Fuck China

KdG, Donnerstag, 10. Dezember 2020, 08:20 (vor 1256 Tagen) @ NN

Erstens kehre ich gar nichts (vor allem nicht unter den Teppich), zweitens hat Assange denn nun sonst was noch genau im britischen Gefängnis zu suchen? Die 50 Wochen für die Flucht, bzw. Entziehung der britischen Justiz sind ja mittlerweile um.


Ich müsste jetzt nähere Details recherchieren, gehe aber davon aus, dass er trotz der abgebrummten 50 Wochen immer noch in Haft sitzt, weil er sich a) schon einmal der britischen Justiz entzogen hat und b) die Verhandlung über den Auslieferungsantrag bald beginnt.

Das sollte jedenfalls nicht verwundern. Versetz dich mal in den zuständigen Richter.

Was der zuständige Richter fühlt, interessiert mich genauso wenig, als das Befinden von Assange an sich. Der Richter hat ausschließlich aus Gründen von Rechtsstaatlichkeit zu handeln, nicht aus persönlichen Gründen. Und Assanges Grund für die Inhaftierung, dem Entzug britischer Justiz, was auch berechtigt und begründet abgeurteilt wurde, ist abgegolten.

Die Sache ist überhaupt nicht tragisch. Er wollte sich in Schweden partout keinem Verfahren stellen. Wieso für ihn in Schweden angeblich das Risiko, in die USA ausgeliefert zu werden, höher (gewesen) sein soll, als in GB, weiß der Himmel. Er hat sich selber in die ecuadorianische Botschaft begeben. Damit hat er gegen britisches Recht / britische Auflagen verstoßen, weshalb er jetzt noch in GB sitzt.

Die Strafe hierfür ist immer noch abgegolten. Ansonsten liegt gegen ihm in GB nichts weiter vor.

Ich vermute, dass er in seiner Eigenschaft als großer Egomane (so wird er übrigens auch von ehemaligen deutschen Mitstreitern beschrieben) schlicht als unter seiner Würde ansah, sich in Schweden einem Verfahren zu stellen.

Diese Angabe, die er und Fans sinngemäß gemacht haben...

Wieso für ihn in Schweden angeblich das Risiko, in die USA ausgeliefert zu werden, höher (gewesen) sein soll, als in GB, weiß der Himmel.


...ergibt nämlich keinen Sinn.


Meinungen (soweit sie nicht gegen geltendes Recht verstoßen), auch wenn sie noch so Bonkers sein sollten, sind rechtsstaatlich nicht von Relevanz.

Mir gefällt ganz und gar nicht diese selbstgerechte Art Urteile faktisch vorherbeizuführen, die noch gar nicht gefallen sind. Das ist am Ende ein Aufführen wie ein Gutsherr, die sich von den Putins und Xis dieser Welt in der Tat nicht im wesentlichen Kern mehr zu unterscheiden vermag. Und sie bringt dem Westen keinen Schritt näher damit, Menschenrechte in anderen Staaten durchzusetzen.

Allerdings rebelliert es in mir, wenn du in Sachen Assange von Tragik sprichst. Er wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit darüber belehrt worden sein, dass er eine Haftstrafe riskiert, wenn er sich britischen Auflagen / der britischen Justiz entzieht. Und er wurde nicht in die ecuadorianische Botschaft gezwungen, das hat er sich selber ausgesucht.

Immer noch abgegolten. Es geht darum, dass er jetzt immer noch in Haft sitzt, hierzu jedoch gar kein Urteil für die weitere Inhaftierung vorliegt.

Last but not least möchte ich erwähnen, dass Assange (und auch Edward Snowden) eben nicht alleine amerikanische Schweinereien in die Welt geblasen haben, sondern eine Unzahl an Informationen, die Schweineregimen, Terroristen und Kriminellen genützt haben. Die Robin-Hood-Attitüde steht beiden nicht zu.

Rechtlich auch nicht von Relevanz, auch wenn ich dir dem Zustimme. Nationalistische Chinesen argumentieren zum Fall Ai Weiwei übrigens genauso. Wobei man bei China immer nicht so genau weiss, ob dies staatlich gelenkte Meinungen sind.

Tief blicken lässt zudem die Veröffentlichungspolitik von Wikileaks (einmal abgesehen von der Wahlkampfhilfe für Trump bzw. der Zusammenarbeit mit der GRU): Veröffentlicht wurden und werden mit wenigen (unwesentlichen) Ausnahmen tatsächlich (oder eben auch: nur vermeintlich) belastendes Material über westliche Staaten oder deren Verbündete.* Oder - konkreter - Assanges menschenverachtende Reaktion auf Einwände, Daten / Identitäten von afghanischen Übersetzern von US-Truppen zu veröffentlichen.**

Und genau dafür würde ich wiederum persönlich Anklage gegen Assange sehen wollen. Auch wegen der ganzen politischen Opponenten, welche durch seine und Snowdens Enthüllungen in Schurkenstaaten aufgeflogen, und mitunter ihr Leben lassen mussten. Aus Gründen enthüllter geheimdienstlicher Aktivitäten, die hier mit einspielen, wird es hierzu jedoch wohl eher nicht kommen.

Snowden wiederum hätte die Möglichkeit gehabt auf dem Rechtsweg zum Whistleblower zu werden. Er hat sich dagegen entschieden und betont stattdessen bzw. in gewisser, selbst entlastender Weise folgerichtig sinngemäß immer wieder, dass er keine andere Wahl gehabt hätte.

Und nein, auch bei Snowden, der menschlich offenbar nicht so ein übler Kerl wie Julian Assange ist, bekomme ich es nicht wirklich hin, ein tragisches Element zu sehen. Er wollte sich nicht anwaltlich beraten lassen, sondern lieber von Psychopathen wie Julian Assange und Glenn Greenwald. Er hat sich von sich aus in eine FSB-Wohnung begeben. Und du weißt genauso gut wie ich, dass ein US-Geheimdienstmitarbeiter nicht für lau in Russland Exil bekommt.

Gleichwohl wäre es, wie gesagt, ärgerlich, wenn die Anklage gegen Assange in den USA krumm und schief ist. Dann hätte er wirklich noch einen veritablen Grund, sich als der Märtyrer aufzuspielen, als den ihn einige Linksradikale, einige Rechtsradikale und leider auch manche naive und/oder einseitig informierte Personen gerne sehen.

Es geht mir darum, dass rechtstaatlich gehandelt wird. Alles andere hat den bitteren Beigeschmack, dass wir im Zweifel es genauso nicht so genau nehmen, mit der Rechtstaatlichkeit, wie China oder Russland.


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