbeiter in den Betrieben mit den K-Grüpplern, die sie agitieren wollten, nichts anfangen konnten.

Glücklicherweise.

Deine biographischen Erfahrungen im Hochtaunuskreis mögen nun real sein, aber ich denke, ich bin nicht allzu pingelig, wenn ich an deinem etwas ausufernden Eliten-Begriff und einer doch sehr steilen Verführungsthese etwas auszusetzen habe.

Das kannst Du selbstverständlich.
Als Anhänger individueller Verantwortlichkeit ging es mir auch nicht um eine „steile Verführungsthese“, sondern um meine Verachtung der wohlfeilen Attitüde von Kindern deutscher Eliten-Familien.
Die war in meinem Leben auch in den 70ern deutlich, war aber deutlich weniger medial gehypt als heute.


Wasser predigen und Wein trinken kann man nun kritisieren, aber soziodemografisch betrachtet war der der deutsche Linksradikalismus / Linksextremismus der 70er weit überwiegend ein Mittelschichtsphänomen. Die allermeisten Beteiligten konnten es sich (zumindest zeitweise) leisten großen Quatsch zu machen. Viele K-Grüppler hatten übrigens normale bürgerliche Berufe, irgendwer musste den Unsinn schließlich finanzieren.

Nie würde ich etwas anderes behaupten.

Wichtig ist auch, nicht zu vergessen, dass damals wie heute nur ein eher schmales Segment der jeweiligen Alterskohorte für die Auswüchse verantwortlich gemacht werden kann. Die Menge der „Verführten“ war also überschaubar.


Es macht vor allem Sinn, zwischen der Willy wählenden 68er-Generation und der 68er-Bewegung zu unterscheiden. Letztere wird auch zumindest quantitativ überschätzt, der SDS hatte zu Spitzenzeiten 3000 Mitglieder, die Demos Ende der 6oer hatten eine eher überschaubare Teilnehmerzahl. Umso krasser waren im gegebenen Zusammenhang die 70er - Gerd Koenen schätzt, dass ca. 100.000 Personen die K-Gruppen inkl. Hochschulgruppen durchlaufen haben.

D‘accord.


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