US-Medien im Krieg
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,2
48835,00.html
Interessanter Artikel des Amerikaners Mark
Hertsgaard im Spiegel.
Auszug:
Wiederholung triumphiert über Wahrheit
Obwohl es in den Vereinigten Staaten kaum bemerkt
wird, ist die Macht und Allgegenwärtigkeit
offizieller Propaganda im politischen Leben
Amerikas immens.
Jeder, der das bezweifelt, muss sich mit der
folgenden Tatsache auseinander setzen: Am Vorabend
des Irak-Krieges glaubten 45 Prozent der
Amerikaner, dass Saddam Hussein in die
Terrorattentate vom 11. September "direkt
involviert" war.
Natürlich gab es keinen Beweis für diese
Verbindung, wie die CIA selbst erklärt hatte. Doch
die Bush-Regierung und ihre konservativen
Alliierten verkauften die Idee - und die
Implikation, dass der Krieg im Irak ein Akt der
Rache und Selbstverteidigung sei - an einen
Großteil der amerikanischen Öffentlichkeit - dank
der Mithilfe einiger eingeschüchterter und
willfähriger Nachrichtenmedien.
Eine Rede, die George W. Bush am 26. Februar 2003
hielt, illustriert, wie das Weiße Haus Saddam mit
dem Horror des 11. Septembers in Verbindung
brachte, während die Aufmerksamkeit von Osama Bin
Laden, dem weiter freien, wahren Drahtzieher der
Attacke, abgelenkt wurde.
Bushs Redenschreiber waren klug genug, ihren
Präsidenten nicht geradeheraus behaupten zu
lassen, dass eine Verbindung zwischen Saddam und
der Qaida existiert, eben weil es keinen Beweis
für eine derartige Verbindung gibt. Stattdessen
basierte die Rede auf assoziierter Schuld und
konstruierte einen Beweis in vier Schritten.
Im ersten Schritt beschwor Bush die heilige
Erinnerung an den 11. September, jenen Tag, als
Terroristen unsagbares Leid und Kummer über die
Amerikaner brachten.
Als nächstes gelobte der Präsident, dem
Terrorismus nie wieder zu erlauben, die
Vereinigten Staaten anzugreifen.
Im dritten Schritt verkündete Bush, dass Saddam
ein Terrorist sei, dessen Massenvernichtungswaffen
Amerika gefährden.
Schließlich folgerte er, dass Saddam entfernt
werden müsse, um eine Wiederholung der Tragödie
vom 11. September zu verhindern.
Es war ein eleganter Taschenspielertrick: Weil
Amerika unter dem Terrorismus gelitten hatte,
musste Saddam büßen - auch, wenn es keinerlei
Beweis dafür gab, dass er hinter dem Angriff
steckte. Es war ein Glück für Bush, dass die
amerikanischen Medien diesen Taschenspielertrick
unerwähnt ließen, als sie über die Rede
berichteten.
Das Fernsehen war wie üblich am unkritischsten.
Die Abendnachrichten machten mit schmeichelnden
Bildern des redenden Präsidenten auf, zu denen die
TV-Moderatoren fade die Anschuldigungen gegen
Saddam und die Beteuerung wiederholten, dass die
Beseitigung Saddams zu Demokratie im Irak und
Frieden im Nahen Osten führen würde.
Unter allen Massenmedien war es allein die "New
York Times", die in ihrer Berichterstattung einer
Warnung der amerikanischen Bevölkerung vor der
zweifelhaften Glaubwürdigkeit der Rede am nächsten
kam. Sie nannte sie "ein dramatisches Beispiel für
die Public-Relations-Strategie der Regierung".
Wiederholung ist das Geheimnis effektiver
Propaganda,
und die Bush-Regierung zeigte sich sehr
diszipliniert darin, in den kriegsvorbereitenden
Monaten immer wieder dieselbe Botschaft zu
wiederholen.
Natürlich erwiesen sich viele der spezifischen
Behauptungen, die während dieser Zeit gemacht
wurden, als schlicht falsch. Neben dem CIA-Dementi
einer Verbindung zwischen Saddam und der al-Qaida
gab es auch noch den Hinweis des früheren
tschechischen Präsidenten Vaclav Havel, der ein
angebliches Treffen zwischen al-Qaida und
Saddam-Agenten in Prag mit seinen Äußerungen
unglaubwürdig machte.
Die "Los Angeles Times" enthüllte zudem, dass die
Regierungs-Beweise über irakische Uran-Käufe im
Niger in Wahrheit schlecht gefälschte Dokumente
waren. Doch die meisten amerikanischen
Nachrichtenmedien berichteten über solche Dinge
nur kurz, wenn überhaupt. Die Niger-Enthüllung
wurde sogar von allen Fernsehsendern und den
meisten Printmedien komplett ignoriert. Folglich
hatten diese gelegentlichen Widersprüche zur
offiziellen Linie wenig Auswirkungen auf das
öffentliche Bewusstsein Amerikas - besonders im
Vergleich zum konstanten Trommelwirbel der
Regierungsrhetorik.
Wiederholung triumphierte über die Wahrheit.
gesamter Thread:
- US-Medien im Krieg -
Evi Dentz,
18.05.2003, 08:48
- US-Medien im Krieg - Dudi, 18.05.2003, 10:12
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Smadar,
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- US-Medien im Krieg - Ann Coulter, 18.05.2003, 16:06
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18.05.2003, 16:15
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18.05.2003, 20:13
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Norbert Wehmeier,
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19.05.2003, 00:37
- US-Medien im Krieg - Deutsche Waffenlieferungen, 19.05.2003, 01:11
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WND,
19.05.2003, 00:37
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Stephan@Norbert Wehmeier,
18.05.2003, 23:05
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- US-Medien im Krieg - Evi Dentz @ GG 5, 20.05.2003, 10:39
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20.05.2003, 09:52
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20.05.2003, 09:44
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20.05.2003, 09:42
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18.05.2003, 21:56
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Stephan@Smadar und Evi Dentz,
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Evi Dentz @ Smadar,
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