Immobilienmarkt

NN, Mittwoch, 28. April 2021, 00:14 (vor 1088 Tagen) @ Boothby
bearbeitet von NN, Mittwoch, 28. April 2021, 00:45


Nun haben sich die Mietspiegel nicht überall so radikal entwickelt wie in Berlin,

Der Genauigkeit halber: Der Anstieg desselben war sehr steil, das Niveau liegt immer noch unter Köln.

und es sollte zumindest zur Kenntnis genommen werden, was das für die städtische Bevölkerung >eigentlich bedeutet, wenn erhebliche Teile weit mehr als die Hälfte und oft 2/3 ihrer >Einnahmen in die Miete investieren. Während, das nur anbei, Handwerkerpreise keine ähnliche >Preissteigerungen verzeichnen,

Ähnlich ist nun eine relative Größe, ich kann dir aber versichern, dass sich ab 2008/09 die Handwerkerpreise/löhne in Berlin signifikant nach oben entwickelt haben. Es herrscht in klassischen Gewerken Arbeitskräfte- und Azubimangel.

Bei den Baustoffen hat es auch signifikante Anstiege gegeben, bedingt durch die bundesweite Baukonkuktur.

die Mietsteigerung für den Erhalt der Wohnungen aber >angeblich erforderlich sei. Offenbar >haben sich auf dem Berliner Mietmarkt vor 2000/2010 >ausschließlich Masochisten >rumgetrieben.

Hä?! Mieter, die eine vergleichsweise sehr niedrige ( = Vergleichsmaßstab: andere deutsche Großstädte) Miete zahlen, sind keine Masochisten. Du meinst wohl er den "Vermietermarkt". Dazu ist zu sagen, dass man kein besonders gewitzter Kaufmann sein musste, um ab 1997/98 zu wissen, dass die Investitionskosten in Berlin sehr niedrig sind und das sehr wahrscheinlich nicht ewig so bleiben wird.

Und dann vergisst du wohl noch die nicht rein kaufmännisch orientierten kleineren Käufer, die für eine Metropole wenig für ihr Wohneigentum gelegt haben (als Erst- oder Zweitwohnung).


Erstens sind, wie schon gesagt, Preiselastizitäten bei Baugrundbasierten Handelsgütern eben >keine reine Angebots-Nachfrage-issues, weshalb bspw. zweitens Sickereffekte mindestens >umstritten sind, und bezüglich des sozialen Wohnungsbaus: Zwar stimme ich zu, dass das stark >vernachlässigt wird, allerdings gerät das auch zur Subventionskiste für Wohnungsentwickler, >wenn der Bestand periodisch wieder verhökert wird.

Das muss man ja nicht machen. Dass Berlin einige landeseigene Wohnungen verkauft hat, war dem Zusammentreffen zweier besonderer Faktoren geschuldet: Der Berliner Finanzkrise, d.h. der zum gegebenen Zeitpunkt stark angespannten Finanzlage der Stadt und dem tiefenentspannten Immobilienmarkt.

Das bestreite ich nicht, nur welches Prob soll gerade getackelt werden? Der Mietendeckel >dreht sich weniger um um die langfrist-Entwicklungen, egal wie scheiße die Stadt das >managed, sondern von einer jetzigen akuten Notsituation.

Glaubst du im Ernst, dass die die Preiskontrolle wieder abgeschafft hätten, wenn innerhalb der Laufzeit so wenig bzw. noch weniger gebaut worden wäre, wie bisher?!

Berlin ist eine Stadt, in der man getrost aus Protest FDP wählen kann.

Berlin hat eben auch nicht Hamburgs Mieter und wird die auf absehbare Zeit auch nicht haben.

Jain. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung sind gleichwohl auch einige "Hamburger" zugezogen, nicht nur "arm, aber sexy".

Die Klage ist schon länger die, dass Neubau in Berlin = oberes mittleres Segment (und darüber) bedeutet. Einer der Gründe, wieso ich schon länger sage, dass auch die Stadt deutlich mehr tun muss. Stattdessen haben sich die üblichen Verdächtigen und notorischen wohnungspolitischen Beschwerdeführer in und außerhalb der etablierten Politik aber eben einseitig über Luxus-/Bonzenwohnungen beklagt, deren Bau man getrost behindern und verhindern kann. Nicht hingegen über städtische Untätigkeit in eigener Sache.

