Wenn ich der Rumsfeld wäre..

Zeus@GegenGerd, II, Dienstag, 13. Mai 2003, 19:13 (vor 7864 Tagen) @ GegenGerd@Zeus, I

Trotzdem sollte man sich vor Augen
führen, warum das DR zunächst in diese Richtung
vordrang: Weil es eine militärisch
unproblematische Eroberung war, die gleichzeitig
einen großen Aufmarsch- und Resourcenraum
erschloß. Es spricht also einiges dafür, daß
Hitler auch im Falle eines alliierten
Präventivschlages ein Teil der Armee nach Osten
geführt hätte, um eine tiefer gestaffelte
Verteidigung zu organisieren.

Die aber 1938 zwangsläufig weitaus schwächer
gewesen wäre. Dies um so mehr, wenn Frankreich und
Großbritannien sich zu diesem Zeitpunkt, in dem
eine Ostoffensive die deutschen Truppen weitaus
mehr in Anspruch genommen hätte als 1939 und somit
das Risiko weitaus geringer gewesen wäre, aktiv im
Westen engagiert hätten, wovon wir ja de facto
sprechen, wenn wir von einem Präventiv-, oder
besser Präemptivschlag (s. u.) sprechen. Dann wäre
es zu einem Angriff auf die SU in absehbarer Zeit
wohl kaum gekommen, weshalb der Osten als mittel-
bis langfristiges Aufmarschgebiet wenig Sinn
macht. Wozu die Truppen im Osten versammeln und
sich dort ein noch so wunderbares Aufmarschgebiet
gegen einen Gegner sichern, gegen den man vorerst
gar keinen Krieg führen will (und bei einem
parallelen Krieg im Westen auch gar nicht führen
kann), während im Westen Frankreich und
Großbritannien das für die deutsche
Rüstungsindustrie unverzichtbare Rheinland mal
eben überrollen, weil man die Truppen im Osten
konzentriert hat. Und für beide Fronten hätte die
Kraft 1938 wohl kaum gereicht. Selbst so hat A. H.
ja erst den Sieg gegen Frankreich abgewartet und
sich bewußt nicht auf einen parallelen Krieg gegen
SU und Westmächte eingelassen.

Zusammenfassend ist ihr Argument nicht
schlecht, wenngleich nicht zwingend

Das müssen Sie mir noch mal erklären: Nicht
schlecht, wenngleich nicht zwingend... *rätsel*
Ihre Bewertungskriterien für Argumente sind ein
wenig intransparent. Ich habe nur begriffen, daß
Ihre Argumente scheinbar durchweg zwingend sind,
während die Anderer bestenfalls ‚nicht
schlecht‘ sind, wann immer Sie allerdings
subjektiv eine andere Meinung zu einer Frage
vertreten, sind die Auffassungen oder Argumente
Anderer dadurch zwangsläufig
‚widerlegt‘. Vielleicht könnten Sie
mir das ja noch einmal genauer aufschlüsseln...

Drittens und ebenfalls sehr wichtig, was Sie
geflissentlich ausließen war die Bündnispolitik
Deutschlands, hauptsächlich mit Spanien, Italien
und Japan. Auch dies hätte einen Präventivschlag
wahrscheinlich zu einer globalen Malaise geraten
lassen.

Wohl kaum, da die von Ihnen so hoch bewertete
Bündnispolitik Deutschlands und seiner
‚Partner‘ - abgesehen vom
Hitler-Stalin-Pakt 1939 fast nur aus
Lippenbekenntnissen und ein paar Blättern Papier
bestand: Spanien hat sich nach 1939 neutral
verhalten. Und hätte dies 1938 sicher auch,
obendrein, da das Land sich noch in den Wirren des
Bürgerkriegs befand. Wer weiß, vielleicht, wenn
der Krieg 1938 begonnen hätte, hätte das sogar
noch dazu geführt, daß Franco doch noch
gescheitert und Europa eine weitere Diktatur
erspart geblieben wäre... Italien hat A. H.
zunächst einmal schön im Regen stehen lassen, weil
es sich nicht für kriegsfähig hielt. Ein Jahr
früher wird man das dann wohl ebenfalls kaum
gewesen sein. Als es schließlich 1940 den Krieg
erklärt hat, tat es das vorrangig, um sich (mit
Erfolg) einen Teil der französischen ´Beute´ zu
sichern. Wie bedrohlich die italienische Armee
war, hatte man im übrigen schon im
Abessinien-Krieg gesehen (und sah es im Krieg auf
dem Balkan und in Nordafrika). Da selbst die
deutschen Verantwortlichen über die militärische
Bedeutung Italiens Scherze machten, sollte seine
Bedeutung also selbst dann nicht überbewertet
werden, wenn es sich beteiligt hätte. Was aber
wegen der CSR ebenso wenig getan hätte wie 1939
wegen Polen. Darüber hat Mussolini A. H. auch
ausdrücklich in Kenntnis gesetzt.
Japan hatte lange Zeit 1938 sicher noch genug mit
China und der SU zu tun und ist gerade für die
Auseinandersetzung auf dem europäischen Kontinent,
um die es sich ja nun zunächst handelte und auch
1938 gehandelt hätte, absolut irrelevant.
Von Ihrer globalen Malaise bleibt also nicht viel
übrig. Im Gegenteil: Wäre der Krieg 1938 begonnen
worden und hätte Deutschland schneller zur
Niederlage gebracht, wäre es vielleicht bei einem
kontinentalen Krieg geblieben, denn es erscheint
unwahrscheinlich, daß Japan allein auch den
Angriff auf Pearl Harbor gewagt hätte. Das hieße:
Kein Hiroshima, kein Nagasaki. Und eventuell die
Möglichkeit, Japan mit Hilfe eines - Achtung! -
Systems der Abschreckung einzudämmen, daß in
diesem Fall vielleicht sogar eine echte Chance
gehabt hätte.


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