Idiotien, Nachtrag, Booster

NN, Donnerstag, 16. September 2021, 23:33 (vor 1166 Tagen) @ Serious Black

Der Punkt ist: Viele Bundesbürger unter 60*, die mit Doppel-Biontech geimpft wurden, sind mitten im Winter um die fünf/sechs/sieben/acht Monate geimpft. Auch wenn klar ist, dass man als unter 60-jähriger auch danach noch einen hohen Schutz gegen eine Hospitalisierung hat, gibt es keinen guten Grund, es auf eine Durchbruchsinfektion ankommen zu lassen. Zumal nicht um Weihnachten / Silvester herum. Zudem sinkt nach Angaben einer britischen Studie das Long-Covid-Risiko bei Durchbrüchen nur um 50%.

Der Zielkonflikt zwischen Durchimpfung der ganzen Welt einerseits und Boostern in der westlichen Welt andererseits ist des weiteren so groß nicht: Es geht a) um 1 Dosis Booster, die b) nicht alle auf einmal bekommen würden und die c) nicht von allen konsequent nachgefragt werden würde.

Der besagte Lancet-Artikel wurde jedenfalls auch von Fachleuten kritisiert, die weit davon entfernt sind, die Durchimpfung der ganzen Welt für unwichtig zu erachten.

* Und teils natürlich auch über 60, so sie sich keinen Booster haben geben lassen oder weiter/noch ungeimpft sind.

Der Booster verbessert den Schutz übrigens drastisch. Da wir jetzt mehr als genügend Impfstoff haben, sollte es doch möglich sein, jedem die Auffrischung zu verabreichen.

https://www.haaretz.com/israel-news/israeli-study-finds-covid-booster-shot-increases-pr...

Mehr Sorgen dagegen bereitet mir, wie sehr 2G Regelungen eventuell dazu motivieren könnten, diese zu torpedieren. Sei es durch gefälschte Nachweise, sei es durch fahrlässiges Verhalten.

Ja, das kann miteinander einher gehen. Der Mann einer Verwandten, der technisch relativ nerdig unterwegs ist, erzählte mir letztes Wochenende von einem Mitarbeiter, der von mind. 1 digitalen Fälschung per Screenshot berichtete. Das setzt voraus, dass der Perso nicht mitgecheckt worden ist.

Daneben berichtete eine Freundin von angeblich vorhandenen digitalen oder manuellen Fälschungen. Sie hatte einen ihr bekannten Fernsehredakteur auf das Thema aufmerksam gemacht. Der sagte aber, dass sich seine Redaktion vor der Bundestagswahl nicht darum kümmern könne. Irgendeinem Online-Hinweis auf eine szenebekannte Covidiotin, die sich positiv auf (wohl) vorhandene Fälschungen bezog, sich aber zur Zeit wohl nicht in Deutschland befindet, wollte eine von der besagten Freundin kontaktierte Polizeidienststelle nicht weiter nachgehen, weil zu vage und sie eben nicht wüssten, wo sich die Person gerade aufhält.

Nochmal zu den Boostern: Dass Booster für Ältere, Vorerkrankte und medizinisches Personal angeboten werden, ist richtig und wichtig. Ich sehe allerdings keinen oder keinen zeitnahen Automatismus dafür, dass bald auch Booster für unter 60-jährige, deren Zweitimpfung mindestens sechs Monate her ist, angeboten werden. Spahn hatte vor einigen Wochen laut darüber nachgedacht, sich seitdem aber bedeckt gehalten. Auch wenn die Daten aus Israel inzwischen eindeutig sind.

Und dann sehe ich diese mehr oder weniger schief laufende medienöffentliche Diskussion in Deutschland, die sich (aktuell) auf den fragwürdigen Lancet-Artikel kapriziert und ansonsten bzw. auch damit verbunden von einem Mal Gucken / weiß noch nicht geprägt ist.*

Zusätzlich wird die Regierung wechseln und es wird lange Koalitionsverhandlungen geben. Obendrauf kommt die langsame Stiko (auf die viele gucken oder hinter der sich viele ggf. verschanzen). Nachher darf / soll es erst dann Booster für alle geben, wenn kurz vor Weihnachten / Silvester die Zahlen ungleich höher sind als heute und sich auch die Durchbrüche häufen (analog nachklappend zu Israel und daneben auch den USA**). Ggf. könnte das einen dicken Run geben, der eben nicht nötig wäre, wenn sich relativ zeitnah auch Personen unter 60 mit 6 Monaten nach Zweitimpfung einen Booster holen könnten.

Hoffentlich bin ich hier eine Spur zu pessimistisch.

* Gerade habe ich nochmal unter Google News "Booster Impfung" eingegeben, und die Artikel, die dort aufpoppen, scheinen mir überflugsweise betrachtet in Summe relativ schlecht / wenig kompetent zu sein. Einer darunter ist sogar halb-covidiotisch.

** In den USA holen sich manche schon länger als 6 Monate doppelt Geimpfte in allen Alters- und Berufsgruppen einfach einen Booster. Auch deshalb, weil manche (nicht alle) der allmählich vorkommenden Durchbruchsinfektionen von der Schwere stark einer Grippe ähneln. Es landen zwar nur sehr wenige der Betroffenen im Krankenhaus. Aber mit Grippe ähnlichen Symptomen eine Woche (mal mehr, mal weniger) flachzuliegen, das braucht niemand. Das Long-Covid-Risiko scheint in diesen Fällen zwar geringer zu sein, aber vor allem auf dieses Risiko habe ich nicht den allergeringsten Bock, wenn es durch einen Piks nach 6 Monaten mit ungleich höherer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann.

Neulich sprach ich mit einem Verkäufer, den es trotz Impfung erwischt hatte. Er war eine Woche krank, zwei Tage davon lag er mit Fieber und Schüttelfrost nur im Bett. Über seine Impfung war er heilfroh, aber begeistert war er trotzdem nicht.


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