Die Betreffenden waren und sind weiter intellektuell damit überfordert, wenn man ihnen sagt, dass jeder Neubau besser als nichts ist, weil es auch in Berlin, neben Schwaben, (ehemalige) Studenten gibt, die nach dem Studium im Beruf ihr Einkommen deutlich steigern und es sich leisten können, aus ihrer Studi-WG auszuziehen.

Der Nachmieter meiner bescheideneren Studentenwohnung hisst übrigens bei allen Länderspielen der deutschen Fußballnationalmannschaft die DDR-Fahne. Auf der Wohnungstür klebt ein FUCK YOU-Schild.


Kapitalistisch gewendet: Eine Stadt, in der sich Feuerwehrleute und Krankenschwestern das >Leben nicht mehr leisten können, sollte ehrlicherweise dann auch auf diese verzichten.

In anderen deutschen Großstädten leben Feuerwehrleute und Krankenschwestern vergleichsweise häufiger in weniger hippen Außenbezirken oder etwas außerhalb. In Berlin ist dies vergleichsweise weniger der Fall.

Die Anzahl der Einpendler (relativ zu anderen deutschen Großstädten) ist bis heute ein Witz. Kölner Freunde von mit leben selbstverständlich in Widdersdorf, aber nicht mitten in Sülz ("Kreuzberg").

Cem hatte (eher unfreiwillig) mal etwas von einem Berliner Durchschnittsverdiener erzählt, der als Neuköllner in den äußeren Zipfel Neuköllns umziehen musste, aber dies für kaum zumutbar hielt. Zumindest hielt es Cem aber für kaum zumutbar.

** Es gibt übrigens dutzende weitere kleine Tempelhofs. Hamburg hat für vergleichbare Fälle einen städtischen Beauftragten, wenn auch die Berliner deutsche NIMBY-Meister sind.


Das lässt sich nicht bestreiten, allerdings müssen die sich im Norden jetzt auch mit >Vorwürfen des Linksradikalismus rumschlagen. Da scheint mitunter auch das Narrativ selbst >das Problem zu sein.

Ich kann nichts dafür, wenn dieser Vorwurf auch zu Unrecht erhoben wird.

Daneben ist diese unsägliche Berliner NIMBY-Scheiße isoliert betrachtet auch nicht bzw. nicht immer linksradikal, sondern an der Basis häufig verbrämter Egoismus.

Wer allerdings glaubt, der angespannten Lage auf dem Immobilienmarkt mit Dingen wie Milieuschutzverordnungen* wieder Herr zu werden, der hat ein ideologisches Problem.

Ganz persönlich ärgere ich mich ein bisschen, dass ich politisch ticke. Der Wert meines Wohneigentums wird durch zu wenig Neubau in Berlin und drumherum nicht eben sinken, schwachsinnige Regulierungen und Bürokratie hin, schwachsinnige Regulierungen und Bürokratie her.

* Was, wenn auch weniger wortwörtlich**, dem Anspruch nach zuerst mal annehmbar klingt. Im hinteren Wedding müssen schließlich nicht unbedingt Luxus-Lofts entstehen. Wenn man aber ins Kleingedruckte geguckt hat, bedeutet(e) dies (bis jemand dagegen vor Gericht ging) längere Zeit, dass z.B. alte Rippheizkörper nicht durch zeitgenössische Handtuchhalterheizkörper ersetzt werden durften oder in Kreuzberg keine Fahrstühle mehr angebaut werden durften.

Ein Kollege einer Freundin durfte in seiner Pankower Eigentumswohnung seine zweite Rumpelkammer nicht durch ein zweites Klo ersetzen. Er meinte, dass dort er selbst und sein Besuch scheißen würden, aber keine hippen Schwaben. Was natürlich nichts half.


** Wortwörtlich springt einen natürlich sowas wie Kreuzberger Stadtteilnationalismus und "Unser Dorf bleibt so, wie es ist" an.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum