US-Medien im Krieg

GegenGerd@E. D., III, Sonntag, 18. Mai 2003, 20:15 (vor 7859 Tagen) @ GegenGerd@E. D., II

Übrigens glaubten bei uns auch stets mindestens
ca. 35 %, daß die USA schlimmer seien als der
Irak.

Das liegt vermutlich daran, dass es manchen Leuten
schwer fällt zu glauben, die USA seien zum Schutze
der Menschenrechte in Bagdad einmarschiert.

Selbst wenn es nur eigennützige Gründe gewesen
wären! Setzen wir Putin mit Saddam gleich, weil er
eigennützig die Tschetschenen abschlachten lässt
und das als Kampf gegen den Terror verkauft?
Meines Erachtens sind solche Einschätzungen
schlicht empörend, und Fakt ist, dass diverse
Regierungsmitglieder und Medienvertreter zu dieser
Zuspitzung massiv beigetragen haben (Adolf Nazi,
Nero, Abenteurertum, Blut für Öl etc.: alles aus
Regierungskreisen).

Gemessen am Verhalten von Fleischer, Rumsfeld,
Rice, Bush etc.?

Die Verbalinjurien begannen auf der deutschen
Seite mit dem Vorwurf des Abenteurertums und der
Instrumentalisierung im Wahlkampf. Fleischer, Rice
und Bush haben sich niemals annähernd offen so
antideutsch geäußert wie Teile der deutschen
Regierung antiamerikanisch. Dies trifft einzig auf
Rumsfeld zu.

Dass in den Nachkriegstagen das Ölministerium das
einzige Gebäude war, das bewacht wurde, ist eben
eine Tatsache, die interpretiert wird...

Das kann wohl die ‚Blut für Öl´-Unterstellungen
von vor dem Krieg kaum erklären. Sie gehen
übrigens interessanterweise auch nicht darauf ein,
dass und warum die vorhandenen, durchaus
überzeugenden Argumente gegen diese These in den
Medien (vielleicht außer der Welt und der Zeit)
kaum eine Rolle gespielt haben und dass und warum
man nicht erwähnt hat, dass man dies alles schon
mehrfach unterstellt und damit nachweislich falsch
gelegen hat.
Und ferner: Wenn Sie den Wiederaufbau des Iraks
mit Hilfe des irakischen Öls vorantreiben wollen:
Was würde für Sie wohl hohe Priorität bei der
Beschützung genießen?

Aber selbstverständlich wird in der Presse kein
einseitiger ´Blut für Öl´ Standpunkt vertreten.
Und Herr Grass ist Schriftsteller, kein
Spiegel-Autor.

Ich habe nie nur vom Spiegel gesprochen. Sie
zitieren auch nicht nur Journalisten, sondern
ebenso bedeutende Personen des öffentlichen
Lebens. Eine solche ist Herr Grass ohne Zweifel.
Und wie er sich geäußert hat, war eines
Nobelpreisträgers mehr als unwürdig.

Erstaunlich finde ich, dass Sie von deutschen
Politikern erwarten, die Bevölkerung über die
wahren Motive der Bushies aufzuklären.

Das erwarte ich keineswegs. Ich erwarte aber
zumindest gegenüber einem Staat, den man noch
immer als Freund bezeichnet, dass man sich nicht
noch vorhandene Verschwörungstheorien und
Ressentiments zunutze zu machen bemüht, (von denen
man selbst wissen sollte, dass sie nicht der
Realität entsprechen und wie sensibel man auf der
anderen Seite - zurecht - auf so etwas reagiert)
um sich auf dem Rücken einer möglichen gemeinsamen
Problemlösung und zulasten einer wichtigen
Partnerschaft innenpolitisch zu profilieren.

Also auch hier: Wer mit dem Zeigefinger auf andere
zeigt, auf den zeigen drei Finger zurück.

Wieviele Finger zeigen denn dann auf Sie selbst?

Heißa! Welch kreative Frage! :-)

Wie bitte? Selbstverständlich darf sie darauf
verweisen, worum es sich beim Irak handelte - bloß
hat das überhaupt keiner bestritten.

Das ist immer eine bequeme Argumentation. Leider
ging es aber in diesem Konflikt um dieses Land,
weshalb man die Zustände dort nicht immer mit
einem Halbsatz beiseite schieben kann, um dann
wieder auf Amerika einzuprügeln. Genauso, wie es
nicht reicht, zu sagen ‚Saddam ist ein
schrecklicher Diktator´, aber die von ihm
verursachten Gräuel beiseite zu schieben oder die
Primärschuld von dem, der die Mordbefehle gegeben
hat, auf jene abzuwälzen, die leider den Fehler
gemacht haben, nicht einzugreifen.

Aber der
Maßstab für die Qualität der amerikanischen Presse
kann ja wohl kaum der Irak sein, oder?

Die einzige Person, die hier implizit einen
Vergleich dieser Art aufgemacht hat, sind Sie. Ich
sehe da nicht einmal die Möglichkeit eines
Vergleichsmaßstabs. Ich sehe ihn allerdings
zwischen deutschen und amerikanischen Medien. Und
da schneiden die deutschen Medien jedenfalls in
meinen Augen im Vergleich keineswegs so viel
besser ab.


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