Die Schimäre des Völkerrechts

Zeus @ Smadar, Mittwoch, 30. April 2003, 11:59 (vor 7661 Tagen) @ Smadar@Zeus

Smadar@Zeus schrieb:

Lieber Zeus,

es will mir nicht in den Kopf, wie Auschwitz
Innerstaatlichkeit symbolisieren kann. Für mich
ist es der Inbegriff zwischenstaatlicher
Aggression und für die Ermordung der
***europäischen*** Judenheit, die aus allen Ecken
des Kontinents in die Vernichtungslager gekarrt
wurde.


Gut; Du hast im Grunde recht. Auschwitz in meinem
Sinne als Symbol zu verwenden heißt, das
tatsächliche Auschwitz nicht in seiner
Umfänglichkeit in Betracht zu ziehen. Ich hatte
mir nach Gutdünken den Aspekt gewählt, welcher der
von mir intendierten Bedeutung nachkam; Dein
Einwand ist wohl gültig. Ich bin zudem auch der
Überzeugung, dass der Krieg unbedingt notwendig
war, um Auschwitz hervorzubringen; er hat den
Schatten geworfen, in dessen Dunkel sich die
deutsche Mordmaschinerie zu dieser Monstrosität
auswachsen konnte. Zu Friedenszeiten - glaube ich
- wäre soetwas nicht in diesem Umfange möglich
gewesen. Schon wegen dieser Überzeugung kann
Auschwitz nicht als innerstaatliches Phänomen
gelten; trotzdem gibt es wohl Beispiele
konzentrationslagerähnlicher Einrichtungen, die in
"Friedenszeiten" (keine zwischenstaatliche Gewalt)
errichtet wurden und als warnendes Beipiel
extremer Ausnutzung des innerstaatlichen
Machtmonopols gelten können (siehe zB.
Solschenizyn).

Das habe ich verstanden.
In der Tat ist es schwierig am Beispiel der Shoah
rechtliche Fragen zu diskutieren, weil die
moströsistät der Verbrechen den Focus auf
entschlossene Handlungen lenkt.


In der Tat. Aber nicht unmöglich und zudem auch
nötig. Denn dies ist es, wonach wir uns im
tiefsten Grunde sehnen: Gewissheit, daß derartige
"Monströsitäten" in Zukunft ausgeschlossen werden
können. Und dieses Sehnen wird um so
verzweifelter, wenn man erkennt, daß die
"Monströsität" nur einen Wimpernschlag neben der
Normalität liegt, ja, im Grunde zur "normalen
Handlungsbreite menschlichen Tuns" gehört
("normal" im Sinne Sarahs: Normativ des
Faktischen). Im Übrigen - ich weiß nicht, ob Du
das implizieren wolltest - spricht einiges gegen
die "Unvergleichlichkeit" oder "Einmaligkeit" der
Shoah: Wenn sie "einmalig" wäre, gäbe es keinen
Grund zur Beunruhigung; sie könnte sich ja nicht
wiederholen.

Tja, auch wir entwickeln uns eben zum normalen
Volk,


Ich würde weitergehen und sagen, daß wir nie ein
"unnormales Volk" waren ;-) Im übrigen habe ich
meine Probleme mit der völkischen Idee, die ich
für einen weltfremden Romantizismus halte. Das
einzig "völkisch verbindende", dem ich tatsächlich
eine gewisse Kraft und Faktizität zuerkenne, ist
die gemeinsame Sprache. Und gerade da ist es mit
dem "jüdischen Volk" besonders lau bestellt; ich
zumindest beherrsche kein Iwrith und rede mit den
Onkels und Tanten lieber englisch, oder - Du ahnst
es - deutsch.

Ich hätte auch gehofft,
dass Gott uns als Ersatz für das Öl, das er den
Arabern gab, mehr Verstand geben würde.


Hat er, hat er! Wir sind nur leider zu blöd, ihn
zu gebrauchen...

Was gibt es da zu fragen, der Antisemitismus
profitiert gleichermassen von allem, was Juden tun
und allem, was sie unterlassen.


Nu, nu. Sagen wir von vielem ;-)

Zum Letztgesagten: Es war ein Verweis auf Anatole
France, der - angeblich, so will es die Geschichte
- gesagt haben soll: "Ich mag nur solche Juden,
die wie ich, ordentliche Antisemiten sind".


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