Frankreich - Deutschland / Ideologien - Pathologien

Serious Black, Mittwoch, 23. Juni 2021, 10:03 (vor 1248 Tagen) @ NN

[...] >dürften zu den letzten gehören, die mit einer weichen Verurteilung kalkulieren.

Das war gar nicht mein Punkt. Mir ging es nur um die Signalwirkung nach außen. Vor allem auch deswegen, weil auf Grund der psychologischen Beurteilung ein Hauptverfahren gar nicht erst stattfand.Das hatte ich als 'weiche' Verurteilung fehlinterpretiert. Den Hinterbliebenen der Opfer wurde der Tag vor Gericht verwehrt. Was mir persönlich sauer aufstößt.

Mir war auch nicht bewusst, daß es sich hier um eine Besonderheit im franz. Recht handelt und nicht um überzogene Nachsicht des Richters. Daher bedanke ich mich für diesen wichtigen Hinweis.


In den 90ern hatte ich mal einen Mitbewohner, der entsprechend durchgedreht ist, übrigens auch induziert durch starken Cannabis- und Alkoholmissbrauch. Wo bei entsprechendem Konsumverhalten die meisten Menschen früher oder später depressive Symptome an den Tag legen, kommen Personen mit einer Veranlagung für Paranoide Schizophrenie ganz, ganz anders drauf. Zu meinem Glück ist der besagte Mitbewohner bei einem gemeinsamen Bekannten auf Mallorca final durchgedreht. Er sprengte eine Fete, und es war großes Glück, dass dabei niemand schwer verletzt worden ist. Der Bekannte war durch das Geschehnis wochenlang mitgenommen, er hatte sich zuvor in maßloser Selbstüberschätzung eingeredet, dass er meinen damaligen Mitbewohner wieder "erden" könne.

Ein Mitschüler (ein, zwei Jahrgänge unter mir) hat damals in der Mittelstufe angefangen alles zu rauchen, was ihm in die Finger kam. Als ihm mal wieder der Stoff/Tabak ausging, hat er z.B. die Fluppe mit Spänen eines alten Holztischs in der Schule gestreckt und das geraucht!

Ich hab ihn dann nach meinem Abi aus den Augen verloren, aber es muss wohl so weit eskaliert sein, daß er eines Tages spurlos verschwand.

Irgendwann nach etlichen Monaten meldete er sich telefonisch daheim und wollte abgeholt werden. Er war bis nach Madrid gekommen.

2. Der Mörder Sarah Halimis landet für mindestens 20 Jahre in der geschlossenen Psychiatrie. Wenn ich mich nicht täusche, wurde dies und Macrons Kritik an dem Urteil in Sheldon Adelsons Bibi-Blatt Israel Hayom ausgespart:

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/protest-in-paris-gegen-urteil-im-fall-von-g...

Ich lese kaum Israel Hayom. Die Kritik Macrons ist mir also sehr vertraut.


In Deutschland bedeutet geschlossene Psychiatrie ein reglementierteres Weggesperrtsein als Langzeitknast (anders als U-Haft), und ich vermute mal, dass das in Frankreich nicht anders ist.

Die schlechte Besonderheit im französischen Strafrecht im Falle von Schuldunfähigkeit scheint nun zu sein, dass es überhaupt nicht zu einem Hauptverfahren kommt, bei dem der Täter (soweit er sich wieder halbwegs auf dem Boden der Realität befindet) mit seiner Tat konfrontiert wird und in dem die Tat öffentlich/systematisch erörtert wird. Der Täter wird begutachtet und vernommen, muss aber im Falle von Schuldunfähigkeit nicht vor Gericht erscheinen. Das ist eine sehr unbefriedigende Rechtspraxis.

Genau mein Punkt.


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