Wenn ich der Rumsfeld wäre..

GegenGerd@Zeus, III, Dienstag, 13. Mai 2003, 19:14 (vor 7864 Tagen) @ Sorry, natürlich Gegen Gerd@Zeus, II ;-)

Vielleicht können Sie nun trotzdem anerkennen, daß
ein Präventivschlag im Jahre 38 aller
Wahrscheinlichkeit nach viele Millionen Tote
gefordert hätte;

Das habe ich nie bezweifelt. Übrigens wäre es
jedoch kein Präventivschlag gewesen, sondern das
selbe wie 1939 auch: die Reaktion unter Berufung
auf eine gegebene Sicherheitsgarantie gegen eine
Invasion Deutschlands in der CSR, die mit
99,9%iger Sicherheit erfolgt wäre, hätte man A. H.
nicht in München das Sudetengebiet vor die Füße
geworfen - worüber er ja nicht gerade erfreut war.
(Darüber hinaus, selbst, wäre der Einmarschbefehl
nicht eingeplant gewesen, wäre es vielmehr ein
Präemptiv-Krieg gewesen, weil die deutsche
Absicht, unmittelbar in die CSR einzumarschieren,
offenbar zu sein schien, und somit, anders als bei
einem Präventivkrieg, mehr als nur eine abstrakte
Bedrohung für die CSR bestand. Und wenn Sie das
für eine Spitzfindigkeit halten, werfen Sie einen
Blick auf die UN-Charta, die da auch sehr genau
differenziert und beides sehr unterschiedlich
bewertet.)
Noch etwas: Hätte A. H. dann wie eigentlich
geplant, den Angriffsbefehl gegeben, hätten
diejenigen Offiziere, die einen Staatsstreich
planten, ihn aber aufgrund des Ergebnisses von
München abbliesen, vielleicht gehandelt und Erfolg
gehabt. Dann hätte der ganze Krieg nach ein paar
Tagen vorbei sein können. Unwahrscheinlich,
zugegeben, aber m. E. immer noch wahrscheinlicher
und allemal wünschenswerter als Ihre Annahme, man
hätte den Krieg durch Abschreckung (und damit auf
Kosten des Erhalts des Regimes) verhindern können.

Deswegen ist die
Selbstsicherheit, mit der das Argument "hätte man
D präventiv,... dann ären wir alle noch am Leben."
hervor gebracht wird, allemal absurd.

Davon, daß alle noch am Leben gewesen wären, war
nie die Rede. Das ist wieder eine dieser
Kunstfiguren, die Sie anderen gern in den Mund
legen, die so etwas nie gesagt haben, um dann zu
triumphieren, sie hätten ihr Gegenüber
‚widerlegt‘. Aber jedenfalls in meinen
Augen sind einige Millionen weniger Tote durchaus
keine quantité negligeable und mehr als
Zahlenspielerei.

Um den Krieg wirklich zu begreifen - und mithin
auch die Möglichkeiten seiner Verhinderung - muß
man genau nachfragen, *wer* alles diesen Krieg
wollte und wem er nutzte.

Das ist eine Frage, auf die die internationale
Geschichtswissenschaft eine ziemlich eindeutige
und einhellige Antwort gefunden hat. Wenn Sie
allerdings entgegen dieser weit verbreiteten
Interpretation der damaligen Ereignisse als so
ziemlich einziger mehr wissen (immerhin sind Sie
ja auch Göttervater, da verfügt man ja schon mal
über solches exklusive Wissen), dann würde ich
mich freuen, daran teilhaben zu dürfen.

Zum Abschluß zitiere ich noch einen gewissen
Joseph G.:
‘1933 hätte ein französischer
Ministerpräsident sagen müssen (und wäre ich
französischer Ministerpräsident gewesen, ich hätte
es gesagt): der Mann ist Reichskanzler geworden,
der das Buch ‚Mein Kampf‘ geschrieben
hat, in dem das und das steht. Der Mann kann nicht
in unserer Nachbarschaft geduldet werden. Entweder
er verschwindet, oder wir marschieren. Das wäre
durchaus logisch gewesen. Man hat darauf
verzichtet. Man hat uns gelassen, man hat uns
durch die Risikozone ungehindert durchgehen
lassen, und wir konnten alle gefährlichen Klippen
umschiffen, und als wir fertig waren, gut
gerüstet, besser als sie, fingen sie den Krieg
an‘ (zitiert nach Thamer: Verführung und
Gewalt, S. 310).

Und das ist so ziemlich die einzige seiner
Aussagen, mit denen fast vollständig
übereinstimme.


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