Wenn ich der Rumsfeld wäre..

zeus @ alex, Mittwoch, 07. Mai 2003, 13:22 (vor 7870 Tagen) @ alex

> > Wie denn jetzt? Soll ich mich auf mein
Gefühl

verlassen oder denken?

Sie glauben wohl immer noch, daß dies getrennt
voneinander geschieht,ts,ts,ts...


Guter Mann,

und Freund der feuchten Aussprache! Ihre Skepsis,
dernach Gefühl und Denken händchenhaltend
aufeinander abziehlen mag wohl von gesundem
Menschenverstand zeugen; dieser indes erwies sich
schon so manches mal als "hausbackener Gesell".
Ihr wohlmeinender Ratschlag, mal so richtig
hinzufühlen, erinnert an eine verflossene
Werbecampagne für Deutschlands beliebtestes
Druckerzeugnis: "BILD - fühlen, was geschieht."
Haben Sie Ihre Replik an Evi Dentz auch auf´s
Papier gefühlt? - irgendwie fühlt man ihren
Zeilen sowas an.

Die Beweggründe für die Argumente der Kriegsgegner
sind der wesentlichere Ansatz.


Und welchen Röntgenapparat benützen Sie - außer
Ihres vielbeschworenen Gefühls, welches wir in
Zukunft vielleicht lieber gnädig beiseite lassen
wollen - um in das "Wesen" der Kriegsgegner zu
leuchten und ihre Beweggründe dingfest zu machen?
Einigen wir uns vielleicht darauf: Erst die
Argumente, dann die Beweggründe; heißt: Sie
beschäftigen sich ersteinmal mit ein paar
Argumenten und kehren dann zu Ihrer
Lieblingsbeschäftigung - dem gefühlvollen
Hineinversetzen in Ihre Sparringpartner - zurück.

Nennen Sie mir Argumente, die im aktuellen
Zusammenhang wirkliche Relevanz besitzen.Ich habe
noch keines gehört.


Ach gehn Sie doch! Was gegen einen Angriffs- und
Eroberungskrieg spricht, könnten sogar Sie noch
allein zusammentragen, ohne dabei einen
Kriegsgegner zu interviewen.

Apropos Legitimität.In meinen Augen reichte schon
die Diktatur Saddams und sein Folterapparat für
diese "Polizei"-Aktion aus und die Bezeichnung
Krieg dafür ist vergleichsweise lächerlich.


Sie haben wohl mächtig einen an der Glocke. 3000
Tote und etwa 15000 gewordene Krüppel wollen Sie
mit ein wenig Begriffsklauberei verharmlosen;
entblöden sich nicht, die rechte Bezeichnung dafür
"lächerlich" zu finden. Steht das
Lächerlichmachen von Toten also dem persönlichen
Rechtsempfinden eines Jeden anheim; was halten Sie
in diesem Zusammenhang von jenen Leugnern
Auschwitz´, die es auch als lächerlich empfinden,
hier von einem gezielten Völkermord zu sprechen?
Was Krieg ist und Völkermord, mein guter Alex,
findet sich eindeutig in der Charta der Vereinten
Nationen buchstabiert; da rühren "Ihre trüben
Augen" kein Jota dran.

Aber die Obsession der Bellizisten der mit den
angeblichen Motiven der Kriegsgegner zeigt
überdeutlich, wie schwach die argumentative
Position der Kriegsbefürworter ist.

Jetzt sind Sie wohl endgültig übergeschnappt.
Wer angesichts der Bilder von fassungslosen
Irakern vor den geöffneten Massengräbern die "
Kriegsgegner" standhaft erlebt, muß nach deren
Motivation dafür fragen und nicht mehr nach ihren
verlogenen und naiven Argumenten.


Bevor sich der überwältigte Leser Ihrem Inperativ
beugt, da er nun "nach Motivationen fragen *muß*",
wäre es vielleicht angebracht, die Herkunft dieser
Massengräber, sowie die Anzahl der darin
verscharrten Toten zu kennen. Meines Wissens
berichtete Spiegel Online über zwei Massengräber
(bei Nadshaf und Kerbala), aus denen jeweils etwa
20 Tote exhumiert wurden. Diese werden in
Zusammenhang mit dem 1991 von Saddam blutig
niedergeschlagenen Schiitenaufstand gebracht, der
seinerseits von den USA angestachelt wurde, um auf
diese Weise - ohne die Gefährdung von US-Soldaten
- Saddam doch noch zu stürzen. Als man damals
erkannte, daß der Aufstand niedergeschlagen würde,
sah man schweigend zu, wie in jene Massengräber
gemetzelt wurde; nun hingegen heuchelt man
nachträgliche Betroffenheit um den stattgehabten
Eroberungsfeldzug zu legitimieren. Viele
Kriegsgegner wußten bereits seit Jahren um den
niedergeschlagenen Schiitenaufstand; warum sollte
nun der Fund der bestätigenden Massengräber einen
Imperativ zur Ergründung ihrer kriegskritischen
Haltung errichten?


Im Übrigen: Wie schon oft und redundant
verlautbart: Sicher keiner der Kriegsgegner ist
ein Freund des Saddam-Regimes. Wie Evi breits
formulierte, muß man nicht zwischen Pest und
Cholera wählen. Oder wie ich es einst einem
andern Thread schrieb: Genausowenig, wie die
Kriegsgegner automatisch zu Unterstützern Saddams
werden, billigt jemand das Morden, der gegen die
Todesstrafe ist.

Aber vielleicht
liefern Sie ja mal was Bedenkenswertes,Sie
Bedenkenträger.


Nun also doch? Vom Fühlen zum Denken? Das ist,
guter Alex, gewiss ein heres Ziel! - wir erwarten
Großes.


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